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26.08.2010 16:09

Viszeralmedizin 2010: Frühe Magenoperation bei Diabetes Typ 2 erhöht Chance, auf Insulin zu verzichten

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Stuttgart – Magenverkleinerungen, wie sie bei Operationen an Übergewichtigen durchgeführt werden, wirken antidiabetisch: Operierte Typ-2-Diabetiker konnten nach dem Eingriff völlig oder teilweise auf Diabetes-Medikamente verzichten. Wie Studien jetzt bestätigen, hält dieser Effekt auch fünf Jahre nach der Operation noch an. Ärzte fanden zudem heraus: Der Blutzucker normalisiert sich eher bei Patienten, die zuvor weniger als zehn Jahre erkrankt waren und ihren Blutzucker vor der Operation gut eingestellt hatten. Über neue Studienergebnisse diskutieren Experten im Rahmen der Fachtagung Viszeralmedizin vom 15. bis 18. September 2010 im ICS Stuttgart.

    Erste Ergebnisse von operierten normalgewichtigen Diabetikern zeigen, dass sich dadurch auch bei ihnen der Blutzucker normalisiert. „Das Ergebnis ist beeindruckend: Mehr als 90 Prozent der normalgewichtigen Operierten benötigten auch zwei Jahre danach kein Insulin oder blutzuckerregulierende Medikamente mehr“, betont Professor Dr. med. Markus Büchler, Tagungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Chirurgische Eingriffe am Magen könnten, so Büchler, die bisher lebenslangen Therapien mit Medikamenten ersetzen und damit Folgeerkrankungen und Kosten senken. Allerdings sei man hier noch am Anfang: „Um die Diabetes¬chirurgie als Standard neben Insulin und anderen Antidiabetika einzusetzen, sind weitere Studien erforderlich“, so Büchler, der Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universität Heidelberg, ist.

    Der Magenbypass gilt derzeit als die effektivste Operationsmethode in der Diabeteschirurgie. Weshalb sich die Blutzuckerkrankheit dadurch verbessert, ist noch weitgehend ungeklärt. Ärzte schließen bei dem Verfahren den Magen, den Zwölffingerdarm und einen Teil des Dünndarms aus der Magen-Darm-Passage aus. Die Aufgabe dieses „umgangenen“ Darmabschnittes ist es, Kohlenhydrate und Fette aufzuspalten, damit die Darmwand sie aufnehmen und weiterverarbeiten kann. „Ist dies nicht möglich, laufen bestimmte hormonelle Vorgänge ab, die eine anti¬diabetische Wirkung zu haben scheinen“, erläutert Büchler. Die infolge des kurzgeschlossenen Darms auftretenden hormonellen Veränderungen trügen auch dazu bei, dass Patienten schneller satt sind und weniger Hunger haben.

    Forscher gehen davon aus, dass operative Eingriffe am Magen, wie zum Beispiel der Magenbypass, weitere hormonelle Veränderungen verursachen: In der schwedischen SOS Studie, worin sich 2 010 übergewichtige Patienten einer Magenoperation unterzogen, hat sich bei operierten Frauen unter anderem das Krebsrisiko verringert. Die Mediziner vermuten, dass dies mit dem Rückgang von hormonell bedingten Krebsarten wie Brustkrebs oder Eierstockkrebs zu erklären ist. Genauere Erkenntnisse gibt es hierzu noch nicht.

    Eine Magenoperation führen Viszeralchirurgen üblicherweise bei stark übergewichtigen Menschen ab einem Body-Mass-Index über 35 durch. Deren Stoffwechsel ist derart entgleist, dass nur so dauerhaft ein Gewichtsverlust erreicht werden kann. Neben dem erwartbaren Gewichtsverlust beobachteten Ärzte eine erhebliche Verbesserung der Blutzuckerwerte. Über operative Verfahren adipöser Menschen und ob der Magenbypass für normalgewichtige Diabetiker ein neuer Therapiestandard sein könnte, diskutieren Chirurgen und Gastroenterologen auf der gemeinsamen Tagung Viszeralmedizin 2010 vom 15. bis 18. September in Stuttgart.

    Quellen:
    L. Sjöström et al. (for the Swedish Obese Subjects Study); Effects of bariatric surgery on cancer incidence in obese patients in Sweden (Swedish Obese Subjects Study): a prospective, controlled intervention trial; Lancet Oncol 2009; 10: 653–62

    S. Kim, W. O. Richards: Long-Term Follow-up of the Metabolic Profiles in Obese Patients With Type 2 Diabetes Mellitus After Roux-en-Y Gastric Bypass; Annals of Surgery 2010; 251(6): 1049-1055

    T. C. Hall et al.: Preoperative Factors Predicting Remission of Type 2 Diabetes Mellitus After Roux-en-Y Gastric Bypass Surgery for Obesity; Obesity Surgery: DOI 10.1007/s11695-010-0198-8

    ++++++Terminhinweise+++++++

    Viszeralmedizin 2010
    15. bis 18. September 2010
    ICS Internationales Congresscenter Stuttgart, Messepiazza 1

    Vorab-Pressekonferenz anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin
    Mittwoch, 8. September 2010, 11:30 bis 12:30 Uhr, Turmforum im Hauptbahnhof Stuttgart, Konferenzraum

    Pressekonferenz anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin
    Donnerstag, 16. September 2010, 12:30 bis 13:30 Uhr, ICS Stuttgart, Messeclub

    Interdisziplinäre Sitzung:
    Therapie der Adipositas
    Eines der Themen: Diabeteschirurgie bei Normalgewichtigen: Ein neues Konzept?
    Donnerstag, 16. September 2010, von 15:00 bis 16:30 Uhr in Saal C 6.1,
    ICS Stuttgart

    Sitzung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie:
    Patientenauswahl – Indikationen und Kontraindikation für Verfahren
    Samstag, 18. September 2010, von 8:30 bis 9:30 Uhr, Saal C 1.2.1, ICS Stuttgart

    Vorträge:
    Adipositaschirurgie – Sind Single Port oder gar NOTES die günstigeren Alternativen? Pro und Contra
    Donnerstag, 16. September 2010, 15:40 bis 16:00 Uhr, Saal C 1.2.1, ICS Stuttgart

    Kontakt für Journalisten:
    Beate Schweizer
    Pressestelle Viszeralmedizin 2010
    Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-295, Fax: 0711 8931-167
    Schweizer@medizinkommunikation.org
    http://www.viszeralmedizin.com


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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