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28.07.2001 14:59

Leberkrebs: Chemotherapie über die Leberarterie

Dr. med. Silvia Schattenfroh GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin

    Minimalinvasiver Eingriff schafft direkten Zugang zur Leber

    AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 27-2001

    Tumoren in der Leber, auch Metastasen (Absiedelungen von Krebs anderer Organe), lassen sich oft mit zellzerstörenden Medikamenten (Zytostatika) gut bekämpfen. Üblicherweise werden diese Medikamente in eine Vene infundiert und wandern dann mit dem venösen Blut zur Leber. Manche Präparate sind inzwischen auch als Tabletten verfügbar, die über den Verdauungstrakt die Leber erreichen. Beide Arten der Zufuhr haben den Nachteil, daß die Wirkstoffe neben ihrem Zielorgan "Leber" auch Gewebe anderer Körperorgane angreifen.

    Deshalb suchen Ärzte schon lange nach Verfahren, die Zytostatika direkt an den Ort der Wirksamkeit zu bringen.
    Insbesondere auch deshalb, weil wissenschaftliche Studien 1995 und 1996 gezeigt haben, dass Lebertumoren besser auf Zytostatika "ansprechen", wenn man die Substanzen - statt den Umweg über die Venen zu wählen - direkt in jene Arterie injiziert, die die Leber versorgt. Eine besseres Ansprechen" läßt auch eine verlängerte Überlebenszeit erwarten. Diese Erwartung konnte bisher jedoch nicht bestätigt werden, weil all zu oft technische Probleme zum Abbruch von Infusionen in Arterien zwangen.

    Nun hat eine Gruppe von Radiologen um Oberarzt und Privatdozent Dr. Jens Ricke von der "Klinik für Strahlenheilkunde" der Charité ein Verfahren eingesetzt, das technische Schwierigkeiten deutlich reduziert. Dazu führen die Ärzte unter örtlicher Betäubung einen sehr dünnen Katheter (Schlauch) mit einem Durchmesser von nur einem Millimeter von der Leiste des Patienten aus in die dort liegenden Arteria femoralis ein und schieben ihn unter Sichtkontrolle (Digitale Substraktions-Angiographie) bis in die Leberarterie (Arteria hepatica) und damit zum
    Lebereingang vor. In der Leiste wird der Katheter mit einer daumennagelgroßen Kammer, einem sogenannten Port, verbunden, der unter der Haut befestigt wird. Durch die Haut hindurch kann in diesen Port dann das Zytostatikum infundiert werden und gelangt so über den Katheter direkt in die Leber.

    Das Portsystem bleibt so lange liegen, wie der Patient mit den Medikamenten behandelt werden muß, in der Regel also über mehrere Wochen. Seit der ersten Anwendung des Systems vor 12 Monaten sind inzwischen 38 Patienten ambulant behandelt worden. Keiner hat die Therapie abbrechen müssen. Vielmehr scheint sogar, trotz der hohen Konzentration der Medikamente in der Leber, die Verträglichkeit der Zytostatika nach arterieller Zufuhr gegenüber venöser Infusion erhöht zu sein. Auch liegt der Port nun in der Leiste, während frühere Systeme unter dem Rippenbogen plaziert wurden.

    Den Erfolg ihres Vorgehens sehen die Ärzte vor allem in der Miniaturisierung der Mittel: So werden vor allem sehr dünne Katheter eingesetzt, wie sie bei Eingriffen im Gehirn Verwendung finden. "Außerdem sehen wir, was wir tun", sagt Dr. Ricke, dank der Durchleuchtungskontrolle während der Kathetereinführung, wie sie etwa auch bei Herz-Katheteruntersuchungen üblich ist. Ob sich auch die Überlebenszeit der Patienten durch die intra-arterielle Chemotherapie verlängern läßt, muß allerdings - angesichts der bisher kurzen Beobachtungszeit von im Mittel sechs
    Monaten - noch abgewartet werden.
    Silvia Schattenfroh
    ___________________________________________________

    Charité
    Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
    Dekanat
    Pressereferat-Forschung
    Dr. med. Silvia Schattenfroh
    Augustenburger Platz 1
    13 353 Berlin

    FON: (030) 450-570-400
    FAX: (030) 450-570-940
    e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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