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Ein europäisches Forschungsprojekt am Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus beschäftigt sich mit Medienverantwortung und Medientransparenz.
Ob krasse Lügengeschichten, eine skrupellose Berichterstattung über den Amoklauf in Winnenden oder schamlos abgeschriebene PR-Berichte - seit fünf Jahren macht der Medien-Watchblog Bildblog öffentlich, wo Medien versagen. Zunächst hatten die Journalisten nur die Bild-Zeitung im Visier, mittlerweile haben sie die gesamte Branche im Blick. "Das Bildblog ist ein Beispiel dafür, wie Medienselbstkontrolle im 21. Jahrhundert funktionieren kann", sagt Journalistik-Professorin Susanne Fengler. Welche Chance innovative Instrumente der Medienselbstregulierung - neben Blogs zum Beispiel Online-Ombudsmänner - bieten, erforscht Fengler daher ab Februar mit einem internationalen Forschungsteam. "Traditionelle Instrumente der Medienselbstkontrolle - wie etwa der Deutsche Presserat - sind nicht mehr in der Lage, den ethischen Herausforderungen durch das Internet zu begegnen", so Fengler.
Für dreieinhalb Jahre wird sich das Projekt unter Leitung von Susanne Fengler als Geschäftsführerin des Erich-Brost-Instituts für internationalen Journalismus der Technischen Universität Dortmund mit den Fragen nach Medienverantwortung und Medientransparenz beschäftigen. Die Europäische Union fördert das Projekt "Media Accountability and Transparency in Europe" (MediaAcT) mit rund 1,5 Millionen Euro im 7. Forschungsrahmenprogramm. MediaAcT ist das einzige von einer deutschen Einrichtung koordinierte Projekt mit Medienbezug, das in diesem Rahmenprogramm unterstützt wird. Beteiligt sind neben den Dortmunder Forschern zehn Partner aus ost- und westeuropäischen Ländern sowie ein Partner aus der arabischen Welt. Von Finnland im Norden bis Tunesien im Süden werden die Forscherteams in den kommenden dreieinhalb Jahren die Entwicklung und den Einfluss verschiedener Formen der Medienverantwortung analysieren und vergleichen. In einer breit angelegten Feldstudie wollen sie herausfinden, welche etablierten und welche innovativen Formen der Medienselbstregulierung in den unterschiedlichen Ländern vertreten sind. "Verantwortliche Medien sind eine Grundvoraussetzung für ein pluralistisches Mediensystem in Europa - vor allem in Zeiten zunehmender Medienkonzentration unter Medienmogulen wie Berlusconi", sagt Projektkoordinatorin Susanne Fengler. Ein Ziel des Projektes ist es, politische Empfehlungen für EU-Gesetzgeber im Bereich der Medien zu entwickeln. Darüber hinaus sollen Workshops und Online-Trainings für Medienblogger und Journalistik-Studenten entstehen. "Wir wollen Anreize für Medienmacher und Mediennutzer schaffen, sich stärker für unabhängige und verantwortliche Medien einzusetzen", sagt Susanne Fengler.
Das Projekt MediaAcT startet am Donnerstag, 18. Februar, ab 18 Uhr mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung zum Thema "Wildwest im WWW? Der digitale Umbruch als medienethischer Problemfall" im Erich-Brost-Institut. Fachleute aus Wissenschaft und Journalismus werden über die berufsethischen Herausforderungen diskutieren, vor die das Internet Journalisten stellt. Auf dem Podium mit dabei sind Elmar Theveßen (stellvertretender ZDF-Chefredakteur), Mercedes Bunz (Redakteurin "Media and Technology" beim Guardian, London), Yavuz Baydar (Ombudsmann der Tageszeitung Sabah, Istanbul, Türkei), Huub Evers (Journalistik-Professor an der Fontys University School of Journalism, Tilburg, Niederlande) und Klaus Meier (Journalistik-Professor am Institut für Journalistik an der TU Dortmund). Interessierte sind herzlich eingeladen.
Ansprechpartner für Rückfragen:
Projektmitarbeiterin Julia Lönnendonker
Telefon: 0231-755 6975
E-Mail: Julia.Loennendonker@udo.edu
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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