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Frauen kaufen Schuhe, Männer kaufen Autos, so das gängige Klischee. Aber wer entscheidet über die Ausgaben für Lebensversicherungen, Altersvorsorge oder Kredite? Und wie verändert sich das Entscheidungsverhalten von Menschen, wenn sie als Paar gemeinsam entscheiden, gegenüber ihren Entscheidungen als Einzelperson? Diese Fragen haben Anthony Ziegelmeyer vom Jenaer Max-Planck-Institut für Ökonomik und seine Kollegen André de Palma und Nathalie Picard (Universität Cergy-Pontoise, Paris) in einem Laborexperiment untersucht. Das wichtigste Ergebnis: Der jeweilige Einfluss der Partner auf gemeinsamen Entscheidungen ist keineswegs stabil, sondern verändert sich in einem dynamischen Prozess.
Entscheidungen auf Haushaltsebene wurden in der Ökonomik bislang überwiegend wie die Entscheidungen von Einzelpersonen betrachtet. „Ein Haushalt ist aber keine starre Einheit, sondern ein komplexes Gefüge“, erläutert Antony Ziegelmeyer den Ansatz der Studie. „Wir haben es mindestens mit zwei Individuen zu tun, die ähnliche, aber auch unterschiedliche Ziele haben können. Uns interessierte der Prozess, in dem sie zu einer gemeinsamen Lösung kommen.“
An dem von Ziegelmeyer und seinen Kollegen gestalteten Experiment nahmen 22 in einem gemeinsamen Haushalt lebende Paare teil. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten zunächst 40 Euro Startkapital. Danach standen sie in zwölf Spielserien jeweils elf Mal vor der Entscheidung „Lotterie“ oder „Auszahlung“, also einer risikoreicheren bzw. einer risikoärmeren Entscheidungsvariante. Für die ersten sechs Spielserien wurden die Paare getrennt, und Männer und Frauen entschieden unabhängig voneinander. Danach spielten die Paare weitere sechs Runden gemeinsam. Die Auswertung der Daten zeigte wie erwartet, dass die Risikoaversion von Frauen durchschnittlich höher ist, als die von Männern. Die geringste Risikoaversion jedoch zeigten Paare bei gemeinsamen Entscheidungen. Dabei stieg die Risikobereitschaft der Frauen regelmäßiger als die der Männer.
Vor allem aber gewannen Frauen im Laufe eines etwa zweistündigen Experiments nach und nach mehr Einfluss auf die gemeinsamen Entscheidungen. „Uns hat allerdings überrascht, dass sich selbst innerhalb einzelner Paare die Verteilung der Entscheidungsmacht permanent veränderte“, berichtet Ziegelmeyer. Der Einfluss, den einzelne Haushaltsmitglieder im Entscheidungsprozess haben, ist also – anders als bislang oft angenommen wurde – weit davon entfernt, stabil zu sein. „Auch dieses veränderliche Spiel der Kräfte müssen wir erforschen, wenn wir ein realistisches Verständnis des menschlichen Entscheidungsverhaltens erlangen möchten“, zieht Anthony Ziegelmeyer ein Fazit. Die Forscher werden ihre Ergebnisse nun in weiteren Studien vertiefen.
Originalveröffentlichung:
André de Palma, Nathalie Picard, Anthony Ziegelmeyer: “Individual and couple decision behavior under risk: Evidence on the dynamics of power balance”
Journal: Theory and Decision
doi: 10.1007/s11238-009-9179-6
Das Max-Planck-Institut für Ökonomik in Jena beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum von Fragen des wirtschaftlichen Wandels insgesamt, der experimentellen Ökonomik sowie des unternehmerischen Verhaltens.
Weitere Informationen erhalten Sie von:
Anthony Ziegelmeyer
Max-Planck-Institut für Ökonomik
Kahlaische Straße 10
07745 Jena
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e-mail: ziegelmeyer@econ.mpg.de
Stephan Schütze, Petra Mader
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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