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Wissenschaft
„In den vergangenen Jahren ist es uns durch eine vernünftige Arbeit gelungen, viele Vorurteile abzubauen“, sagt Dr. Lucia Jerg-Bretzke, die neue Gleichstellungsbeauftragte der Universität und Nachfolgerin von Professorin Franziska Lamott, die sich nach München verändert hat. Dabei weiß die Wissenschaftlerin in der Sektion Medizinische Psychologie, wovon sie spricht. In den acht Jahren zuvor hatte sie schließlich als Stellvertreterin der jeweiligen Amtsinhaberin fungiert. „Acht Jahre, in denen sich schon viel in Sachen Gleichstellung verändert hat.“ Gleichwohl bleibe noch viel zu tun.
„Das zeigt allein ein Blick in die Statistik“, macht Jerg-Bretzke deutlich, die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert und in Ulm zum Dr. hum. biol. promoviert hat. In die Geschlechterverteilung vom Studienbeginn bis zur Professur vor allem. „Bei den Erstsemestern wie bei den Absolventenzahlen liegen Männer und Frauen noch fast gleichauf“, so die Expertin, aber spätestens bei den Promotionen öffne sich die Schere: Mehr als 58 Prozent der Doktoranden männlich, bei den Habilitationen bereits fast 76 und bei den Professuren mehr als 84 Prozent.
„Hier geht viel Potenzial verloren“, bedauert Lucia Jerg-Bretzke, „und das betrifft auch Männer“. Was nicht zwangsläufig so sein müsse. „Entscheidend ist die Unterstützung in der Familienphase“, hat die Gleichstellungsbeauftragte erkannt, nicht zuletzt aus eigener Erfahrung. Für sie selbst übrigens auch ein Motiv für ihr Engagement. Ein „klassisches Gleichstellungsstipendium“ habe ihr 2001 den Wiedereinstieg an der Uni ermöglicht, nach fast zehn Jahren in der Wirtschaft. Fraglos mit wertvollen Erfahrungen, „aber Forschung und Lehre sind doch eher meine Welt“.
Wobei im Gegensatz zur Lehre („sie würde mir fehlen“) die eigene Forschung künftig wohl etwas leiden werde, bedauert die Wissenschaftlerin, „doch das ist mir die Aufgabe wert“. Deren gesellschaftspolitische Bedeutung nicht unterschätzt werden sollte. „Und zukunftsorientiert ist das Amt auch.“ Dies belegten allein die deutlichen Gleichstellungsvorgaben inzwischen fast aller potenziellen Drittmittelgeber. „Eine unserer wichtigsten Aufgaben kurz- und mittelfristig“ sei denn auch eine enge Vernetzung von Gleichstellungsaktivitäten in den Sonderforschungsbereichen, den Graduiertenschulen und –kollegs sowie in größeren Forschungsprojekten. Nicht nur mehr Familienfreundlichkeit wegen. „Sie alle verfügen über Mittel für Gleichstellungsmaßnahmen, die sinnvoll eingesetzt werden müssen“, so Jerg-Bretzke, „und das würde ich gerne bündeln und koordinieren“.
Wohl sieht sie die Universität wie das Klinikum in Sachen Familienfreundlichkeit „auf dem richtigen Weg“. Dennoch gebe es noch „Baustellen“ genug. Einige Fächer etwa mit viel zu geringem Frauenanteil, die Ingenieurwissenschaften unter anderem oder die so genannten MINT-Fächer. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik also, ausgenommen die Biologie. „Hier heißt es mit Gleichstellungsmaßnahmen schon früh zu beginnen“, ist die Beauftragte überzeugt.
Auch davon, wie sie ihre neue Aufgabe möglichst Erfolg versprechend angehen werde. Stipendien zur Frauenförderung seien wichtig, die Vergabe von Preisen und eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Verantwortlichen. Auch künftig mit hoch interessanten Ringvorlesungen wie schon in den vergangenen Jahren erfolgreich praktiziert. Und natürlich auch mit der Teilnahme an Berufungsverfahren verbunden damit, noch mehr Frauen zu Bewerbungen zu ermuntern. Das in den vergangenen Jahren Erreichte jedenfalls möchte sie gerne „als Standard etablieren“, nennt Dr. Lucia Jerg-Bretzke ein erstes Ziel. „Und wenn wir schaffen, was wir uns darüber hinaus vorgenommen haben, hätten wir schon viel gewonnen.“
Weitere Informationen: Dr. Lucia Jerg-Bretzke, Tel. 0731/500-61916
Dr. Lucia Jerg-Bretzke, die neue Gleichstellungsbeauftragte der Universität Ulm
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Deutsch
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