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Islamische Finanzprodukte bei deutschen Banken weitgehend unbekannt - Studie am RheinAhrCampus Remagen - einem Standort der Fachhhochschule Koblenz - zeigt, wie deutsche Banken Marktpotenziale verschenken
REMAGEN. „Wie? Sie wollen keine Zinsen? Das geht bei uns nicht!“ Solche und ähnliche hilflosen Antworten hörte Mohamed Benali, frischgebackener Diplombetriebswirt (FH) des RheinAhrCampus Remagen – einem Standort der FH Koblenz -, häufig von deutschen Bankberatern. Dabei wollte er doch immerhin € 5.000.- anlegen, allerdings in islamorientierten Anlageformen. Und dort gilt eben das Zinsverbot. Diese Anfrage war Teil seiner Diplomarbeit zum Thema: „Werteorientierte Finanzprodukte: Marktpotenzial des Islamic Banking in Deutschland“.
Ziel der Studie war es herauszufinden, wie und wo Muslime in Deutschland Geld anlegen, welche Bedeutung islamische Anlageformen für sie haben und wie die deutschen Banken im europäischen Vergleich darauf reagieren. Immerhin bezeichnen sich die ca. 6 Millionen Muslime in Deutschland zu 70% als gläubig und würden daher ein beträchtliches Marktpotenzial darstellen, zumal ihre Sparquote höher als diejenige der deutschen Bevölkerung ist.
Das Islamic Banking zeichnet sich aus durch seinen Verzicht auf Zinsgeschäfte und die Investition in nicht islam-konforme Anlagen, wie z.B. Alkohol, Pornographie etc. Die Wurzeln liegen im Koran bzw. der Sunna, also der Aussprüche des Propheten Mohamed begründet. Handel treiben ist danach Banken erlaubt, aber eben nicht das Arbeiten mit Zins und Zinseszins. So wird erreicht, dass finanziellen Transaktionen immer ein realer Wert gegenüber steht. Das Zinsverbot gab es auch im jüdischen und christlichen Glauben, aber dort hat es sich verloren.
Der Student konzentrierte sich auf die Region Bonn und befragte zunächst knapp 600 Muslime unter anderem, ob sie bei entsprechendem Angebot auf islamkonforme Finanzprodukte zurückgreifen würden, was die große Mehrheit bestätigte. Danach suchte er die von den Befragten genannten Kreditinstitute auf und gab sich als Kunde aus, der islamisch Geld anlegen wollte. Das Ergebnis war kollektive Ratlosigkeit bei fast allen von ihm besuchten Instituten. Meistens war kein Wissen über Islamic Banking vorhanden, in wenigen Fällen wurde der Kunde zumindest weiterverwiesen. Als Fazit muss allerdings festgehalten werden, dass deutsche Banken gegenüber unseren Nachbarn in der Schweiz und Österreich oder auch in England weniger informiert über Islamic Banking sind und kaum Produkte in ihrem Portfolio haben.
Benali folgert daraus, dass Banken Chancen verschenken, wenn sie sich nicht auch wertorientierten Anlageprodukten zuwenden. Er schlägt die Entwicklung eines „Islam-Fensters („islamic window“) vor, das eingebettet ist in Strategie, Organisation, Marketing und Controlling einer Bank.
Mohamed Benali wird in seiner Argumentation unterstützt – man höre und staune - vom Vatikan! Papst Benedikt XVI. wird in der Arbeit zitiert mit dem Ausspruch „Islamic Finance kann zu neuen Regeln in der westlichen Finanzwelt beitragen“.
Kontakt:
Mohamed Benali, Dipl.-Bw. (FH):
benali@web.de
Prof. Dr. Stefan Kammhuber,
Fachbereich Betriebs- und Sozialwirtschaft der FH Koblenz - RheinAhrCampus Remagen
kammhuber@rheinahrcampus.de
Dipl.-Bw. (FH) Mohamed Benali
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Betreuer der Abschlussarbeit: Prof. Dr. Stefan Kammhuber
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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