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München (Europäische Südsternwarte): Für die bahnbrechende Entwicklung der Technologie der “Aktiven Optik”, eine Schlüsseltechnologie für den Bau moderner Großteleskope, ist Raymond Wilson der diesjährige Kavli-Preis für Astrophysik verliehen worden. Wilson ist der Gründer und ehemalige Leiter der Arbeitsgruppe “Optik und Teleskope” bei der ESO. Er teilt sich den mit einer Million US-Dollar dotierten Preis mit den beiden amerikanischen Wissenschaftlern Jerry Nelson und Roger Angel.
Der prestigeträchtige Kavli-Preis wird seit 2008 alle zwei Jahre von der Norwegischen Akademie der Wissenschaften, der Kavli-Stiftung und dem norwegischen Ministerium für Bildung und Forschung an Wissenschaftler verliehen, deren Arbeiten zu bahnbrechenden Fortschritten auf den Gebieten der Nanotechnologie, der Neurowissenschaften oder der Astrophysik geführt haben. Der Kavli-Preis ergänzt damit den Nobelpreis um weitere Bereiche. Er ist nach seinem Stifter benannt, dem aus Norwegen stammenden Unternehmer und Philanthropen Fred Kavli, der in den USA die Kavlico Corporation gegründet hat – einen der führenden Hersteller von Sensoren für Luftfahrt, Fahrzeugtechnik und industrielle Anwendungen.
Raymond Wilson war ab 1972 bei der ESO beschäftigt und bemühte sich dort bei der Konstruktion der Teleskope um optische Perfektion. Insbesondere entwickelte er die Grundlagen der so genannten Aktiven Optik, einer Technik, die es ermöglichte, noch größere Hauptspiegel für moderne Großteleskope zu konstruieren. Je größer der Hauptspiegel, desto besser ist das Lichtsammelvermögen eines Teleskops, die Voraussetzung für Beobachtungen lichtschwacher Objekte. Bevor Aktive Optik zur Anwendung kam, war es unmöglich, Teleskope mit mehr als sechs Metern Spiegeldurchmesser zu bauen: Größere Spiegel wären unerschwinglich teuer und außerdem so schwer gewesen, dass sie sich durch ihre eigene Schwerkraft oder bei Temperaturschwankungen übermäßig verformt hätten – mit katastrophalen Folgen für die Abbildungsqualität. Mit Hilfe von Aktiver Optik wird die Spiegelform während der Beobachtung fortwährend kontrolliert und bei Bedarf korrigiert, so dass die optimale Bildqualität erhalten bleibt. Zudem lassen sich bei Teleskopen mit Aktiver Optik deutlich leichtere und dünnere Spiegel verwenden, sogenannte Meniskusspiegel.
Wilson leitete die Realisierung des ersten Systems Aktiver Optik am revolutionären New Technology Telescope der ESO am La Silla-Observatorium. Bis er 1993 in den Ruhestand ging, arbeitete Wilson kontinuierlich daran, die Technik zu verbessern und weiter zu entwickeln. Inzwischen ist Aktive Optik eine Standardtechnologie in der modernen Astrophysik, die bei jedem größeren Teleskop eingesetzt wird – auch am Very Large Telescope (VLT) der ESO, einer Anordnung von vier Einzelteleskopen, deren Spiegel jeweils 8,2m Durchmesser haben, aber nur 17,5 cm dick sind. Aktive Optik hat einen großen Anteil daran, dass das VLT seit Jahren das erfolgreichste bodengebundene Observatorium der Welt ist.
Weitere Beispiele für moderne Teleskope mit Aktiver Optik sind die beiden 10m-Zwillingsteleskope am Keck Observatorium, das 8,2m-Subaru-Teleskop und die beiden 8,1m-Gemini-Teleskope setzen. Auch beim in der Entwicklung befindliche European Extremely Large Telescope (E-ELT) der ESO wird Adaptive Optik ein unverzichtbarer Bestandteil sein.
Die beiden anderen Preisträger, Jerry Nelson und Roger Angel, leisteten ihrerseits Pionierarbeit bei der Verwendung segmentierter Hauptspiegel, wie sie etwa bei den Keck-Teleskopen verwendet werden, und bei der Entwicklung leichter Spiegel mit hoher Lichtstärke.
Ein Webcast aus Oslo, bei dem die Preisträger verkündet werden, ist unter www.kavlifoundation.org and www.kavliprize.no abrufbar.
Hintergrundinformationen
Die Europäische Südsternwarte ESO (European Southern Observatory) ist die führende europäische Organisation für astronomische Forschung und das wissenschaftlich produktivste Observatorium der Welt. Getragen wird die Organisation durch ihre 14 Mitgliedsländer: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Die ESO ermöglicht astronomische Spitzenforschung, indem sie leistungsfähige bodengebundene Teleskope entwirft, konstruiert und betreibt. Auch bei der Förderung internationaler Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Astronomie spielt die Organisation eine maßgebliche Rolle. Die ESO betreibt drei weltweit einzigartige Beobachtungsstandorte in Nordchile: La Silla, Paranal und Chajnantor. Auf Paranal betreibt die ESO mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts, sowie VISTA, das größte Durchmusterungsteleskop der Welt. Die ESO ist der europäische Partner für den Aufbau des Antennenfelds ALMA, das größte astronomische Projekt überhaupt. Derzeit entwickelt die ESO das European Extremely Large Telescope (E-ELT) für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren und Infrarotlichts, mit 42 Metern Spiegeldurchmesser ein Großteleskop der Extraklasse.
Die Übersetzungen von englischsprachigen ESO-Pressemitteilungen sind ein Service des ESO Science Outreach Network (ESON), eines internationalen Netzwerks für astronomische Öffentlichkeitsarbeit, in dem Wissenschaftler und Wissenschaftskommunikatoren aus allen ESO-Mitgliedsstaaten (und einigen weiteren Ländern) vertreten sind. Deutscher Knoten des Netzwerks ist das Haus der Astronomie am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.
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http://www.kavlifoundation.org/2010-astrophysics-citation - Offizielle Begründung
http://www.kavliprize.no/ - Internetauftritt des Kavli-Preises (englisch)
http://www.eso.org/public/teles-instr/technology/active_optics.html - Weitere Informationen zur Aktiven Optik (englisch)
Raymond Wilson, Preisträger des Kavli-Preises für Astrophysik 2010
Bild: EAS/ESO
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Physik / Astronomie
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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