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18.01.2010 09:56

Wenn ein "Pilz-Unfall" das menschliche Leben bedroht

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Oliver Kurzai ist neuer Professor für "Fungal Septomics" der Universität Jena

    Jena (18.01.10) Obwohl es über 1,5 Mio. Pilzarten gibt, verursachen nur 300 von ihnen Krankheiten beim Menschen. Doch diese 300 Arten können ziemlichen Schaden anrichten - etwa als Verursacher von Sepsis. Den Pilzen (und einigen Bakterien), die die sog. Blutvergiftung auslösen, ist Prof. Dr. Oliver Kurzai von der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf der Spur. Der neue Professor für die Infektionsbiologie lebensbedrohlicher systemischer Pilzinfektionen - kürzer und wissenschaftlich präziser: für "Fungal Septomics" - hat es sich zum Ziel gesetzt, die pilzlichen Krankheitserreger zu identifizieren und detailliert zu verstehen, wie sie unser Immunsystem aktivieren.

    Dafür ist der 34-jährige Mediziner gerade mitsamt Frau und Söhnen nach Jena übergesiedelt, um die Professur an der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät der Universität anzutreten. Universität, Klinikum und Hans-Knöll-Institut (HKI) bauen in Jena gemeinsam ein Sepsis-Zentrum auf, das erheblich vom Bundesforschungsministerium gefördert wird. "Das Konzept, das die Brücke zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung schlägt, überzeugt", begründet Kurzai seinen Wechsel nach Jena. Zudem "legt die Universität Wert auf die Forschungsfelder, auf denen ich arbeite", sagt der groß gewachsene Medizinische Mikrobiologe, der mit seinem siebenköpfigen Team im HKI untergebracht ist. "Dass wir die HKI-Infrastruktur nutzen können, ist ein Riesengewinn", freut sich Kurzai auf die gemeinsame erregerbezogene Sepsisforschung, bei der ihm auch seine Erfahrungen als Mediziner zugutekommen, "denn ich weiß, was am Patienten passiert".

    Pilze - wie die Hefepilze "Candida" und nicht Champignons und Konsorten - sind seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn in Würzburg Kurzais Steckenpferd. Seine mehrfach ausgezeichnete Dissertation (2002) hat er über die Gene geschrieben, die bei Candida die Reaktion auf unterschiedliche pH-Werte steuern. Denn der Hefepilz, der in mehr als der Hälfte aller Menschen vorkommt und eigentlich harmlos ist, erträgt das breite Spektrum von pH-Werten im menschlichen Körper, ohne bei Säureschwankungen darin umzukommen. "Candida verändert seine Gestalt, je nach Bedingung", vereinfacht Kurzai ein Ergebnis seiner Doktorarbeit. Diese wichtige Erkenntnis wird ihm bei seinen Jenaer Sepsisforschungen ebenso helfen wie seine Würzburger Untersuchungen über Meningokokken. Diese Bakterien, die beim Menschen den Nasen-Rachen-Raum besiedeln, sind sog. "akzidentelle Krankheitserreger" - ebenso wie Candida. Was lag näher, als beide Arten in den Forschungen zu verknüpfen? Oliver Kurzai tat dies in seiner Habilitation, die er 2008 in Würzburg beendete. Dabei hat der Mediziner ermittelt, dass beide Erreger die von ihnen verursachte Krankheit nicht wollen. Dass beide Erregertypen für den Menschen tödlich sein können, "ist ein Unfall", erläutert Kurzai. Die Ursachen für diese "Unfälle" sind unterschiedlich. So sind etwa bei Candida zwar die krankmachenden Eigenschaften immer vorhanden. Allerdings erkennt die menschliche Immunabwehr, hier in Form der Granulozyten in den weißen Blutkörperchen, ob der Hefepilz akut eine Krankheit auslöst oder derzeit harmlos ist. Diese neuen Erkenntnisse Kurzais, dass die filamentöse Form von "Candida albicans" spezifisch die neutrophilen Granulozyten aktiviert, die vorher als wenig differenziert bei der Infektionsabwehr galten, bildet eine gute Grundlage bei der weiteren Sepsis-Forschung in Jena.

    Kontakt:
    Prof. Dr. med. Oliver Kurzai
    Friedrich-Schiller-Universität Jena / Zentrum für Innovationskompetenz "Septomics"
    c/o Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut
    Beutenbergstr. 11a
    07745 Jena
    Tel.: 03641 / 5321347
    E-Mail: oliver.kurzai[at]hki-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Oliver Kurzai.
    Prof. Dr. Oliver Kurzai.
    Foto: Peter Scheere/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Medizin
    regional
    Personalia
    Deutsch


     

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