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Wissenschaft
Während sich die öffentliche Diskussion seit 2008 von der Immobilien- zur Finanzkrise, dann zur Realwirtschaftskrise und nun zur Schulden- und vielleicht auch hin zur Währungskrise bewegt, wollen sich rund 70 Wirtschaftsgeographen und Regionalökonomen auf einer Tagung vom 29. April bis 1. Mai 2010 mit den Hintergründen, Ursachen und Wirkungen dieser Entwicklungen auseinandersetzen. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) treffen sich die Forscher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, um unter dem Titel "Wessen Krise?" branchenspezifische und regionale Fragestellungen zu diskutieren.
Die vor zwei Jahren durch sogenannte "Subprime-Kredite" auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt ausgelösten Verwerfungen lassen sich in zweierlei Weise als "Krise" einordnen: Einerseits griffen sie in kürzester Zeit auf den globalen Finanzmarkt und auf die nationalen Realwirtschaften über und verdichteten sich so zu einer veritablen "Weltwirtschaftskrise", die Beobachter mit den Ereignissen Ende der 1920er Jahre auf eine Stufe stellen. "Nach dem beispiellosen konjunkturellen Einbruch der letzten beiden Jahre und den dabei sichtbar werdenden strukturellen Verwerfungen stehen Volkswirtschaften weltweit vor tief greifenden Ungleichgewichten auf den Arbeitsmärkten und den damit verbundenen Herausforderungen für die sozialen Sicherungssysteme", sagt MLU-Wirtschaftsgeograph Prof. Dr. Walter Thomi, der die Tagung in Halle organisiert.
Andererseits setze sich in der Öffentlichkeit aber auch die Erkenntnis durch, dass mit dem empirisch beobachtbaren "Marktversagen" auch eine Krise der wissenschaftlichen Disziplin einhergeht, die sich für die Ökonomie zuständig erklärt. "Trotz einer langen Tradition bei der Erforschung der räumlichen Auswirkungen ökonomischer Krisenprozesse haben sich auch Vertreter der Wirtschaftsgeographie in der aktuellen Diskussion noch nicht hörbar zu Wort gemeldet." Die Tagung gehe daher zunächst der Frage nach, welche theoretisch-konzeptionellen Beiträge zur Erklärung und Erforschung der aktuellen Krise formuliert werden können bzw. wie sich unser Verständnis konkreter Krisenprozesse verbessern lässt.
Vor dem Hintergrund, dass die Auswirkungen regional und sektoral differenziert in Erscheinung treten, liege ein weiterer Fokus der Tagung auf der Erfassung und Analyse dieser Unterschiede. Schließlich, so Thomi, "steht auch im Vordergrund, inwiefern die sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung mit einer räumlichen und sektoralen Neukonfiguration des Kapitalismus einhergehen wird."
Ansprechpartner:
Dr. Sebastian Henn
Fachgruppe Wirtschaftsgeographie
Telefon: 03 45 55 26012
E-Mail: sebastian.henn@geo.uni-halle.de
http://wigeo.geo.uni-halle.de/krise
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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