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18.06.2001 15:39

Zwischen Reinkarnation und Nahtod-Erfahrung

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Zwischen Reinkarnation und Nahtod-Erfahrung

    2. Jahrestagung des Deutschen Kollegiums
    für Transpersonale Psychologie

    Das Deutsche Kollegium für Transpersonale Psychologie (DKTP) veranstaltet am Freitag und Samstag, den 15. und 16. Juni 2001, die 2. Jahrestagung an der Albert-Ludwigs-Universität, zu der etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet werden. Im Rahmen der Tagung wird erstmals der mit 10.000 Mark dotierte Forschungspreis der DKTP verliehen. Preisträger ist Dr. Ulrich Ott von der Universität Gießen, der sich über Meditationsforschung promovierte. Nachwuchspreise für die Diplomarbeit gehen an Dipl.-Psych. Nina Buchheld, die ihre Arbeit am Freiburger Institut für Psychologie verfasste sowie an Dipl.-Psych. Mechthild Moritz von der Universität Oldenburg.

    Die Transpersonale Psychologie hat sich in den 60er Jahren aus der "Humanistischen Psychologie" entwickelt. Ihre wesentlichen Kennzeichen sind die Einbeziehung spiritueller und religiöser Erfahrungen in die Forschung, in die Lebenspraxis von Menschen und in das therapeutische Setting. Diese Psychologie orientiert sich unter anderem an der Betrachtung von Erfahrungen, die über das einzelne, individuelle Ich hinauszuweisen scheinen, was bedeuten kann, dass sich Menschen plötzlich anderen Lebewesen oder dem Kosmos verbunden fühlen oder sich in außergewöhnlichen Bewusstseinszuständen wiederfinden. Das können so genannte Nahtod-Erfahrungen sein, wie sie der Fall Pam Reynolds bekannt machte: Die Amerikanerin wurde gezielt in ein künstliches Koma gebracht. Grund war eine komplizierte Operation. Aus dem Koma erwacht, berichtete Reynolds auf der Schwelle zum Tod gewesen zu sein. Ein immer ähnliches Muster tritt bei Nahtod-Erfahrungen auf: Die Betroffenen blicken in einen langen Lichtkanal, fühlen sich von unendlicher Güte umstrahlt, sehen das eigene Leben in Bildern vorbeiziehen. Häufig strukturieren diese Menschen ihr Leben nach den Erfahrungen, die beispielsweise bei einem schweren Unfall oder einer Herzattacke auftreten, völlig um.

    Ein weiteres wichtiges Thema der Transpersonalen Psychologie ist die Frage, ob es so etwas wie ein allgemeingültiges Modell menschlicher und spiritueller Entwicklung gibt. Dieser Fragestellung wird auf der Tagung in einigen Beiträgen nachgegangen. Professor Erlendur Haraldsson von der Universität Reijkjavik stellt seine empirischen Forschungen zu Kindern mit so genannten Reinkarnationserinnerungen vor. In der Transpersonalen Psychologie werden außerdem subjektive und objektive Wirkungen meditativer Bewusstseinszustände erforscht, etwa in ihren Auswirkungen aufs Rauchen.

    In einigen Workshops, die im Rahmen der Freiburger DKTP-Tagung stattfinden, besteht die Möglichkeit, sich gezielt und unter professioneller Anleitung in außergewöhnliche Bewusstseinszustände zu versetzen, etwa durch Holotropes Atmen. Durch kontrolliertes Hyperventilieren haben sich frühere Workshop-Teilnehmer beispielsweise in einem historischen Kontext wiedergefunden, sich als Engel gefühlt oder persönliche dramatische Erfahrungen gemacht. Ziel der Methode ist der therapeutische Effekt: Die gemachten Erfahrungen sollen heilsam auf die Betroffenen wirken.

    Rund zwei Drittel aller Menschen haben in ihrem Leben schon einmal außergewöhnliche Bewusstseinszustände erlebt. Die Transpersonale Psychologie analysiert derlei Erfahrungen wissenschaftlich und bietet den Betroffenen kompetente klinische Hilfe an. Erlebnisse, die die konventionelle psychiatrische Forschung möglicherweise als schizophren einstuft, werden in der Transpersonalen Psychologie hinterfragt, als Erfahrung ernst genommen, und in das Leben des Betroffenen eingeordnet.

    Die Transpersonale Psychologie hat sich in vielen, zum Teil getrennt operierenden Bereichen weiterentwickelt. Gemeinsamer Nenner bleibt aber das Thema spirituell-religiöser Erfahrungsinhalte von Menschen und deren Relevanz für die Wissenschaft und Lebenspraxis der Betroffenen. Das DKTP will die Transpersonale Psychologie an den Hochschulen durch Forschung und Lehre präsent halten sowie wissenschaftlich bearbeiten. An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg geschieht dies seit vier Jahren durch eine Forschungsgruppe um Dr. Dr. Harald Walach, Privatdozent am Psychologischen Institut sowie im Bereich der Komplementärmedizin am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene tätig. Die Freiburger entwickeln derzeit Fragebogenmaterial, anhand dessen außergewöhnliche Erfahrungen von Menschen nach objektivierenden Mustern analysiert werden können. Ein weiteres Freiburger Projekt läuft derzeit am Psychologischen Institut der Universität: Hier wird Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen Beratung und Hilfe angeboten. Außer in Freiburg wird bundesweit an den Universitäten Landau, Oldenburg und Dortmund im Bereich der Transpersonalen Psychologie geforscht.

    Kontakt
    PD Dr. Dr. Harald Walach
    Universitätsklinikum Freiburg
    Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene
    Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg
    Tel.: 0761-270-5497, Fax: -7224
    e-mail: walach@ukl.uni-freiburg.de

    Das DKTP, 1999 gegründet, ist als Verein eingetragen und als gemeinnützige Körperschaft zur Förderung wissenschaftlicher Zwecke anerkannt. Informationen im Internet unter: www.dktp.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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