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Berlin - Schlaganfall-Patienten können heute nicht nur früher die Klinik verlassen als noch vor einigen Jahren. Auch der Gesundheitszustand der Patienten bei der Entlassung oder Verlegung in eine Rehabilitationsklinik hat sich verbessert. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich einer aktuellen Studie hin. Befürchtungen, dass durch die Vergütung über Fallpauschalen Patienten in schlechterem Zustand entlassen werden, haben sich damit nicht bestätigt. Die höhere Behandlungsqualität führt die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft auf die zunehmende Etablierung von speziellen Schlaganfallstationen, den Stroke Units, zurück.
Seit 2004 erhalten Kliniken nicht mehr für jeden behandelten Patienten einen Tagessatz, sondern eine Fallpauschale für jede abgeschlossene Behandlung. Diese werden als "diagnosis related groups" (DRG), zu Deutsch "diagnosebezogene Fallgruppen", bezeichnet. "Die DRG schaffen unter anderem einen wirtschaftlichen Anreiz für möglichst kurze Behandlungszeiten. Deshalb bestand die Befürchtung, dass Patienten übereilt entlassen werden", berichtet Professor Dr. med. Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen.
Doch das Gegenteil ist der Fall, wie jetzt die Auswertung aller Schlaganfallbehandlungen in Hessen im Zeitraum von 2003 bis 2006 ergab: Die durchschnittliche Behandlungsdauer ist zwar tatsächlich von 12,2 auf 10,4 Tage zurückgegangen. Gleichzeitig stieg jedoch der Anteil der Patienten, die mit einem gutem Behandlungsergebnis entlassen werden konnten. Der Anteil der Patienten mit schwerer Behinderung dagegen sank - und zwar unabhängig von der Schwere der Schlaganfallsymptome bei der Aufnahme. "Die aktuelle Analyse zeigt, dass sich die Behandlungsqualität deutlich verbessert hat. Grund hierfür ist die zunehmende Versorgung der Patienten in Stroke Units", erklärt Privatdozent Dr. med. Marek Jauß, Erstautor der Studie. Wurden in Hessen 2003 erst 30 Prozent der Schlaganfall-Patienten in Stroke Units behandelt, so waren es 2006 bereits 50 Prozent.
Einen weiteren Grund für die Zunahme der Behandlungsqualität sieht der Experte im vermehrten Einsatz der Lysetherapie. Diese kann das Blutgerinnsel, das die meisten Schlaganfälle verursacht, häufig beseitigen. Erfolgreich ist die Lysetherapie nur, wenn sie innerhalb der ersten Stunden nach dem Schlaganfall erfolgt.
Quelle:
Jauß M, Hamann GF, Claus D, Misselwitz B, Kugler C, Ferbert A: Abrechnung mittels Fallpauschalen beim Hirninfarkt. Führte dies zu Entlassungen in klinisch schlechterem Zustand? In: Nervenarzt 2010; Feb;81(2):218-25.
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressestelle
Silke Stark
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-572
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org
Internet: http://www.dsg-info.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Politik
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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