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Trotz steigender Erwerbsbeteiligung und höherem Qualifikationsniveau sind Frauen bei Unternehmensgründungen in Deutschland deutlich unterrepräsentiert. Das ist vor allem auf Mentalitätsunterschiede zurückzuführen, wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht, die beim Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erschienen ist. Der Untersuchung zufolge sind es insbesondere eine geringer ausgeprägte Risikobereitschaft und eine defensivere Chanceneinschätzung, die Frauen vom Schritt in die Selbständigkeit abhalten.
Obwohl Frauen heute über ein höheres durchschnittliches Bildungsniveau als Männer verfügen und inzwischen die Mehrheit der Hochschulabsolventen in Deutschland stellen, halten sie sich bei Existenzgründungen auffallend zurück. Zwar ist der Frauenanteil unter den Gründerpersonen während des letzten Aufschwungs von 36 auf insgesamt 41 Prozent gestiegen, doch stellen Männer noch immer zwei von drei Vollerwerbsgründern.
Forscher der KfW Bankengruppe und der Universität Freiburg sind den Ursachen hierfür nachgegangen und haben untersucht, inwiefern äußere Bedingungen und individuelle Persönlichkeitsmerkmale die Entscheidung zum Schritt in die Selbständigkeit beeinflussen. Dazu analysierten sie Daten des KfW-Gründungsmonitors, einer repräsentativen Erhebung zum Gründungsgeschehen in Deutschland.
Das Ergebnis: Geschlechtsspezifische Unterschiede in der individuellen Risikobereitschaft und der Fokussierung auf den beruflichen Werdegang sind die wichtigste Ursache für die geringere Gründungsquote bei Frauen. Soziodemografische Faktoren wie Bildungsstand oder Haushaltsgröße spielen dagegen kaum eine Rolle.
"Frauen setzen im Berufsleben andere Schwerpunkte als Männer", erklärt KfW-Ökonom Karsten Kohn, der die Studie mitverfasst hat. "Für sie steht das berufliche Vorankommen weniger im Vordergrund als bei Männern. Zudem sind sie im Durchschnitt wesentlich skeptischer, was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die persönlichen Voraussetzungen für unternehmerischen Erfolg angeht."
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht, aber auch mit Blick auf die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten und Arbeitsmarktperspektiven, sollte die Politik gezielter als bisher den weiblichen Unternehmergeist fördern. Dafür spricht auch, dass Frauen häufiger als Männer aus der Nichterwerbstätigkeit heraus die Selbständigkeit wählen.
Bereits im Bildungssystem könnten hier zusätzlich motivierende Akzente gesetzt werden. Auch Netzwerke erfolgreicher Unternehmerinnen und eine speziell auf die Bedürfnisse von gründungsinteressierten Frauen zugeschnittene Beratung könnten mentale Einstiegshürden abbauen helfen, um das ungenutzte Potenzial gerade der hochqualifizierten Frauen in diesem Bereich besser auszuschöpfen.
"Existenzgründer sind eine tragende Säule unserer Wirtschaft. Wir tun gut daran, hier verstärkt auf die Frauen zu setzen", kommentierte IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann die Ergebnisse der aktuellen Studie.
Die englischsprachige Publikation steht auf der IZA-Homepage zum Download bereit:
Marina Furdas, Karsten Kohn:
What's the Difference?! Gender, Personality, and the Propensity to Start a Business
IZA Discussion Paper No. 4778
http://ftp.iza.org/dp4778.pdf
Pressekontakt:
Sonja Höpfner
KfW Bankengruppe
Kommunikation
Palmengartenstr. 5-9
60325 Frankfurt a/M
Tel.: (069) 7431-4306
E-Mail: sonja.hoepfner@kfw.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Psychologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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