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Wissenschaft
Charité-Professor Norbert Suttorp ist Sprecher eines bundesweiten Netzes zur Erforschung dieser Volkskrankheit
AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 30-2001
25 Millionen Mark wird die Bundesregierung in die Erforschung der außerhalb des Krankenhauses (ambulant) erworbenen Lungenentzündung (Pneumonie) investieren. Dazu wurde vom Bundesforschungsministerium ein "Medizinisches Komptenznetz ambulant erworbene Pneumonie" ins Leben gerufen, dass Professor Dr. Norbert Suttorp, Direktor der "Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie" der Charité als Sprecher leitet. Dem Vorstand gehören noch Professor Dr. Reinhard Marre, Universität Ulm und Privatdozent Dr. Tobias Welte, Universität Madgeburg, an. Dem Netz werden ab Herbst 2001 zunächst für die kommenden drei Jahre 15 Millionen Mark zur Verfügung stehen mit der Option zusätzlicher 10 Millionen Mark für zwei weitere Jahre.
Die Mittel gelten der Erforschung eines fast unbemerkt zu einer Volkskrankheit ersten Ranges gewordenen Leidens, in das jahrzehntelang so gut wie keine finanzielle Förderung von Seiten des Staates geflossen ist. Tatsächlich werden aber mit 240 000 an ambulant erworbener Pneumonie erkrankten Patienten im Jahr (Daten aus 1998) mehr Personen ins Krankenhaus eingeliefert als wegen Schlaganfalls (162 000) oder Herzinfarktes (132 000) im Jahr aufgenommen werden müssen. Der Anstieg hängt unter anderem mit der wachsenden Überalterung der Gesellschaft zusammen und wird deshalb in Zukunft weiter wachsen, so Suttorp. Im Gegensatz dazu fehlen zur Zeit grundlegende Daten zur Häufigkeit der Erkrankung und ihrer Verteilung in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Unklar ist ferner, welche Keime wie häufig ursächlich an der Erkankung beteiligt sind. Wenig weiß man auch über die Frage, warum eine Besiedlung der Schleimhäute mit Keimen (Kolonisation) von der körpereigenen Abwehr nicht ausreichend abgewehrt wird. Weiter fehlen genaue Erkenntnisse darüber, warum immer mehr Pneumonie-Erreger unempfindlich gegen Antibiotika werden und welche Rolle Impfungen spielen können. Auch Schwächen in der Diagnostik - nur in der Hälfte der Krankheitsfälle werden die auslösenden Erreger auch tatsächlich gefunden - sollen behoben werden. Weiter sind die Therapieempfehlungen, die in Form sogenannter "Leitlinien" vorliegen, evaluationsbedürftig. Und schließlich lassen sich derzeit auch die Gesamtkosten, die durch Pneumonien verursacht werden, nicht abschätzen.
Zur Beantwortung all dieser Fragen werden nun in acht Zentren in Deutschland 40 Kliniken und 670 Arztpraxen zusammenwirken und die erfaßten Daten von 5000 Patienten in den nächsten drei Jahren in einer zentralen Daten- und Materialbank zusammenführen. Dank der Kooperation aller im "Kompetenznetzwerk ambulant erworbene Pneumonie" beteiligten Kliniker und Grundlagenwissenschaftler (Mikrobiologen, Genetiker, Informatiker, Epidemiologen, Zellbiologen) aus 10 Universitäten, dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, dem Robert-Koch Institu und weiteren Institutionen werden dann, so steht zu erwarten, Prävention, Diagnostik und Therapie der Pneumonie in Deutschland entscheidend verbessert werden.
Im Internet wird eine Informationsplattform eingerichtet, in der die Ergebnisse der Untersuchungen an Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten und Patienten weitergegeben werden. Auf regelmässig aktualisierten Seiten der Homepage können sich die Bevölkerung sowie interessierte Ärzte jederzeit informieren.
Nach Ablauf der Förderphase erwartet Suttorp, dass sich das Kompetenznetz selber trägt und dank Stiftungen und Sponsoren weitergeführt werden kann.
Silvia Schattenfroh
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Charité
Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
Dekanat / Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
Augustenburger Platz 1
13 353 Berlin
FON: (030) 450-570-400
FAX: (030) 450-570-940
e-mail: silvia.schattenfroh@charite.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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