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Prof. Dr. Dr. h.c. Dimitris Th. Tsatsos war von 1980 bis 1998 Professor für Deutsches und Ausländisches Staatsrecht und Staatslehre der FernUniversität. Bis zu seinem Tode engagierte er sich für ihre parteien- und verfassungsrechtlichen Institute. Der mutige Demokrat wurde von der griechischen Militärjunta inhaftiert, 1994 bis 2004 war er Mitglied des Europäischen Parlaments.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dimitris Th. Tsatsos, vielfach geehrter Wissenschaftler der FernUniversität in Hagen, ist am Morgen des 24. April in Athen im Alter von fast 77 Jahren verstorben. Der Rechtswissenschaftler und Politiker war von 1980 bis 1998 Professor für Deutsches und Ausländisches Staatsrecht und Staatslehre in Hagen. Er engagierte sich seit 1991 in verantwortlichen Positionen für die auch international bekannten Institute für Deutsches und Europäisches Parteienrecht und für Europäische Verfassungswissenschaften. Der Hagener Universität blieb er über seine Emeritierung hinaus bis zu seinem Tod aufs Engste verbunden. Von 1994 bis 2004 war der mutige Demokrat Mitglied des Europäischen Parlamentes.
Dimitris Th. Tsatsos wurde am 5. Mai 1933 in Athen geboren. Er studierte Rechtswissenschaft in Athen und Heidelberg. In seiner Heimatstadt wurde er 1960 promoviert und acht Jahre später habilitiert. Da ihm die damalige Militärdiktatur die Vorlesungserlaubnis verweigerte habilitierte er sich 1968 ein zweites Mal an der Universität Bonn, wo er von 1969 bis 1974 eine Professur inne hatte. In Thessaloniki war er nach dem Ende der Diktatur von 1974 bis 1980 Professor für Verfassungsrecht, an der Athener Panteion-Universität 1980 bis 1989 Inhaber des Lehrstuhls für Verfassungsrecht.
Im Jahre 1980 kam Dimitris Tsatsos auch an die FernUniversität: 18 Jahre lang war er hier Professor für Deutsches und Ausländisches Staatsrecht und Staatslehre, leitete von 1991 bis 1997 als Direktor das von ihm gegründete Institut für Deutsches und Europäisches Parteienrecht. Seit 1998 saß er dem Kuratorium dieses Instituts vor. Seit Mai 2003 war er Vorstandsmitglied des neuen Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften in Hagen, das ihn zu seinem Ehrendirektor ernannte. Auch als Emeritus arbeitete er hier tatkräftig an der Aufarbeitung grundsätzlicher Fragen der Europäischen Union und ihrer Verfassung mit.
In der juristischen Fachwelt wurde er zudem als Begründer und Mitherausgeber der beim Nomos-Verlag erscheinenden „Schriften zum Parteienrecht“ und als Präsident der griechischen Staatsrechtslehrer-Vereinigung (1989 bis 1992) bekannt. Seit 2003 war er Honorarprofessur an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Einen Namen machte der Wissenschaftler sich auch als mutiger Demokrat. Die griechische Junta inhaftierte ihn von März bis September 1973. Für seine Freilassung setzten sich erfolgreich Johannes Rau, Hans-Dietrich Genscher, Walter Scheel und Willy Brandt ein. Nach dem Ende der Militärdiktatur wurde Dimitris Tsatsos in der Regierung der „Nationalen Einheit“ unter Konstantin Karamanlis als Vizekultusminister auch für das Hochschulwesen zuständig. Den Ministerpräsidenten Papandreou beriet er in Verfassungsfragen. Bis 1977 war Tsatsos Mitglied des ersten Nachdiktaturparlamentes und Generalreferent aller Oppositionsparteien für die demokratische Verfassungsreform. 1994 bis 2004 war er Mitglied des Europäischen Parlamentes.
Für seine vielfältigen Verdienste wurde Tsatsos mehrfach in Deutschland und Griechenland geehrt und ausgezeichnet: Er war Träger des „Kulturpreises Europa 1995“, des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse (1998) und des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2002). Die Universitäten Thessaloniki und Kreta (Rethymnon) verliehen ihm Ehrendoktorwürden, drei griechische Städte ernannten ihn zum Ehrenbürger.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Recht
überregional
Personalia
Deutsch
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