idw - Informationsdienst
Wissenschaft
80 % verordnen Opioide, nur wenige wissen genau Bescheid
Viele Ärzte sind bei der Verordnung von opioidhaltigen Schmerzmitteln unsicher: Eine Befragung durch Dresdener Forscher unter 226 Schmerztherapie-interessierten Ärzten hat ergeben, dass zwar über 80 % regelmäßig Opioide gegen starke Schmerzen verordnen, jedoch nur die wenigsten Fragen zur Anwendung und Medikamentenwahl nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand richtig beantworten konnten. Die Dresdner Forscher drängen daher auf eine intensivere Ausbildung von Medizinstudierenden und Ärzten. Sie berichten in „Der Schmerz“, dem offiziellen Organ der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS).
Wissensmangel
Nach den Einsatzgebieten von Opioiden gefragt, nannten fast alle Befragten korrekt Tumorschmerzen. Die Hälfte konnte weitere Diagnosen nennen, bei denen Opioide in Frage kommen. Bis zu 13 Prozent gaben allerdings auch Einsatzgebiete an, bei denen Opioide von Spezialisten eindeutig abgelehnt werden, wie z.B. Kopfschmerzen. Auch bei der Dosierung mangelt es an Wissen. So würden über 40 Prozent ein schnell wirksames Medikament, das bei Bedarf gegeben wird, unterdosieren.
Nebenwirkungen werden überschätzt
Die Nebenwirkungen von Opioiden wurden häufig falsch eingeschätzt. Besonders psychische Abhängigkeit und seltene Nebenwirkungen werden überschätzt. Dies und die wenig bekannten rechtlichen Bedingungen bei der Verordnung von Betäubungsmitteln könnten Gründe dafür sein, dass Ärzte im Zweifel keine Opioide verschreiben, auch wenn das sinnvoll wäre. Andererseits kann die mangelnde Therapiekenntnis im Umgang mit Opioiden aber auch zu einem unkritischen Einsatz der Präparate mit einer Gefährdung des Patienten führen. Die Forscher empfehlen daher eine intensivere Ausbildung von Medizinstudierenden und Fortbildung von Ärzten. Die DGSS hat gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften allen Medizinischen Fakultäten zu diesem Zweck ein Kerncurriculum zur Verfügung gestellt, das die wichtigsten Informationen zur Schmerztherapie in 14 Stunden zusammenfasst und im Querschnittsfach des Studiums gelehrt werden kann.
Titelaufnahme
M. Pflughaupt et.al. Befragung schmerztherapeutisch interessierter Ärzte zum Umgang mit Opioiden. In: Der Schmerz 2010, 24:267-275, DOI: 10.1007/s00482-010-0913-3
Ansprechpartner
Dr. Markus Pflughaupt, Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden, Fetscherstr. 74, 01307 Dresden, E-Mail: markus.pflughaupt@uniklinikum-dresden.de
Kerncurriculum http://www.dgss.org/index.php?id=103
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).