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Wissenschaft
Interdisziplinäre Kooperation am Beispiel der Fachgebiete Nautik und Geoinformation
Oldenburg/Elsfleth. Das virtuelle Szenario steht ihnen deutlich vor Augen: Irgendwo draußen in der Nordsee setzt ein Spezialschiff die tonnenschweren Fundamente für eine Offshore-Windanlage der Superlative auf den Meeresboden. Punktgenau und trotz meterhoher Wellen. Eine logistische und messtechnische Glanzleistung, vorstellbar dank präziser Vorarbeit von Wissenschaftlern aus den Bereichen Nautik und Geoinformation an der Jade Hochschule.
Eine Zukunftsvision? Keineswegs. „Die interdisziplinäre Kooperation unserer Fachgebiete ist bereits auf vielen Ebenen beispielhaft. Ganz besonders zwischen den Nautikern und den Geodäten“, weiß Dr. Elmar Schreiber, Präsident der in Oldenburg, Wilhelmshaven und Elsfleth angesiedelten Fachhochschule. „Das genannte Beispiel zeigt, wie konkret unsere Arbeiten im Bereich der angewandten Forschung im Zusammenspiel mit der regionalen Wirtschaft schon gediehen sind“, ergänzt Prof. Dr. Klaus-Jürgen Windeck, Dekan des Fachbereichs Seefahrt am Studienort Elsfleth.
Im konkreten Fall widmen sich die Wissenschaftler einer Aufgabenstellung des Bremer „Beluga“-Reeders Niels Stolberg, der sich mit großem finanziellem Aufwand für die Ausbildung des nautischen Nachwuchses in Elsfleth engagiert. Während die Geodäten und Geoinformatiker mittels ausgeklügelter Vermessungstechnik das Basismaterial für die möglichen Standorte neuer Windanlagen liefern, steuern die Nautiker das entsprechende Know how für den Transport und den zielsicheren Aufbau der gewaltigen Bauteile bei.
Die Voraussetzungen für derart praxisorientierte Forschung werden in Elsfleth gegenwärtig erweitert. Denn auf dem Campusgelände, wo in den vergangenen zwei Jahren bereits gut 18 Millionen Euro investiert worden sind, entsteht mit „Beluga“-Unterstützung sowie mit Mitteln des Konjunkturprogramms II und des Landkreises Wesermarsch ein Zentrum für Offshore-Windenergie mit einem Schwergutsimulator und einem „Maritimen Rescue-Center“ für die Bergung von Personen.
„Eine Einrichtung, die uns ganz neue Möglichkeiten eröffnet und die Attraktivität des Fachbereichs Seefahrt zusätzlich steigern wird“, erklärt Klaus-Jürgen Windeck. Kernstück der Anlage ist ein Wasserbecken mit einem Wellengang von 1,50 Metern und einer Helikopter-Attrappe, die unter der Decke schwebt und zu Testzwecken hinabstürzen kann. Mittels des Schwergutsimulators wird es zudem möglich sein, das Absenken von bis zu 1600 Tonnen schweren Fundamentteilen auf den Meeresboden auch bei Seegang zu erproben.
„Die Region Nordwest kann mit ihrer bereits vorhandenen Kompetenz in Sachen Offshore zum Weltmarktführer werden“, ist sich Klaus-Jürgen Windeck sicher. In diese Richtung denken auch die Wissenschaftler des Bereichs Geoinformation, die als Baumeister fein verästelter Informationssysteme nicht mehr viel mit dem Landvermesser Kafka’scher Beschreibung verbindet. „Wir vermitteln unseren rund 250 Studierenden zwar nach wie vor wie Grundstücke, Brücken oder Straßen vermessen werden. Doch die Anwendungsgebiete unserer Wissenschaft sind mit der rasanten Entwicklung der Computertechnologie und den damit verbundenen Möglichkeiten erheblich größer geworden“, berichtet Prof. Dr. Hero Weber und verweist auf das Beispiel Windkraft-Anlagen. „Das exakte Setzen der Fundamente in einem schwierigen Umfeld wäre ohne das vorherige Ermitteln von präzisem Datenmaterial etwa über die Bodenbeschaffenheit überhaupt nicht möglich.“
Doch die Geoinformation vermag noch viel mehr als nur Vorlagen für detaillierte digitale See- oder Bodenkarten zu liefern. Hero Weber nennt Beispiele: „Ich ziehe in eine fremde Stadt und suche eine Kita für meine Kinder. Datenbanken zeigen auf, welche Einrichtungen in der Nähe der neuen Wohnung liegen. Oder ein Investor plant die Errichtung von Solaranlagen zur Energiegewinnung. Die Auswertung von Luftbildern gibt Aufschluss, wo sich der Bau lohnt.“
Wissenschaftliche Problemstellungen im Zusammenspiel verschiedener Disziplinen lösen – für Dr. Elmar Schreiber liegt genau hier eine besondere Stärke der Jade Hochschule: „Offenes Miteinander ohne Vorurteile und Berührungsängste in enger Verbindung mit der Region – das zeichnet eine innovative Bildungseinrichtung aus. Die Nautiker, die Geodäten und die Geoinformatiker beweisen es.“ Peter Schulz
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Energie, Informationstechnik, Meer / Klima, Verkehr / Transport
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
Deutsch
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