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Wissenschaft
Zeithistoriker Rainer Gries von der Universität Jena legt Buch zur Währungsunion 1990 vor
Jena (29.06.10) „Kommt die D-Mark – bleiben wir, kommt sie nicht, gehen wir zu ihr.“ Dieser Slogan gehört neben „Wir sind das Volk“ untrennbar zu den umwälzenden Ereignissen der Friedlichen Revolution in der DDR im Jahr 1989/90. Der Ruf nach der D-Mark kam von den DDR-Bürgern, die in den Westen strebten, und er erhöhte den Druck auf die Politik, möglichst rasch gegenzusteuern. Noch vor der staatlichen Vereinigung der beiden deutschen Staaten stand deshalb am 1. Juli 1990 die Währungsunion.
Der Zeithistoriker Professor Rainer Gries hat gemeinsam mit Studentinnen und Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena Zeitzeugen befragt, wie sie sich an die Ankunft der „stabilsten Währung der Welt“ im maroden Arbeiter-und-Bauernstaat erinnern. Die Ergebnisse liegen nun in dem Buch „Die Währungsunion 1990. Erwartungen und Erfahrungen“ vor, das pünktlich zum 20. Jahrestag am 1. Juli 2010 erscheint.
Das Buch entstand im Seminar „Erfahrungsgeschichte der Währungsunion 1990“ im Sommersemester 2009. Es erinnert an das erste Westgeld in den Händen der Ostdeutschen, an ihre ersten Konsum-Erfahrungen, an hochfliegende Erwartungen und jähe Enttäuschungen.
„Unser Ziel war es, so viele Seiten wie möglich zu beleuchten“, sagt Anne Adam, die Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert. So rückten die Bürgerinnen und Bürger als Akteure der Währungsunion in den Fokus, etwa ein Bankangestellter, der von der Jenaer Sparkasse eigens aus dem Ruhestand geholt worden war. Yvonne Kalinna, Studentin der Geographie und Geschichte, stellte fest, dass die Erinnerung an die Währungsumstellung zwar stark präsent ist, dass sie jedoch nicht bei allen zu den markantesten Ereignissen der Umbruchzeit 1989/90 zählt. „Der Fall der Mauer und das Begrüßungsgeld lassen den Einzug der D-Mark im Juli ’90 in den Hintergrund treten“, sagt Kalinna. Besonders augenfällig werde das, weil sich viele Interviewpartner zwar an die Währungsunion, aber nicht mehr auf Anhieb an das Datum 1. Juli 1990 erinnern konnten.
Hannes Höfer, der Literaturwissenschaft, Neuere Geschichte und Philosophie auf Magister studiert, relativiert manche Aussagen der Zeitzeugen. So haben einige der Befragten aus Thüringen gesagt, sie hätten durch den Kauf von Ostprodukten ganz gezielt die einheimischen Arbeitsplätze sichern wollen. „Viele Aussagen der Zeitzeugen sind durch das Wissen der vergangenen 20 Jahre geprägt“, sagt Höfer.
Gleichwohl: Eine spannende Sache seien die Interviews dennoch gewesen. Schon weil sich die Möglichkeit bot, die Eltern, Verwandte und Bekannte zu befragen.
Insgesamt flossen die Erinnerungen von etwa 30 Zeitzeugen in das Buch ein. Sie zeichnen ein vielfältiges Bild zu einem spannenden und tragenden Kapitel der deutschen Wiedervereinigung.
Bibliographische Angaben:
Rainer Gries (Hg.): „Die Währungsunion 1990. Erwartungen und Erfahrungen“, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 2010, 52 Seiten, ISBN: 978-3-937967-67-7. Zu beziehen über die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt, http://www.lzt.thueringen.de
Kontakt:
Prof. Dr. Rainer Gries
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03643 / 401539
E-Mail: rainer.gries[at]univie.ac.at
Prof. Dr. Rainer Gries von der Uni Jena hat Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen an die Währungsunion ...
Foto: privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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