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7. Unternehmensberatertag am Institut Arbeit und Technik diskutierte über Probleme und Fehlschläge bei betrieblichen Umstrukturierungen
Wenn der Unternehmensberater einen Plan macht, dann macht er meist schon den ersten Fehler - zumindest wenn er sich stur an seinen Plan hält und auf Überraschungen, mögliche Konflikte und Widerstände nicht vorbereitet ist. Um Fehler in der Unternehmensberatung ging es auf dem 7. Beratertag im Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen. Am Beispiel von drei mehr oder weniger fehlgeschlagenen Projekten übten sich die 60 Teilnehmer im "produktiven Umgang mit Fehlern", wozu auch eigene Erfahrungsschatz erhellend beitragen konnte.
Einige Probleme, die Mitarbeiter des IAT bei der Beratung eines Organisationsentwicklungsprojektes hatten, schilderte Dr. Erich Latniak. Auf Initiative der Unternehmensleitung hin sollte in einem metallverarbeitenden Betrieb Gruppenarbeit in der Fertigung eingeführt werden. An der Entwicklung und Einführung der Gruppen sollten die Beschäftigten aktiv beteiligt werden. Die Schwierigkeiten, die durch die Uneinigkeit des Managements und durch die finanzielle Schieflage des Unternehmens entstanden, spitzten sich allerdings schnell zu. Als dann die gesetzten Umsatz und Ertragsziele verfehlt wurden, reagierte die Unternehmensleitung mit Entlassungen - was letztlich auch zum Ende des Projektes führte. Die neuen Arbeitsstrukturen konnten zwar entwickelt, aber nach diesen Maßnahmen nicht mehr im Unternehmen umgesetzt werden.
"Wenn wir damals gewusst hätten, was wir heute wissen, dann hätten wir den Auftrag gar nicht bekommen", zog Wolfgang Kötter von der GITTA mbH, Berlin, die Bilanz eines Projektes, das als "partieller Fehlschlag" für das eigene Beratungsverständnis in die Firmengeschichte eingegangen ist. Am Anfang des Projektes - Einführung von Gruppenarbeit in einem Großunternehmen des Maschinenbaus mit 2600 Mitarbeitern - stand ein "nützlicher Irrtum": "Wir hatten einen Plan und waren überzeugt zu wissen, wie es geht". Die so erzeugte "illusionäre Sicherheit" im Veränderungsprozess half beträchtlich, das Projekt auch gegen Widerstände durchzuziehen. "Heute hätten wir das anders gemacht, einen mehr auf Dauer angelegten, nachhaltigen Veränderungsprozess versucht". Der Auftrag wurde "erfolgreich" erfüllt, der Standort ist gesichert und das Werk boomt heute - nur die Berater haben einige Illusionen dabei verloren.
Aus der Managementperspektive berichtete Prof. Dr. Klaus Mentzel über die Erfahrungen mit Umstrukturierungen, die er in 35 Jahren Führungstätigkeit in der Industrie gemacht hat. Nicht Fehler, sondern "Überraschungen des Managements" sind für ihn die Probleme in der Reorganisation. "Wir müssen uns mehr darauf vorbereiten, dass alles anders sein kann, lernen, mit den Veränderungen umzugehen und wissen, dass Veränderungen kommen". Überraschungen erlebte er oft genug bei seinen Bestrebungen, mitarbeiterorientiert zu führen, die Interessen der Beschäftigten mit den Zielen des Unternehmens in Übereinstimmung zu bringen und die Kompetenzen der Menschen zur Entfaltung zu bringen. So stand der Betriebsrat keineswegs immer als treibende Kraft hinter seinen Plänen, den Mitarbeitern mehr Entscheidungsfreiheit und Selbständigkeit zu überlassen. Eine überraschende Erkenntnis war auch die Feststellung, dass man sich mit der Lösung von Problemen neue Schwierigkeiten einhandelt. Oft waren dann Einzelgespräche notwendig um Mitarbeiter und einflussreiche Unterstützer im Unternehmen für das Projekt zu gewinnen.
Die Diskussionen auf dem Beratertag zeigte, dass es in der täglichen Praxis der Beratung etliche Gemeinsamkeiten gibt. Jeder kann in die Situation geraten, einen Konflikt mit dem Auftraggeber zu bekommen und ihn kritisieren zu müssen: "Soll ich oder ist das das Ende des Auftrags?..." Hier sind Intuition und Klarheit im Gespräch notwendig, um Konflikte offen und lösungsorientiert auszutragen. Wichtig sei auch, nicht in "Omnipotenzphantasien" zu verfallen, zu glauben alles machen zu können. Die Lösung kann der Berater nicht selber finden, sie findet im Prozess statt. Dem Berater hilft da nur, dass er sein Handwerkszeug gut beherrscht, sein Wissen und seine Kommunikationsfähigkeit. Im Übrigen sind Fehler in solchen Projekten fast unvermeidbar. Wenn man offen mit ihnen umgeht, bietet sich aber wenigstens die Chance, dass Unternehmen und Berater gemeinsam daraus lernen.
Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Dr. Peter Brödner
0209/1707-222
Dr. Erich Latniak
0209/1707-240
Pressereferentin Claudia Braczko
0209/1707-176
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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