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Alle Universitäten im Vergleich: Langzeitstudie Gebührenkompass der Universität Hohenheim veröffentlicht Zufriedenheitsranking / Details: www.gebuehrenkompass.de
Studierende der Universität Bayreuth sind am zufriedensten mit der Verwendung ihrer Studiengebühren. Unter allen deutschen Universitäten mit Studiengebühren wurde die Universität Bayreuth mit der Schulnote Drei in der Studierendenbefragung „Gebührenkompass“ auf Platz eins gerankt. Deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 4,05 liegt die Universität Bayreuth damit. An der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig sind die Studierenden merklich unzufriedener mit ihren Gebühren – und vergeben nur eine 4,7. Mehr als 5.200 Einzelinterviews an allen 48 Universitäten mit Studiengebühren hat das Marktforscher-Team von Lehrstuhl für Marketing I für die Studie durchgeführt und neben der Zufriedenheit mit den Gebühren auch nach Informationspolitik und Studienqualität gefragt.
Der Universität Bayreuth bescheren ihre Studierende mit 3,08 die bundesweit beste Note. Das Urteil der zahlenden Studierenden fällt aber insgesamt ernüchternd aus: Fragt man die Gebührenzahler nach ihrer Zufriedenheit mit der Verwendung von Studiengebühren an ihrer Universität. Im Bundesdurchschnitt vergeben die Studierenden in Gebührenländern ihren Unis gerade mal die Schulnote vier, auf einer Skale von eins („sehr zufrieden“) bis sechs („sehr unzufrieden“). Fast eine ganze Note besser als der Bundesdurchschnitt steht die Universität Bayreuth im aktuellen Gebührenkompass also da. Mit Noten von 3,35 und 3,38 erreichen die Universitäten Mannheim und Aachen die Plätze zwei und drei.
Spitzenreiter: Mit am zufriedensten sind Studierende, neben Bayreuth, auch an den Universitäten Mannheim (3,35) und Aachen (3,38) mit der Verwendung ihrer Gebühren.
Rund drei Wochen lang hatten speziell geschulte Gebührenscouts der Universität Hohenheim alle 48 bundesdeutschen Universitäten mit Studiengebühren bereist. Am Ende hatten sie mindestens 100 Studierende an jeder Universität befragt. Die Auswertung basiert auf standardisierten Interviews, gestützt auf Fragebögen. Seit Einführung der Studiengebühren 2007 ist dies die vierte bundesweite Erhebung dieser Art, die unter Leitung von Prof. Dr. Markus Voeth am Lehrstuhl für Marketing I der Universität Hohenheim durchgeführt wird.
Braunschweig als Hochburg der Gebührengegner
Am schnellsten wieder loswerden möchten Studierende der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig die ungeliebten Gebühren. Ganze 85,1% der dortigen Studierenden sprechen sich gegen Studiengebühren aus. Damit liegen sie bei dieser Frage merklich über dem Bundesdurchschnitt.
Insgesamt rund zwei Drittel der Universitätsstudierenden wollen Studiengebühren selbst mehrere Jahre nach ihrer Einführung nicht akzeptieren - etwas besserer Werte bei der Zufriedenheit. „Seit der Erstellung des Gebührenkompass 2007 haben sich die Akzeptanzwerte nur geringfügig verändert“, sagt Prof. Dr. Voeth. „Der Anteil der Gebührengegner liegt in diesem Jahr noch immer bei 63% bundesweit.“
Spitzenreiter: Vechta (80,0%) und Hamburg (79,8%) erweisen sich als die zweitstärksten Hochburgen der Gebührengegner. Mit 38,8% studieren an der Universität Mannheim die wenigsten Gegner von Studiengebühren. Damit ordnen sich beide in einem merklichen Nord-Süd-Trend ein: „die Universitäten der nördlichen Bundesländen haben sich laut Studie als Hochburgen der Gebührengegner herausgestellt, während die Stimmung in den südlichen Landesteilen merklich ruhiger zu sein scheint“, sagt Projektleiterin Jenny Richter.
Trotz allem: Gute Studienqualität / Bayreuth führt
Mit der Qualität und den allgemeinen Bedingungen ihres Studiums sind die Gebührenzahler an deutschen Universitäten weit zufriedener, als die breite Unzufriedenheit mit der Verwendung ihrer Studiengebühren vermuten lässt. Erstmals fragte der Gebührenkompass in diesem Jahr auch ab, wie zufrieden Studierende mit der Qualität ihres Studiums sind.
Eine überraschend gute Note bescheinigten die Gebührenzahler ihren Universitäten für die Qualität des Studiums: Spitzenreiter ist die Universität Bayreuth, die eine 2,07 bekommt. Im Durchschnitt vergeben Studierende an Gebühren-Unis eine 2,69, „das ist in Schulnoten immer noch eine gute drei plus“, sagt Prof. Dr. Voeth.
Spitzenreiter: Hinsichtlich der Gesamtqualität des Studiums lassen sich zwischen den Universitäten kaum Ausreißer festmachen. Während die Universitäten Bayreuth und Mannheim auf den ersten Plätzen Noten eine Zwei bekommen, wird die Studienqualität an der Universität Wuppertal mit einer Drei am schlechtesten bewertet.
Studierende studieren gern am Studienort
Eine positive Überraschung erlebten die Forscher auch bei der Frage, wie gern die Gebührenzahler an ihrer Hochschule studieren: ein Drittel tut dies sehr gern bis gern. „Die positive Grundeinstellung zum Studium zeigt sich außerdem daran, dass 26,5% der Befragten sehr gern an ihrer Universität studieren“, erläutert Co-Projektleiter Daniel Schwarz. Selbst an Unis, die hinsichtlich der Zufriedenheit im Mittelfeld liegen, studieren immer noch 30 bis 40% der Befragten gerne oder sehr gerne.
