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Wissenschaft
Universität Witten/Herdecke präsentiert erste Langzeitstudie zur Pflegesituation von Wachkoma-Patienten
Mit einer neuen Studie zur Situation von Wachkoma- und Langzeitpatienten in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke (UWH) an die Öffentlichkeit getreten. Die vom Ministerium für Arbeit und Soziales NRW geförderte und von der UWH-Dozentin Christel Bienstein und Prof. Dr. H.-J. Hannich betreute Studie ist die erste dieser Art in Deutschland. Sie analysiert nicht nur die Situation von Wachkomapatienten, sondern gibt auch konkrete Handlungsempfehlungen an Politik, Pflegekassen und Betroffene.
In Deutschland werden nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation etwa 6000 Wachkoma- und Langzeitpatienten in Familien und Pflegeeinrichtungen betreut. Jährlich kommen allein in NRW 1000 dazu. Ursachen sind neben schweren Schädel-Hirn-Traumen (ca. 35-40 Prozent) auch Ertrinkungsunfälle, Suizid-Versuche und Narkoseunfälle. Die Pflege solcher Menschen stellt vor allem Familien - sie tragen die Hauptlast der Versorgung -
vor oft unlösbare Probleme, obwohl sich, wie die Studie einräumt, die Betreuungssituation in den letzten Jahren schon verbessert habe.
Die Untersuchung gibt erstmalig auf breiter empirischer Grundlage Handlungsempfehlungen an den Gesetzgeber. Zur Entlastung von Familien empfiehlt sie, ein so genanntes "Family-Nursing" in Deutschland einzuführen wie auch schon im Nachbarland Holland. Die Family-Nurse - eine Art Pflegemanagerin - verfügt über umfangreichere Fähigkeiten, als sie Pflegende bisher haben. Sie kann den Pflegebedarf des Betroffenen ermitteln und Ansprüche gegenüber den Kassen durchsetzen. Sie vermittelt geeignete Therapeuten, Pflegende und Mediziner und koordiniert deren Arbeit. Und sie berät bei der Finanzierung der erbrachten Leistungen. Kurz: Sie ist für die Betroffenen Ansprechpartnerin an allen Fragen der Pflege. Das Modell würde sich auch kostendämpfend auswirken: "Der für die Pflegekassen extrem kostspielige Drehtüreffekt, bei dem Patienten von Arzt zu Arzt geschickt werden, würde durch eine bessere Koordination der Pflegleistungen vermindert", erklärt Christel Bienstein, Leiterin des Instituts für Pflegewissenschaft an der UWH. Organisatorisch könnte das Family-Nursing bei den Pflegekassen, den Gesundheitsämter, aber auch bei den Hausärzten angesiedelt werden. Weitere Forderungen an den Gesetzgeber: Instrumente zur Erfassung des Pflegebedarfs entwickeln, Zertifizierung von Pflegeinrichtungen, tagesbetreuende Angebote schaffen.
Kontakt: Institut für Pflegewissenschaft: 02302/669-358
Die vollständige Studie ist zu beziehen über:
Otto Inhester
Hervester Straße 26
46286 Dorsten
Tel.: 02369/23366
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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