idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Eine der markantesten und farbigsten Persönlichkeiten des Jesuitenordens in Deutschland, Pater Albert Keller SJ, ist tot. Der renommierte Theologe und Philosoph starb am Montagabend, 5. Juli, nach schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren in einer Münchner Klinik
Keller, der sich immer wieder mit Fragen nach Schmerz, Leid und Tod auseinandersetzte, hatte sich vor dem Gang auf die Palliativstation bei einem Gottesdienst von seinen Mitbrüdern im Münchner Berchmanskolleg verabschiedet und dabei auch das Sakrament der Krankensalbung empfangen. „Du kannst deine Gegenwart nicht verstehen, wenn du nicht bedenkst, dass sie vergeht; dein Leben nicht, wenn du den Tod ausklammerst; die ganze Welt nicht, wenn du nicht nach dem Endgültigen fragst“, schrieb er in seinem 1981 erschienenen Buch „Zeit-Tod-Ewigkeit“, das erst vor kurzem neu aufgelegt worden ist.
Zahlreiche Veröffentlichungen dokumentieren Kellers Lebenswerk als Wissenschaftler und Sprachforscher an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München. Mit der ihm eigenen lebensbejahenden Haltung hat er immer wieder Grundfragen der menschlichen Existenz zur Sprache gebracht. Als gefragter Prediger in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael gab der wortgewaltige Kommunikator mit seiner lebensnahen Verkündigung nachhaltige Impulse zu einer offenen und kritischen Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben und ermutigte so viele zum Bleiben wie auch zum Engagement in der Kirche.
Schon mit 20 Jahren Jesuit
Albert Keller wurde 1932 als zweites von drei Kindern der Familie eines Facharbeiters in Nieder-Roden, Hessen, geboren. Nach dem Abitur in Offenbach am Main trat er mit zwanzig Jahren 1952 in den Jesuitenorden ein. An der Philosophischen Hochschule der Jesuiten im Berchmanskolleg in Pullach bei München schloss er 1958 das Philosophiestudium mit dem Lizentiat ab. Von 1958 bis 1962 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Philosophie, Psychologie und Fundamentaltheologie. 1962 wurde er mit einer Dissertation über die neuscholastische Interpretation des Seinsbegriffs bei Thomas von Aquin zum Doktor der Philosophie promoviert. An der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom studierte er von 1962 bis 1966 Theologie und schloss mit dem Lizentiat ab. 1965 wurde er zum Priester geweiht.
Seit 1967 im Lehrkörper der Hochschule für Philosophie
Seit 1967 bis zuletzt gehörte Keller zum Lehrkörper der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München, zunächst als Dozent, ab 1969 als Ordinarius für Erkenntnistheorie und Sprachphilosophie und auch noch nach seiner Emeritierung im Jahre 2000. Von 1970 bis 1976 war er Rektor der Hochschule und hatte 1971 deren Übersiedlung von Pullach in die Kaulbachstrasse im Münchner Stadtteil Schwabing und damit deren Neuorientierung und Öffnung für Studierende, die nicht dem Jesuitenorden angehören, zu organisieren. Von 1976 bis 1983 leitete Keller das Institut für Kommunikationsforschung und Medienarbeit an der Hochschule. In den Jahren 1984 und 1985 führte ihn eine Gastprofessur an die Georgetown-University in Washington, USA. Als Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Katholischen Akademie in Bayern wirkte Keller von 1971 bis 2008. Er war auch Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands und des Rotary-Clubs München-Nymphenburg. Bei der katholischen Studentenverbindung Vandalia im CV war er Ehrenmitglied. Als ein der bayerischen Tradition verbundener Jesuit gehörte der gebürtige Hesse auch der Kompanie Tegernsee des Bundes der Bayerischen Gebirgschützen an.
Große geistige Ausstrahlung – kein trockener Philosoph
Der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Stefan Dartmann SJ, würdigte die „große geistige und geistliche Ausstrahlung“ Albert Kellers, die viele fragende und suchende Menschen angezogen habe. Gerade weil ihm bewusst gewesen sei, dass die Botschaft des Evangeliums mehr durch ein überzeugendes Leben als durch Worte vermittelt werde, habe er in seiner Verkündigung den richtigen Ton getroffen. Keller habe bei aller Grundsatztreue und Loyalität gegenüber der Kirche immer für ein offenes, freies und auch kritisches Glaubensverständnis geworben.
Der Präsident der Münchner Hochschule für Philosophie der Jesuiten, Michael Bordt SJ sagte, Keller habe als erster Rektor einer neu ausgerichteten Hochschule maßgeblich dazu beigetragen, das Bewusstsein für den großen Stellenwert der Philosophie bei der Bewältigung persönlicher und gesellschaftlicher Lebensfragen wieder zu schärfen. Als Wissenschaftler von Rang sei er „kein trockener Philosoph“ gewesen, der lediglich Schulmeinungen referiert habe. In seinem Forschen und Lehren hätten immer der konkrete Mensch und das konkrete Leben im Mittelpunkt gestanden. Bei aller Verpflichtung zu prägnanter wissenschaftlicher Arbeit sei er ein selbstkritischer Geist gewesen, der auch zu sich selbst humorvoll auf Distanz gegangen sei. Bezeichnend dafür sei der Titel seines 1988 veröffentlichten Buches: „Wer zuletzt denkt, lacht am besten“.
Kontakt:
Hochschule für Philosophie
Dr. Michael Reder
Kaulbachstr. 31a
80539 München
Tel.: 089/2386-2357
michael.reder@hfph.mwn.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik
überregional
Personalia, Studium und Lehre
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).