Spitzenreiter: Deutliche Unterschiede verzeichnen die Universitäten in der Frage, wie gern ihre Studierenden dort studieren: Bei Spitzenreiter Universität Bayreuth liegt die Zahl der Studierenden, die „sehr gerne“ dort studieren mit 55% acht mal so hoch wie an der Hamburger Universität Hafen City mit gerade mal 7%.
Wenig Verbesserung in der Lehre spürbar
Dass Studiengebühren eine Verbesserung der Lehre gebracht haben glauben in Bayreuth mit 76,5% am meisten Universitätsstudierende. Eine Ausnahme, denn „Universitätsstudierende scheinen generell nicht daran zu glauben, dass sich die Lehrbedingungen durch Studiengebühren verbessern“, sagt Daniel Schwarz.
„Nur 31,7% der Befragten geben an, dass es auf Grund von Studiengebühren bislang zu einer Verbesserung der Lehre gekommen sei“. Er rät den Hochschulen darum, darüber nachzudenken, das Verwendungssystem für Studiengebühren völlig zu überdenken.
Spitzenreiter: Auch in Mannheim und an der TU München glauben Studierende, dass sich die Lehre an ihrer Universität durch Studiengebühren verbessert habe. Mit 62 und 53% liegen die beiden Unis dennoch spürbar hinter Spitzenreiter Bayreuth (76,5%), aber mit Abstand über dem Durchschnitt von 32%.
Transparenz einfordern
„Unsere aktuelle Erhebung bestätigt erneut den direkten Zusammenhang zwischen Informationspolitik und Akzeptanz, beziehungsweise Zufriedenheit“, zieht Initiator Prof. Dr. Voeth Resümee. „So zeigt sich, dass informierte Studierende, wie beispielsweise die Aachener, mit einer Note von 3,6 deutlich zufriedener mit der Transparenz der Verwendung von Studiengebühren sind als nicht-informierte Studierende, wie zum Beispiel aus Schlusslicht Düsseldorf, die nur die Note 4,4 gaben“, ergänzt der Marktforscher. Im Bundesdurchschnitt vergeben die Studierenden die Note 4,2 für die Transparenz der Verwendung von Studiengebühren ihrer Universitäten.
Universitäten können die Akzeptanz von Studiengebühren also steigern, wenn sie umfassend und qualitativ über die Verwendung der Gebühren informieren. „Leider scheint es, als konnten die Universitäten im Vergleich zum Vorjahr hier noch nicht aufholen: Mit weiterhin rund 85% fühlt sich nach wie vor die weit überwiegende Mehrheit der Studierenden nicht ausreichend informiert“, so Daniel Schwarz. Am besten informiert fühlen sich die Studierenden der Universität Aachen. Sie schaffen es laut Studie auf einen Informationsgrad von fast 47% in Sachen Studiengebühren
Spitzenreiter: Gut informiert fühlen sich außerdem Gebührenzahler der Universitäten Bayreuth (33,7%) und Clausthal-Zellerfeld (30%).
Fast 50% beeilen sich mit dem Studium / Ansporn in Hildesheim am höchsten
Einen Zusammenhang sehen die Forscher auch zwischen Studiengebühren und der Studiengeschwindigkeit. „Wer zahlt, beeilt sich: Fast 50% der befragten Studierenden geben an, dass Studiengebühren für sie ein Ansporn sind schneller zu studieren.“ sagt Jenny Richter. An der Universität Hildesheim wollen gar 80% wegen der Gebühren schneller studieren.
Spitzenreiter: Eilig haben es auch die Studierenden in Oldenburg (70,9%) und Vechta (70,7). Nicht drängen lassen sich die Universitätsstudierenden in Karlsruhe auf Grund der Studiengebühren. Hier empfinden nur 23% die Studiengebühren als Ansporn schneller zu studieren.
Hintergrund Gebührenkompass
Ob Studiengebühren Akzeptanz finden, hängt auch davon ab, ob es den Hochschulen gelingt, die „Kundenwünsche“ ihrer Gebührenzahler zu erkennen und ernst zu nehmen. Vor diesem Hintergrund konzipierten die Marktforscher um Prof. Dr. Voeth ihre jährlich aktualisierte Langzeitstudie zur „Zufriedenheit über die Verwendung von Studiengebühren“. Im Gegensatz zu Online-Foren und anderen „Gebühren-Orakeln“ legen die Marketing-Experten besonderen Wert auf ein wissenschaftlich seriöses Fundament ihrer Studie. „Alle rund 5.200 Interviews wurden ausschließlich vor Ort von geschulten Mitarbeitern erhoben“, so Daniel Schwarz, einer der Projektleiter. Ihren Fragebogen entwickelten die Forscher erst nach 40 detaillierten Tiefeninterviews und mehreren Testläufen mit Hunderten von Studierenden. 2010 wurde die kostenintensive Erhebung durch die finanzielle Unterstützung der GfK Nürnberg ermöglicht. Details zur Methodik sind ebenfalls unter www.gebuehrenkompass.de einsehbar.
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Markus Voeth, Universität Hohenheim, Inst. für Betriebswirtschaftslehre, BWL insb. Marketing I,
Tel.: 0711 459-22925, E-Mail: voeth@uni-hohenheim.de
http://www.gebuehrenkompass.de "Gesamtauswertung, Universitäts- und Studienbereichsauswertungen"
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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