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31.08.2001 00:00

Dienstleistungen im Ruhrgebiet

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Trotz Hoffnungsschimmer noch keine Aussicht auf selbsttragende Entwicklung - Institut Arbeit und Technik fordert mehr aktive Dienstleistungspolitik

    Der Strukturwandel zur Dienstleistungswirtschaft kommt im Ruhrgebiet weit schleppender voran als in anderen Regionen Nordrhein-Westfalens und der Bundesrepublik. "Eine Trendwende der regionalen Strukturpolitik von ihrer industriebezogenen Ausrichtung hin zur Entwicklung und Förderung von Dienstleistungsangeboten ist notwendig, um Defizite aufzuholen und Wachstum und Beschäftigung zu mobilisieren". Zu diesem Schluss kommen Untersuchungen des Instituts Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen) zur Entwicklung des Strukturwandels und der Dienstleistungswirtschaft im Ruhrgebiet.

    Mit 63,5 Prozent aller Beschäftigten ist der tertiäre Sektor zwar der größte Arbeitgeber im Revier. Die Dienstleistungsquote liegt sogar höher als in NRW (60,8 Prozent) und Bund (61 Prozent). Rund 50 000 neue Dienstleistungs-Arbeitsplätze sind in den letzten Jahren entstanden. Diese Pluspunkte zählen jedoch wenig, da die Beschäftigungsverluste in den übrigen Wirtschaftsbereichen von immerhin 130 000 Arbeitsplätzen nicht ausgeglichen werden konnten. Insgesamt gingen über 80 000 Arbeitsplätze verloren. Das ist auch der Grund für den scheinbaren Bedeutungszuwachs der Dienstleistungen im Ruhrgebiet, der keineswegs auf eine besonders dynamische Entwicklung der Dienstleistungsbeschäftigung selbst zurückzuführen ist.

    Bei Vergleichen mit anderen Ballungsregionen schneidet das Revier in der Dienstleistungsentwicklung schlecht ab. Mit Ausnahme des Großraums Stuttgart liegen die Beschäftigungsanteile im Dienstleistungssektor anderer Ballungsräume weit höher, z.T. über 72 Prozent. In den letzten 20 Jahren wuchs der Dienstleistungssektor bundesweit um 39,5 Prozent, in NRW um 36,5 Prozent, - im Ruhrgebiet lediglich um 24,9 Prozent.

    Positiv entwickelten sich im Ruhrgebiet lediglich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre die produktionsnahen Dienstleistungen. Die distributiven Dienste - Handel, Transport, Verkehr und Kom-munikation - verloren in den letzten 20 Jahren 6 Prozent oder fast 20 000 Arbeitsplätze, während das Umland die Beschäftigung halten oder ausbauen konnte.

    Bei den sozialen Diensten entstanden zwar mit 105 000 Arbeitsplätzen so viele wie in keiner anderen Branche, die Entwicklung im Ruhrgebiet verlief jedoch verhaltener und unter dem Durchschnitt anderer Regionen. "Enttäuschend" meinen die IAT-Wissenschaftler, da die Branche eigentlich aufgrund der spezifischen Bedarfslage auf überdurchschnittliches Wachstum programmiert ist.

    So sehen die IAT-Wissenschaftler einen hohen Bedarf im Bereich der Gesundheits- und Betreuungsdienstleistungen, da - wie Strukturanalysen zeigen - gerade im Revier die Bevölkerung überdurchschnittlich alt und überdurchschnittlich krank ist. Auch bei stationären Altenhilfeangeboten hat das Ruhrgebiet Nachholbedarf. Mit seniorenspezifischen Diensten und einer Qualitäts- und Produktivitätsoffensive bei Angeboten für mehr Lebensqualität im Alter könnte sich das Ruhrgebiet als Vorreiter bei der Lösung der Probleme, die mit dem Altern der Gesellschaft einher gehen, profilieren.

    Defizite gilt es aber auch in anderen Bereichen auszugleichen: Im Personennahverkehr und im Wohnungswesen lassen Art, Umfang und Kundenorientierung der Dienstleistungsangebote im Ruhrgebiet im Vergleich zu anderen Regionen noch zu wünschen übrig. Bei der Frauenerwerbstätigkeit, wichtiges Reservoir für die Entwicklung einer Dienstleistungswirtschaft, gilt es im Revier noch Potenziale zu erschließen.

    "Die regionale Strukturpolitik zur Erneuerung des Reviers hat den Dienstleistungsbereich bislang zu wenig berücksichtigt," kritisieren die Wissenschaftler. Die Strukturpolitik für die Region sollte daran ansetzen, das Ruhrgebiet zu einer Kompetenzregion für mehr Lebensqualität zu entwickeln, z.B. über Initiativen zur Gesundheitswirtschaft und zur Seniorenwirtschaft, die Steigerung der touristischen Attraktivität und den Ausbau der Angebote für den Spitzensport.

    Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:

    Rainer Fretschner
    0209/1707-163
    Dr. Josef Hilbert
    0209/1707-120
    Dr. Brigitte Micheel
    0209/1707-169


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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