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Wissenschaft
"Unsere Mutter hatte das Gutenbergmanuskript vor den Bomben gerettet, und wir Kinder sprachen ehrfürchtig darüber. Ich kannte meinen Vater nur von den Erzählungen anderer. Als ich viele Jahre später mehr über ihn erfahren wollte, wurde für mich gleichzeitig seine Geschichte, die des Johann Gutenberg, interessant", schreibt Dr.-Ing. Rüdiger Alt, Institut für Energieverfahrenstechnik und Brennstofftechnik, im Vorwort zum Roman seines Vaters. Im Jahr 1934 hatte Hans Alt das Manuskript abgeschlossen. In zehnjähriger Arbeit erstellte Rüdiger Alt während der Urlaube den druckfertigen Text und am 8. Juni 2001 wurde das Buch in der Stadtbücherei im Alten Bahnhof vorgestellt. Still in sich gekauert sitzt der Sohn und lauscht der Lesung.
Mit ihrer klaren schönen Altstimme trug Roswitha Lücke Passagen vor. Frei von Pathos leiht sie mit ihrer Stimme den Phantasien Hans Alts ihre Menschlichkeit. Und wenn ihre Worte ausklangen, trugen die Gitarrenschüler und Schülerinnen Cordula Müller-Hörseljaus die Stimmung weiter. Mehrstimmige melodiöse, zarte Rennaissancemusik. Mal tänzersch, mal gravitätisch spazierend, in kammermusikalischer Harmonie vorgetragen von den jungen Künstlern.
Was trieb Hans Alt um, Anfang der 30ziger Jahre, als Deutschland im Nazismus versank, seine Energie einer 500 Jahre vergangenen Zeit zuzuwenden und das Leben des Johann Gutenberg neu zu erfinden? Der Epilog deutet es an: "Über dem Himmel der Gewaltigen thront der Himmel des Geistes, der Seele. Das sind die Helden ohne Schwert. Sie streiten den Kampf gegen ihre Zeit, die eine waffenstarrende Phalanx ist. Sie bluten. Und verbluten nicht. Aber sie tauchen in die Nichtigkeit ihrer Tage. Erst die Nachwelt erlöst sie und hebt sie auf jene Türme, die sie erbauten."
Sebastian Haffner analysiert in seinen jüngst posthum veröffentlichten Erinnerungen den verborgenen Sinn solcher Prosa. Wer den durch und durch anständigen Dr. Alt in seiner liebenswerten Umständlichkeit sieht, glaubt in der folgenden Beschreibung Haffners den Vater, Hans Alt, zutiefst erschreckt vom Terror, vor sich zu sehen: Er "will sich nicht durch Haß und Leiden seelisch korrumpieren, will gutartig, friedlich, freundlich, nett bleiben. Wie aber Haß und Leiden vermeiden, wenn täglich, täglich das auf einen einstürzt, was Haß und Leiden verursacht? Es geht nur mit Ignorieren, Wegsehen, Wachs in die Ohren tun, Sich-Abkapseln." Diese Form des Abwendens habe zu einer massenhaft publizierten Idyllenliteratur geführt, schreibt Haffner. Er fühle sich, "allmählich in aller Feinfühligkeit, Leisheit und Zärtlichkeit geradezu angeschien von ihnen. Merkst du nicht, schrie es zwischen ihren Zeilen, wie zeitlos und innerlich wir sind? Für jeden dieser Dichter ist irgendwann ein Zeitpunkt gekommen, wo es nicht mehr ging, irgendein Ereignis, das mit allem Wachs in den Ohren nicht zu überhören war, eine Verhaftung im nächsten Bekanntenkreis etwa, oder Ähnliches. Das gab dann beträchtliche Zusammenbrüche. Es sind traurige Geschichten. Die Konflikte der Deutschen im Sommer 1933 sahen ein bißchen so aus, wie die Auswahl zwischen verschiedenen seelischen Todesarten."
Hans Alt fiel in den ersten Tagen des Krieges. Die Musik des Abends und die traumwandlerische Sprache des Romans gaben eine Ahnung, wonach er sich gesehnt haben mag.
Wenn die Worte verklangen, trugen die Gitarrenschüler und Schülerinnen Cordula Müller-Hörseljaus die ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sprache / Literatur
regional
Personalia
Deutsch
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