idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.07.2010 12:17

Tier-Bakterium auch für Menschen eine Gefahr

David Fogal Abteilung Kommunikation
Universität Bern

    Das in der Veterinärmedizin bekannte Bakterium Staphylococcus pseudintermedius ist gegen fast alle Antibiotika resistent. Es wurde jetzt auch beim Menschen nachgewiesen und kann Infektionen in Operationswunden verursachen. Eine Forschungsgruppe der Universität Bern warnt davor, die beim Menschen wirksamen Antibiotika auch für Tiere einzusetzen.

    Das Bakterium Staphylococcus pseudintermedius kommt natürlicherweise bei Hunden vor. Es kann bei Hunden und Katzen Hautinfektionen verursachen, ebenso treten Infektionen von Operationswunden auf. Es wurde gezeigt, dass Menschen mit engem Kontakt zu diesen Tieren in den Nasenhöhlen das Bakterium beherbergen können, normalerweise ohne eine Infektion zu entwickeln. Sie sind so genannte gesunde Träger. Staphylococcus pseudintermedius kann in bestimmten Fällen jedoch auch bei Menschen, zum Beispiel nach einer Operation in der Wunde, eine Infektion verursachen. Dieses Bakterium muss damit als Erreger einer zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionskrankheit (Zoonose) betrachtet werden. Über den ersten Fall einer Infektion beim Menschen mit einem mehrfach resistenten Staphylococcus pseudintermedius berichtet jetzt ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Vincent Perreten vom Institut für Veterinär-Bakteriologie der Universität Bern im «Journal of Antimicrobial Chemotherapy». Sie betrifft einen Tierbesitzer nach einer Operation. Der verantwortliche Stamm war der gleiche wie derjenige, der sich bei Hunden und Katzen ausbreitet. Der Patient konnte in diesem Fall gerade noch erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden, die nur für die Humanmedizin zugelassen sind.

    Wirksamkeit von Antibiotika bedroht
    Dieser neue Staphylococcus pseudintermedius ist in den letzten Jahren bereits bei Hunden und Katzen aufgetreten. Er ist gegen fast alle gängigen Antibiotika resistent, ausser gegen Reserve-Antibiotika der Humanmedizin. Reserve-Antibiotika sollten gemäss Experten in der Humanmedizin erst dann benutzt werden, wenn andere Wirkstoffe versagen. Diese für den Menschen lebenswichtigen Wirkstoffe können von Tierärzten zwar verwendet werden, aber es gibt keine pharmakologischen Studien über die Wirkung bei Tieren. Der Einsatz von Reserve-Antibiotika für Menschen bei Tieren birgt deshalb das Risiko, dass neue Stämme gegen diese Antibiotika Resistenzen entwickeln. Als Folge sind Infektionen mit einem solchen mehrfach resistenten Stamm sehr schwierig oder gar nicht zu behandeln, da es kaum noch oder keine wirksamen antimikrobiellen Wirkstoffe mehr gibt.

    Appell an Tierärzte
    Ein multiresistentes Bakterium aus der Veterinärmedizin löst eine schwerwiegende Infektion beim Menschen aus: Der beschriebene Fall zeigt eindrücklich die weitgehenden Konsequenzen des Einsatzes von Antibiotika. Perreten warnt deshalb: «Es ist wichtig, dass Reserve-Antibiotika gar nicht für Tiere ‹umgewidmet› und verwendet werden. Ansonsten hat die Humanmedizin bald kein Mittel mehr gegen das Bakterium in der Hand.»

    Quellenangabe:
    Stegmann R., Burnens A., Maranta CA., Perreten V.: Human infection associated with methicillin-resistant Staphylococcus pseudintermedius ST71. Journal of Antimicrobial Chemotherapy, Juli 2010, doi:10.1093/jac/dkq241

    Kontaktperson:
    Prof. Dr. Vincent Perreten
    Institut für Veterinär-Bakteriologie
    Universität Bern
    Länggassstrasse 122, 3012 Bern
    Tel. +41 (0)31 631 24 84
    Email: vincent.perreten@vbi.unibe.ch


    Weitere Informationen:

    http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2010/an...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).