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27.09.2001 20:01

"Gerechter Krieg - Gerechter Friede"

Guenter Barthenheier M. A. Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

    Das Graduiertenkolleg "Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen im Christentum und Islam" der Universität Bamberg veranstaltete am 27. September 2001 ein ganztägiges Symposium zum aktuellen Thema "Gerechter Krieg - Gerechter Friede." Aus christlich-theologischer, islamwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive gingen die Referenten friedensethischen Begründungsmustern nach. Vor dem Hintergrund der angespannten weltpolitischen Konfliktsituation warnten sie eindringlich davor, die Bereitschaft zur kriegerischen Gewalt pauschal einer Religion zuzuschreiben, sei es nun dem Islam oder dem Christentum.

    Prof. Dr. Thomas Hoppe, der für die katholische Sozialethik an der Universität der Bundeswehr in Hamburg zuständig ist, hob in seinem Beitrag hervor, dass es in der christlichen Friedensethik keineswegs eine kontinuierliche Entwicklung gegeben habe. Vielmehr hätten sich die Positionen im Laufe der Christentumsgeschichte vielfach gewandelt. Dies machte Prof. Hoppe am Paradigma des "Gerechten Krieges" deutlich. Dieses unterlag von Augustinus über Thomas von Aquin bis heute der Gefahr der Missinterpretation. Spätestens jedoch mit der Existenz von Massenvernichtungswaffen geriet es in eine entscheidende Krise. Die genau vor einem Jahr von der deutschen Bischofskonferenz veröffentlichte Stellungnahme "Gerechter Friede" würde dann auch der veränderten weltpolitischen Lage gerecht und stelle die Gewaltprävention in den Vordergrund. Eine große Herausforderung sieht Hoppe darin, den gerechtigkeitsorientierten Friedensbemühungen zu politischer Wirksamkeit zu verhelfen. Es gelte für Christen und Muslime gleichermaßen, das Paradigma eines "Gerechten Friedens" weiterzudenken und nicht in alte, häufig verkürzte Argumentationsmuster zurückzufallen.

    Daran konnte Prof. Dr. Rudolph Peters aus Amsterdam anschließen. Er diskutierte die unterschiedlichen Interpretationen des "Dschihad", der unzulänglich mit "Heiliger Krieg" übersetzt werde, aber auch Motive des spirituellen Kampfes umfasse. Es gebe insbesondere seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wichtige islamische Gruppen, die die Doktrin des "Dschihad" friedensfördernd interpretieren würden. Allerdings hätten die Medien an einem solchen, differenzierten Islambild bislang wenig Interesse gehabt. Peters mahnte dazu, immer nach dem Kontext zu fragen, innerhalb dessen vom "Dschihad" gesprochen werde.

    Ein weiteres, nicht weniger brisantes friedenspolitisches Problem griff in einem dritten Vortrag der Philosoph Dr. Reinold Schmücker aus Hamburg auf. Er diskutierte die Legitimität "humanitärer Interventionen" aus moralisch-philosophischer Perspektive. Einzig das Ziel der "Nothilfe" sei eine "causa iusta", d.h. ein ethisch zu rechtfertigender Grund für eine humanitäre Intervention. Eine solche dürfe jedoch erst als "ultima ratio" in Betracht kommen. Damit bezog sich Schmücker auch auf den von Hoppe skizzierten "Gerechten Frieden", der die präventive Friedenssorge vor Ausbruch der Gewalteskalation stark macht.

    Das Tagesseminar bot über die Referate hinaus mehrfach die Gelegenheit zu einer lebendigen Diskussion. Hier machten die Teilnehmer/innen und Referenten deutlich, dass die Rückwirkung ethisch reflektierter Positionen auf die Politik Not tue. Hierfür sei nicht erst seit dem 11. September auch eine besonnene und aufklärende Verständigung zwischen Christentum und Islam unerlässlich. Das Symposium selbst war ein anregender Beitrag hierzu.

    V.i.S.d.P.: Die Sprecherinnen des Graduiertenkollegs "Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen im Christentum und Islam":
    Prof. Dr. R. Wielandt, Universität Bamberg,
    Tel. 0951 / 863-2187
    Prof. Dr. M. Heimbach-Steins, Universität Bamberg,
    Tel. 0951 / 863-1734


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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