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Die Finanzierung von Klimaschutzprojekten in Schwellen- und Entwicklungslän-dern kann durch den im Kyoto-Protokoll verankerten „Clean Development Me-chanism" (CDM), der durch das Kyoto-Protokoll geschaffen wurde, wirksam unterstützt werden. Die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken für kleine und mittlere Unternehmen diskutierten jetzt über 50 Fachleute aus Wirtschaft, Verwaltungen und Hochschulen bei einem Workshop am 28. April in Frankfurt.
Investoren können nach der Realisierung von Klimaschutzprojekten in Schwel-len- und Entwicklungsländern Zertifikate über die eingesparten Klimagase er-halten. Diese Zertifikate lassen sich im Rahmen des Europäischen Emissionshandelssystems veräußern. Voraussetzung für den Erhalt der Zertifikate ist vor allem die „Zusätzlichkeit“ der Klimaschutzmaßnahme, das heißt, es muss genau belegt werden, dass ohne die zusätzliche Finanzierung durch den Verkauf der Zertifikate das Projekt nicht hätte durchgeführt werden können.
„Aufgrund der zahlreichen formalen Vorgaben ist es für die Unternehmen nicht einfach, sich mit dem Instrument zu befassen“, stellte Prof. Dr.-Ing. Günter Schock von der FH Bingen fest. „Sie benötigen vielfach professionelle Unter-stützung“. Diese biete des Land Hessen durch die Transferstelle Internationaler Emissionshandel an, hob Rüdiger Schweer vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hervor. Er geht davon aus, dass trotz der vielfach als gescheitert angesehen Klimakonferenz in Ko-penhagen das Instrument CDM zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen in den nächsten Jahren weiter zur Verfügung steht.
Andreas von Saldern, Geschäftsführer der ESolutions GmbH, belegte die Chancen und Risiken, die sich aus dem Handel mit den aus CDM-Projekten generierten Emissionszertifikaten, den Certified Emission Reductions (CER), ergeben. Für Betriebe mit einem nennenswerten Ausstoß von Treibhausgasen ist es seiner Meinung nach schon heute lohnend, sich intensiv mit dem Zertifikatehandel zu befassen. Zudem machte er deutlich, dass ein Unternehmer betriebswirtschaftlich neben den Brennstoffkosten auch die Kohlendioxidkosten in Form von Emissionszertifikaten zu beachten hat.
Als Probleme für die Nutzung von CDM zur Co-Finanzierung von klimaschutzrelevanten Vorhaben sah Thomas Mühlpointner von FutureCamp Climate GmbH die langen Bearbeitungszeiträume und den Nachweis der Zusätzlichkeit der Finanzierung mittels CER. Zudem würden die Anforderungen an das Monitoring der Projekte nicht einfacher, sondern anspruchvoller und somit auch teurer.
Am Beispiel eines Windparks in Zafarana, Ägypten, machte Rainer Sünnen von der KfW-Bankengruppe deutlich, welchen Zeitraum ein CDM-Verfahren in An-spruch nehmen kann. Er zeigte auf, dass durch den Windpark die Freisetzung von Treibhausgasen verringert wird. Die hierfür erhaltenen Emissionszertifikate erhöhten die Erträge aus dem Betrieb der Windkraftanlagen um 28% und leisten damit einen substanziellen Beitrag zur Projektfinanzierung.
In der abschließenden Diskussion wurde auf die zahlreichen Beratungs- und Bürgschaftsangebote des Bundes, der Länder, der Exportinitiativen und der KfW-Bankengruppe hingewiesen. Diese geben Unternehmen, die klimaschutz-relevante Projekte in Entwicklungs- oder Schwellenländer realisieren wollen, eine gezielte Beratung und Unterstützung. Auch zahlreiche Fonds bieten finan-zielle Beteiligungen an.
In seiner Zusammenfassung der Ergebnisse des Workshops kam Prof. Dr. Martin Führ, Hochschule Darmstadt (Forschungsgruppe sofia) zu dem Ergebnis, dass die hohen Hürden für die Anerkennung von CDM-Projekten es für KMU sehr unattraktiv machen, in eigener Regie den Weg zur Anerkennung durch das UN-Klimasekretariat zu beschreiten. Deutlich günstiger sind die Randbedingungen dann, wenn sich KMU an bereits anerkannten Rahmen-Programmen Programme of Activities nach dem „Omnibus-Prinzip“ beteiligen. Hier komme es darauf an, für die Zukunft gemeinsam mit anderen Akteuren geeignete Rahmen-Programme zu entwickeln, in denen Technologien von deutschen mittelständischen Unternehmen zum Tragen kommen.
Zur Verbesserung der Marktchancen ist es für exportorientierte Unternehmen unabdingbar, Kenntnisse über rechtliche, ökonomische und kulturelle Gege-benheiten der Zielländer zu erlangen, wie sie der Umweltinvestitionsradar aus clima-pro.de bereitstellt. Hierdurch ist auch eine bessere Risikoeinschätzung bei CDM-relevanten Vorhaben gegeben.
Der Workshop in Frankfurt fand im Rahmen des vom BMBF geförderten For-schungsprojektes „clima-pro“ statt. Dieses Projekt befasst sich mit der Verbesserung des Exports von Umwelttechnologien in Entwicklungs- und Schwellenländern. Daran beteiligt sind die FH Bingen, Institute for Environmental Studies and Applied Research (I.E.S.A.R), und die Hochschule Darmstadt, Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia). Die Veran-staltung wurde mit Unterstützung der Transferstelle Internationaler Emissionshandel Hessen und der Aktionslinie Hessen Umwelttech organisiert.
Prof. Dr. Gerhard Roller
Fachhochschule Bingen, Institute for Environmental Studies and Applied Research (I.E.S.A.R)
Berlinstr. 109, 55411 Bingen
Tel.: 06721 919 337 / 409 363
roller@fh-bingen.de
http://www.fh-bingen.de/Institut-IESAR.118.0.html
Prof. Dr. Martin Führ
Hochschule Darmstadt
Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse (sofia)
Haardtring 100, 64295 Darmstadt
Tel.: 06151 16 87 35
fuehr@sofia-darmstadt.de
http://www.sofia-darmstadt.de
Dr. Tina Knispel
HA Hessen Agentur GmbH
Transferstelle Internationaler Emissionshandel Hessen
Abraham-Lincoln-Str. 38-42, D-65189 Wiesbaden
Tel.: 0611-774 84 19
tina.knispel@hessen-agentur.de
http://transferstelle-emissionshandel-hessen.de
http://www.clima-pro.de Informationen zum Forschungsprojekt clima-pro
http://www.transferstelle-emissionshandel-hessen.de Informationen zu CDM
http://cdm.unfccc.int/ProgrammeOfActivities/index.html Programme of Activities
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
Deutsch
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