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25.02.2010 10:25

Wo wohnen die geschicktesten Schokoladen-Fabrikanten?

Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Prof. Dr. Dominik Güss von der University of North Florida forscht an der Universität Jena

    Jena (25.02.10) Sirenen heulen durchdringend. Flammen züngeln zwischen den Bäumen. Zahllose Feuer prasseln. Prof. Dr. Dominik Güss sitzt vor seinem Computer an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und versucht, mit Löschzügen und Hubschraubern die Waldbrände einzudämmen. "Es gibt hier zwei Städte, die ich als zuständiger Feuerwehrhauptmann schützen muss", erklärt der Wissenschaftler, was er gerade mit Keyboard und Maus macht. "Ich verfüge über eine bestimmte Anzahl an Fahrzeugen und Hubschraubern und muss entscheiden, wo diese zum Einsatz kommen sollen." Güss hat alle Hände voll zu tun, an immer mehr Stellen entzünden sich Feuer, die durch kräftige Winde zusätzlich angefacht werden.

    Einmal Feuerwehrmann sein - mit der Computersimulation "WINFIRE" können sich nicht nur kleine Jungs einen oft geträumten Traum erfüllen. Für den Kulturvergleichenden Kognitionspsychologen Dominik Güss geht es dabei jedoch nicht in erster Linie um Spielfreude und Spaß an strategischem Handeln. Und in der Regel spielt er auch nicht selbst, sondern beobachtet andere dabei. "Mich interessiert die Frage, wie Menschen mit komplexen Problemen umgehen", so der Wissenschaftler von der University of North Florida in Jacksonville (USA), der derzeit mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung u. a. in Jena forscht. Dazu konfrontiert Güss Personen aus verschiedenen Kulturen mit Computersimulationen und untersucht, wie sie die gestellten Aufgaben lösen. "Vor allem das Wechselspiel zwischen logisch-strategischem Handeln und der breiten Palette an Emotionen ist interessant", sagt Dominik Güss schmunzelnd. Während sich etwa deutsche Versuchspersonen vor allem als strategische Planer mit kühlem Kopf entpuppten, äußerten Brasilianer äußerst wortreich Freude oder Unmut über das Erreichte. "Asiaten wiederum stellen zunächst viele Fragen, um für sich die Situation erst einmal zu analysieren", so Güss.

    Für seinen Forschungsaufenthalt in Deutschland hat sich der gebürtige Augsburger Jena ausgesucht. Wichtigster Partner ist für ihn dabei Prof. Dr. Stefan Strohschneider von der Friedrich-Schiller-Universität, mit dem ihn bereits frühere wissenschaftliche Kontakte verbinden. "Professor Güss ist einer der weltweit ganz wenigen Kognitionspsychologen mit kulturvergleichender Orientierung und kulturwissenschaftlichen Interessen", so der Professor für Interkulturelle Kommunikation, der Güss für seinen Forschungsaufenthalt nach Jena eingeladen hat.

    Mit seinen Kollegen vom Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Jenaer Uni richtet Prof. Güss seit Jahresbeginn nun den Blick auf die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. Anhand der Computersimulation SchokoFin wollen die beiden Wissenschaftler herausfinden, wie Menschen in beiden Ländern mit dem Erleben von Unsicherheiten umgehen. Dazu bekommen die Testpersonen die Leitung einer Schokoladenfabrik übertragen. "Es geht darum, möglichst gut zu wirtschaften und im Wettbewerb mit der Konkurrenz gut zu bestehen", umreißt Prof. Güss die Aufgabe.

    Die Vorbereitungen für die Studie, an der 140 Personen aus beiden Ländern teilnehmen sollen, laufen bereits. "Wir planen, drei Personengruppen zu testen", kündigt Güss an. Zunächst sollen Studierende der Sozialwissenschaften und Betriebswirtschafts-Studenten für die Studie gewonnen werden. Später soll die Studie dann auch Manager, die bereits im Berufsleben stehen, einschließen. Die Untersuchungen werden parallel in Jena und in Jacksonville in Florida laufen. Ende Februar fliegt Dominik Güss zunächst zurück an seine Heimat-Universität in die USA. Ab Juni kehrt der 41-Jährige jedoch zurück nach Jena, um hier die Computertests zu betreuen. Dann wird sich zeigen, wo die geschicktesten Schokoladen-Fabrikanten wohnen.

    Wer sich in Jena für eine Teilnahme an dem Experiment interessiert, der kann sich bei Prof. Strohschneider per E-Mail (stefan.strohschneider[at]uni-jena.de) melden.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Dominik Güss
    Department of Psychology, University of North Florida, Jacksonville, FL (USA)
    E-Mail: dguess[at]unf.edu

    Prof. Dr. Stefan Strohschneider
    Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944376
    E-Mail: stefan.strohschneider[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Prof. Dr. Dominik Güss.
    Prof. Dr. Dominik Güss.
    Foto: Peter Scheere/FSU
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    Dominik Güss spielt Feuerwehrmann, um zu beobachten, wie Menschen mit komplexen Problemen umgehen.
    Dominik Güss spielt Feuerwehrmann, um zu beobachten, wie Menschen mit komplexen Problemen umgehen.
    Foto: Peter Scheere/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kulturwissenschaften, Psychologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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