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Wissenschaft
Jena (05.06.01) Über 250 Geowissenschaftler treffen in dieser Woche (5.-10. Juni) an der Friedrich-Schiller-Universität zur Fachtagung "Sediment 2001" zusammen. Im Mittelpunkt der rund 80 Vorträge und über 100 Posterbeiträge stehen geobiologische und geochemische Wechselwirkungen, die zum Beispiel für die Trinkwassergewinnung, die Erschließung von Bodenschätzen, die Renaturierung von Abbaugebieten oder für die Prognose von Klimaveränderungen eine Rolle spielen. Unter Sedimenten verstehen die Experten die an der Erdoberfläche gebildeten, noch nicht verfestigten Gesteinsschichten der Erdkruste.
"Rund 90 Prozent der Weltenergieversorgung hängen nach wie vor von fossilen Brennstoffen ab", berichtet Tagungspräsident Prof. Dr. Reinhard Gaupp, "dabei ist es ganz entscheidend, die Lagerstätten von Kohle, Erdöl und Erdgas möglichst ökonomisch zu erschließen." Wichtig dafür sind sedimentologische Untersuchungen, die genaue Aufschlüsse über die Ausbreitung und Ausbildung der oberflächennahen Erdschichten geben; zum Standard zählen auch geophysikalische Methoden, anhand von künstlich erzeugten Erschütterungswellen tomographische, räumliche Abbilder der Gesteinsstrukturen zu erzeugen. "Bei der Suche nach Erdgas, zum Beispiel in den niedersächsischen Vorkommen, kostet eine einzige Bohrung bis zu 50 Millionen Mark", weiß Gaupp, "da wäre eine Suche nach dem Prinzip ,Versuch und Irrtum' viel zu teuer."
Immer größere Bedeutung gewinnt die sedimentologische Forschung bei der Renaturierung von Abbaugebieten, zum Beispiel im ehemaligen Uranbergbaugebiet Wismut/Ronneburg. "Natürlich kann Regenwasser auch hochgiftige Stoffe in tiefere Gesteinsschichten schwemmen", so Gaupp, "diese geochemischen Vorgänge zwischen Wasser und Gestein versuchen wir, mit Hilfe moderner EDV am Rechner zu simulieren und zu modellieren." Dieser Forschungszweig spielt auch bei der Suche nach Endlagerstätten für Atommüll eine wichtige Rolle. Es sind vor allem Sedimentgesteine, die weltweit für Endlagerzwecke in Frage kommen.
Schließlich das Stichwort Klimaveränderungen: "Sedimente sind für uns buchstäblich Klima-Archive", erläutert Professor Gaupp. "Anhand von Bohrkernen können wir sehr präzise regionale Klimata und - über Sporen und Pollenanalysen - auch die Vegetation rekonstruieren." Warum vor fünf Millionen Jahren das Mittelmeer ausgetrocknet war oder vor 18.000 Jahren - nachvollziehbar etwa über Sedimentanalysen aus Seen - eine Erwärmung in Mitteleuropa eingesetzt hat, wird vielleicht nur die Experten interessieren. "Allerdings lernen wir bei diesen Studien auch die Mechanismen kennen, nach denen Klimaveränderungen ablaufen", bemerkt Reinhard Gaupp. "Zum ersten Mal in der Erdgeschichte stehen wir in der Gefahr, dass der Mensch darauf einen nachhaltigen Einfluss nimmt."
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Reinhard Gaupp
Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
Tel.: 03641/948620, Fax: 948622
E-Mail: gaupp@geo.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
D-07743 Jena
Telefon: 03641 · 931030
Telefax: 03641 · 931032
E-Mail: roe@uni-jena.de
http://www.geo.uni-jena.de/Sediment2001/index.html.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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