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Wissenschaft
Jena (12.06.01) Zum Honorarprofessor für Medien und Zeitdiagnostik wird Dr. Lothar Späth, der Vorstandsvorsitzende der Jenoptik AG, heute Abend an der Friedrich-Schiller-Universität ernannt (12.06., 18.15 Uhr, Aula). Späth wird damit regelmäßig Lehrverpflichtungen an der Jenaer Universität, vor allem im Bereich Medienwissenschaft, übernehmen und seine theoretische wie praktische Medienkompetenz an die Studenten vermitteln.
Weil die Jenaer Medienwissenschaft interdisziplinär in der Philosophischen Fakultät und der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften organisiert ist, erhält Lothar Späth die Honorarprofessur als erster in Jena gleichzeitig in zwei Fakultäten. Bereits seit vergangenem Jahr hält er als Gastdozent regelmäßig Lehrveranstaltungen ab.
"Wir sehen ihn als einen wichtigen Partner im Dialog zwischen wissenschaftlicher Forschung und Lehre und gesellschaftlicher Praxis", erläutert Prof. Dr. Kurt Müller, der Dekan der Philosophischen Fakultät, der heute Abend die Laudatio halten wird. Späth hat schon in seiner Zeit als baden-württembergischer Ministerpräsident (1978-91) aus der Diagnose aktueller Entwicklungstendenzen das enorme Zukunftspotenzial der Neuen Medien erkannt und richtungsweisende Entscheidungen getroffen. "Als einer der ersten überhaupt hat er den Wandel zur Mediengesellschaft mit seiner sozialen, politischen und natürlich auch wirtschaftlichen Bedeutung - bereits Mitte der 80er Jahre - erkannt", erklärt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl Schmitt, Dekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften. "Und Lothar Späth hat natürlich die richtigen Konsequenzen daraus gezogen."
Mit der gebührenden Vehemenz setzte er sich für den Ausbau der Mediennetze und -industrien in Deutschland ein. "Diese strukturpolitische Weitsicht möchten wir nun gemeinsam für unseren jungen medienwissenschaftlichen Studiengang fruchtbar machen", so Kurt Müller. Bildungspolitisch initiierte der gebürtige Sigmaringer Späth u. a. die Gründung der inzwischen international reputierten Medienhochschule Karlsruhe und der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Inzwischen gibt es deutschlandweit an 50 Universitäten mehr als 200 medienwissenschaftliche Lehrstühle; allein 30 davon sind an den vier Thüringer Universitäten bereits installiert oder geplant.
Auch die Idee zur Fusion von Südwestfunk und Süddeutschem Rundfunk zum neustrukturierten Südwestrundfunk stammt aus dem Späthschen "Brainpool". Im Privatfernsehen ist der alerte Vordenker und Manager seit 1998 mit seiner Talkshow "Späth am Abend" auf n-tv eine feste Größe. "Wie kaum ein anderer kennt er die Medienstrukturen von innen heraus und beherrscht die hohe Kunst, Zeittendenzen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Medien frühzeitig wahrzunehmen und Entwicklungslinien zusammenzudenken", so Karl Schmitt.
Einen Niederschlag findet diese "zeitdiagnostische Kompetenz" nicht zuletzt in zahlreichen Büchern, in denen Späth stets auch Handlungsalternativen und -leitbilder vorstellt und diskutiert. Dabei leite ihn eine aus bodenständigem schwäbischem Protestantismus genährte Mischung von "realitätsnahem Optimismus" und "materialistischer Bewährungsfreude", urteilt ein Gutachter an der Jenaer Universität. So z. B. auch in der bereits 1985 erschienenen Monographie "Wende in die Zukunft: Die Bundesrepublik auf dem Weg in die Informationsgesellschaft", mit der Späth ein heute weitgehend eingetroffenes Szenario entwirft.
Als Autor und Redner zeichnet ihn zudem bekanntermaßen eine hohe Vermittlungskompetenz aus. Er bewege sich stets auf sicherem empirischen Fundament, bewahre durchaus eine kritische Distanz zu den eigenen Hypothesen und behalte stets den Blick auf komplexe, größere Zusammenhänge gerichtet, schildert Müller. Dabei bleibe er in seiner Sprache immer anregend, dialogisch orientiert und gut verständlich, fürchte allerdings auch nicht die inhaltliche Kontroverse. Müller: "Damit hat er sich als exzellenter Didaktiker wie auch als Vorbild einer konstruktiven Streitkultur profiliert." - Ein Vorbild also nicht nur für Studenten, meint Müller, sondern auch für seine nunmehrigen Hochschullehrer-Kollegen.
Dass die Jenaer Universität mit der Berufung Späths nicht zuletzt auch an eine lange Tradition anknüpft, betont Dekan Prof. Dr. Karl Schmitt heute Abend in seiner Begrüßung der Festversammlung. Denn schließlich hätten schon Abbe und Zeiß das fruchtbare Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft für die Entfaltung innovativer Schubkräfte in Jena und Thüringen vorexerziert. "Was damals wie heute für die optische Industrie gilt, möchten wir nun auch für den Medienbereich umsetzen", so Schmitt.
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
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Telefon: 03641 · 931030
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Wirtschaft
überregional
Personalia, Studium und Lehre
Deutsch
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