idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Freitag, 27. Juli, 20.45 Uhr: Das Spiel MSV Duisburg gegen LR Ahlen ist soeben abgepfiffen, und in wenigen Minuten werden die Fans zu den Ausgängen drängen. Eine halbe Stunde dauert es normalerweise, dann sind die Ränge leer. Das sagen die Erfahrungswerte der Betreiber. Das bestätigt eine eigens für das Wedau-Stadion erstellte Computersimulation. Erstmalig ist es den Wissenschaftlern des Fachbereichs Physik von Transport und Verkehr der Mercator-Universität gelungen, Fußgängerbewegungen und Evakuierungsprozesse für ein komplettes Stadion und nicht nur für einzelne Abschnitte zu simulieren.
Computersimulationen sind ein Spezialgebiet der Physiker um Prof. Dr. Michael Schreckenberg. Sie haben Modelle entwickelt, die das menschliche Verhalten selbst bei blockierten Wegen berechenbar machen. Solche Simulationen werden im Vorfeld von Bauvorhaben, aber auch auf schon bestehende "Objekte", wie zum Beispiel Stadien, angewendet.
Wie und wohin die Besucher gehen, wurde nun in allen Varianten für das Wedau-Stadion durchgespielt. Die Wissenschaftler nutzten hierfür so genannte mikroskopische Modelle, die in ähnlicher Weise schon seit Jahren für den Straßenverkehr eingesetzt werden. Es wurde von 30.000 Stadionbesuchern ausgegangen, jeder Einzelne wird in der Simulation dargestellt durch einen so genannten "Agenten". Der Agent bewegt sich autonom in seiner Umwelt und trifft - wie im richtigen Leben - ganz individuelle Entscheidungen.
Simuliert wurden verschiedene Szenarien, z. B. ein "normales" Spielende, wenn die Personenströme aus den Blocks an den Ausgängen zusammentreffen. Der Computer lokalisiert die Stellen, wo das Gedränge besonders groß ist. Und er macht es quantifizierbar. Soll heißen: Wie lange und wie stark stauen sich die Menschen am Ausgang XY? Auf Grundlage dieser Daten lassen sich Verbesserungen erarbeiten, auch ohne dass das ganze Stadion umgebaut werden muss. Verhindern ließe sich ein Massenaufbruch nach dem Spiel etwa durch Unterhaltungsprogramme.
Die Ergebnisse eines anderen "Planspiels" sollen in die Sicherheitskonzepte für die Fußball-WM 2006 einfließen: die Evakuierung eines Stadions. Beim Testfall "Wedau-Stadion" dauerte sie zwischen 11 und 17 Minuten. Davon ausgehend, dass die Leute "unmittelbar" reagieren, sie also nicht auf ihren Plätzen verharren, staute es sich vor allem auf den Treppen der Haupttribüne und an den Ausgängen der beiden Kurven. Dank der Computersimulation konnten auch hier genaue Daten zu Dichten und Engpässen gewonnen werden.
Mit der WM könnte das Wedau-Stadion also doch noch etwas zu tun bekommen. Als weltmeisterliche "Spielwiese" taugt es zwar nicht, aber durchaus als Modell, wie sich Sicherheitsstandards am Computer testen lassen.
Weitere Informationen: Dipl. Phys. Joachim Wahle, Tel. 0203/379-3528, wahle@traffic.uni-duisburg.de.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie, Sportwissenschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).