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Bei der Politik des lebenslangen Lernens muss Deutschland aufpassen, sich nicht zu sehr von der Entwicklung in anderen europäischen Ländern abzukoppeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die am Dienstag in Düsseldorf veröffentlicht wurde. "Hierzulande gibt es zwar eine Vielzahl von Aktivitäten in der Weiterbildung, die aber im europäischen Vergleich eher zu-sammenhanglos wirken und vor allem nicht mit einer zukunfts- und zielorientier-ten Diskussion verbunden sind," erklärte Winfried Heidemann, Qualifikations-Experte der Stiftung. Erst in jüngster Zeit sei die Diskussion durch die Vereinba-rungen im Bündnis für Arbeit in Gang gekommen.
Die Untersuchung "Lebenslanges Lernen: Aktuelle Strategien im Sozialdialog in Europa" zeige vier gravierende Unterschiede zwischen der deutschen und der Politik in anderen europäischen Ländern, so Autor Heidemann. Erstens schließe lebenslanges Lernen in anderen Ländern alle Bildungsbereiche ein, von der Vor-schulerziehung bis hin zum tertiären Bereich. Dabei spielten insbesondere die wechselseitige Offenheit der Bildungsbereiche und der Zugang zu tertiärer Bil-dung auch ohne traditionelle Hochschulberechtigung eine Rolle. "Demgegenüber engen die Erklärungen des Bündnisses für Arbeit das Thema auf die betriebliche Weiterbildung ein," stellt Heidemann fest. Zweitens würden in anderen Ländern die Rahmenbedingungen für das lebenslange Lernen durch die Politik definiert und bereit gestellt. Die Regierungen erwarten allerdings von den Sozialpartnern an der Ausfüllung der Rahmenbedingungen mitzuwirken. Im Bündnis für Arbeit haben die Tarifparteien die Sicherung der Rahmenbedingungen lebenslangen Ler-nens übernommen. Drittens werde ein deutlicher Schwerpunkt in anderen Län-dern auf die Förderung individueller Verantwortung für die eigene berufliche Entwicklung gelegt. Heidemann zitiert eine Sprecherin des schwedischen Bil-dungsministerium mit den Worten "Lebenslanges Lernen ist ein individuelles Projekt." Viertens sei der wesentliche europäische Ansatz um selbst verantwor-tetes lebenslanges Lernen zu fördern, individuelle Lernkonten einzurichten: Sie sollen individuelles Engagement zur Weiterbildung finanziell fördern und die Wahlmöglichkeiten für die eigene berufliche Entwicklung stärken. Bildungskonten gibt es oder werden eingeführt in Österreich (dort bereits seit Mitte der 90er Jahre), Großbritannien, Schweden, den Niederlanden, Italien und Frankreich.
Zudem gebe es für die Entwicklung von "Lernkultur" in anderen Ländern sehr vielfältige Ansätze, aus denen Deutschland lernen könne. So gebe es beispiels-weise Aktivitäten, um den Qualifikationsstand von Beschäftigten und Arbeitslo-sen mit fehlenden oder niedrigen Bildungsabschlüssen zu heben. Auch gehe es darum Weiterbildung anzuerkennen, wenn Qualifikationen nicht in formalen Bil-dungsveranstaltungen erworben wurden. Schließlich werden Beratung und Coa-ching von Personen und Betrieben für die Organisation lebenslangen Lernens ausgebaut.
Hinweis für die Redaktionen:
Die Studie von Winfried Heidemann "Lebenslanges Lernen: Aktuelle Strategien im Sozialdialog in Europa" kann per Email angefordert werden: Winfried-Heidemann@boeckler.de
Aktuelle Informationen zum Thema finden Sie auch in dem neuen Informations-angebot "Böckler-Boxen" im Internet unter http://www.boeckler-boxen.de/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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