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25.07.2001 09:31

Immer der Kandel entlang - eine Tradition wird fortgesetzt

Diplom-Übersetzerin (FH) Cornelia Mack Referat Kommunikation
Hochschule Esslingen

    Die FHTE-Absolventinnen und Absolventen feiern ihren Abschluß

    Am Freitag, 27. Juli findet wie jedes Jahr die feierliche Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen der FHTE statt. In den 10 Fachbereichen ingenieurwissenschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Richtung werden wieder 320 Studierende mit dem Titel Diplom-Ingenieur, Diplom-technischer Betriebswirt, Diplom-Wirtschaftsingenieur oder mit dem internationalen Titel MBA entlassen. Bei dieser Veranstaltung werden auch die 50 Firmenpreise für hervorragende Arbeiten und Studienleistungen sowie die Preise der Städte Esslingen und Göppingen verliehen.

    Im Anschluß an diese Feier beginnt um 13:30Uhr die Skriptverbrennung auf dem Campus-Gelände mit dem Aufruf, die "Lieblingsskripte" mitzubringen. Dieses Jahr redet dazu Prof. Dr.-Ing. Haybatolah Khakzar. Nachdem die frischgebackenen Ingenieure und Betriebswirte ihre Krüge erhalten haben, die sie in den Kneipen der Esslinger Altstadt bei ihrem anschließenden Marsch immer wieder auffüllen lassen können, formieren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Kandelmarsch in Richtung Hafenmarkt. Mit Zylinder und Frack, eine Leiter unter den Arm geklemmt, so geht es im Gleichschritt immer mit einem Fuß auf dem Gehsteig, dem anderen auf der Straße durch die Esslinger Altstadt. Es wird Abschied genommen von den Esslinger Bürgerinnen und Bürgern und von Esslingen.

    Bevor der eigentliche Kneipenrundgang beginnt, treffen sich die ehemaligen FHTEler am Hafenmarkt. Prodekan Prof. Dr. Stilz und der Esslinger Baubürgermeiser Wilfried Wallbrecht entlassen die Absolventinnen und Absolventen dort in die langersehnte Freiheit.

    Der Kandelmarsch existiert nun schon seit 79 Jahren. Diese Tradition wird von den Verbindungen weiter aufrechterhalten und gehört heute zu einem wichtigen Ereignis in der Stadt Esslingen.

    Hier sei nochmals kurz die Entstehungsgeschichte der Kandidatenabfuhr und des Kandelmarsches aufgeführt:

    Geschichte der Kandidatenabfuhr

    Abb: 1922 erste Kandidatenabfuhr (Su!)
    Nach dem Ende des ersten Weltkrieges nahm im Januar 1919 die Staatl. Württ. Maschinenbauschule Esslingen den Lehrbetrieb wieder auf. Die Studierenden waren, auch in den folgenden Jahren, meist Kriegsteilnehmer. Die Kandidaten des WS 1921/22 beschlossen, den Schluß des Studiums besonders eindrucksvoll und originell zu feiern. Sie besorgten sich einen mit Pferden bespannten Leiterwagen, auf dem alle 28 Kandidaten Platz nahmen und vom "Stall" aus durch die Straßen der Stadt fuhren. So wurde die erste "Kandidatenabfuhr" in Esslingen geboren.

    Bericht eines Zeitzeugen Ž1922Ž zur Entstehung des Kandelmarsches
    Im gleichen Semester geschah es, dass gegen 1 Uhr nachts im damaligen Kneip-Lokal, der Zollberg-Wirtschaft, eine feuchtfröhliche Kneipe zu Ende ging. Angesichts der guten Stimmung zogen aber die Beteiligten nun nicht nach Hause, sondern den Zollberg hinauf auf ein Baumgrundstück. Dort holten sie eine etwa 30-sprossige Leiter, um sie in die Stadt hinunter zu nehmen. Zehn bis 12 Studenten nahmen die Leiter auf die Schulter, drei Mann marschierten voraus, und so ging's im Gleichschritt über die Pliensaubrücke, die damals noch sehr schmal war, starke seitliche Mauern besaß und links und rechts einen nur sehr schmalen Fußgängerweg für eine Person hatte.
    Es ging durch das Pliensautor, und danach standen wir an den zugezogenen Rollschranken am Bahnübergang. Hinter uns kam ein Auto angerattert. Auf der anderen Seite erwarteten uns der Schrankenwärter und ein Polizist; nachdem ein Güterzug durchgefahren und die Schranke geöffnet war, setzten wir uns im Gleichschritt in Marsch.
    Da kam die Stimme des Gesetzeshüters: "Was macht ihr wieder für einen Unfug, geht wenigstens auf dem Bürgersteig, damit die Strasse frei ist!" Die drei Vorderen zogen ihre Mützen, und dann ging es schweigend auf dem Bürgersteig durch die Pliensaustrasse.
    Auf der inneren Brücke, von der Maille heraufkommend, stand Polizeiwachtmeister Eckart mit strenger Dienstmiene: "Halt! was macht ihr hier? Wo kommt ihr her?" Die drei Vorderen zeigten mit dem Daumen nach rückwärts. "Wo wollt ihr hin?" Sie zeigten mit dem Zeigefinger nach vorne - sie blieben stumm, damit es keine Nachtruhestörung gab. "Mit auf die Wache, aber runter vom Bürgersteig!"
    Und der Kandelmarsch war geboren: ein Fuß oben auf dem Bürgersteig, ein Fuß unten auf der Strasse - das böse Gesicht des Polizisten änderte daran nichts! Der Schweigemarsch ging am Postmichelbrunnen vorbei, am Alten Rathaus hinauf und in die Heugasse hinein in die Polizeiwache kamen wir mit der Leiter nicht, aber schon erschien Polizeikommissar Gerspacher vor der Tür: "Was soll denn das wieder?" Als gebürtiger Esslinger war ich dem Polizeigewaltigen bekannt, und unsere Farben kannte er auch. In kurzen Worten erläuterte ich ihm den Sachverhalt. Die Dienstmine schwand: "Macht keinen Unfug und bringt die Leiter nach Hause!" So geschah es auch. Am kommenden Vormittag kam der Kommissar persönlich zum Leiterbesitzer und erkundigte sich, ob alles in Ordnung war. Beide lächelten verständnisvoll.
    Die Studierenden aber zogen in Zukunft von der Kneipe zurück in die Stadt über die Pliensaubrücke im Kandelmarsch.

    Weitere Informationen:
    Dipl.-Übersetzerin (FH) Cornelia Mack
    Tel. 0711/397 30 08, presse@fht-esslingen.de

    Organisationsteam des Kandelmarsches:
    Ralph Hesse
    Tel: 0178/8708547, rh@ralph-hesse.de

    Ein genauer Zeitplan und weitere Hintergründe können im Internet unter www.kandelmarsch.de nachgelesen werden.


    Bilder

    1922 erste Kandidatenabfuhr
    1922 erste Kandidatenabfuhr

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Gesellschaft, Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Organisatorisches
    Deutsch


     

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