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10.11.2010 09:10

"In Biografien erfinden Menschen sich selbst."

Kay Gropp Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Fachverband für Biografiearbeit gegründet, damit die Forschung rund um Biografien professioneller wird

    Wissenschaftler und Therapeuten haben jetzt an der Universität Witten/Herdecke den Fachverband für Biografiearbeit e.V. (FaBiA) gegründet. Der Fachverband hat es sich zum Ziel gesetzt, Biografiearbeit in Deutschland im Bereich Praxis und Wissenschaft zu fördern und Qualitätsstandards zu entwickeln. "In Biografien erfinden Menschen sich selbst. Sie ordnen ihr Leben mit allem, was an Erfolgen, Misserfolgen, Beziehungen und Taten dazu gehört in der Form einer Erzählung. Das ist für viele Menschen eine Begegnung mit sich selbst und wird auch in Therapien eingesetzt", erklärt Prof. Dr. Arist von Schlippe, Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Dynamik von Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke und eines der Gründungsmitglieder des Verbandes.

    Die Notwendigkeit sich selbst zu "erfinden"

    Anders als noch im vergangenen Jahrhundert sind die Biografien von Menschen individueller und brüchiger geworden. Die Vielfalt der Lebensformen und Lebensweisen hat zugenommen. Was in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts überwiegend für Frauen zutraf, gilt jetzt auch beinahe durchgängig für Männer: Die Erwerbsbiografie der meisten Menschen in unserer westlichen Kultur ist von zahlreichen Wechseln und Zeiten der Arbeitslosigkeit geprägt. Die Notwendigkeit, sich selbst zu "erfinden" und die Erfahrungen des eigenen Lebens, insbesondere der Brüche, sinnvoll in das Ganze der Identität einzuordnen, ist heute notwendiger denn je. Dies gilt in nahezu allen Lebensphasen. Daher ist Biografiearbeit heute in den unterschiedlichsten Kontexten von großer existenzieller Bedeutung. Biografiearbeit bietet eine schöpferische Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben oder Aspekten davon, in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft miteinander verknüpft werden. Sie wird sowohl von einzelnen Personen als auch von Personengruppen wahrgenommen. Subjekt der Biografiearbeit kann ein einzelner Mensch, eine Familie, ein Unternehmen, ein Ort und anderes mehr sein.
    Biografiearbeit in zahlreichen Berufsfeldern relevant

    Der Begriff "Biografiearbeit" ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Formen professionell und wissenschaftlich unterstützter Erinnerungsarbeit. Dies geschieht zum einen im Kontext von Psychotherapie, aber auch in der Rekonstruktion von Lebensgeschichten im Rahmen von Projekten oder in der biografischen Forschung. Über die wissenschaftliche Biografieforschung hinaus spielt Biografiearbeit heute eine Rolle in zahlreichen Berufsfeldern, sei es im Bereich der Seniorenarbeit, in der Trauerbegleitung, in der sich ausweitenden Arbeit mit Pflegefamilien oder im Bereich der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Im klinischen Bereich und in der therapeutischen Arbeit hilft sie bei der Suche nach der Entstehung und Bedeutung von Symptomen und kann heilende Prozesse unterstützen.

    Angeleitete, bewusste Biografiearbeit setzt Wissen und eine Haltung der Achtsamkeit voraus. Wer sich auf sie einlässt, setzt Prozesse in Gang, die das Leben verändern. Daher ist ein bestimmtes Maß an Professionalität zum Schutz des Gegenübers und zum Selbstschutz eine Notwendigkeit. Der Verband versteht sich als Forum zum Austausch der Fachleute und sucht den Dialog mit Einrichtungen und Instituten, in denen Biografiearbeit betrieben wird, sowie mit angrenzenden Fachgebieten. Als Vorsitzende des Verbandes, der seinen Sitz in Kassel hat, wurde Herta Schindler (Systemische Lehrtherapeutin, Systemisches Institut Kassel) von den Gründungsmitgliedern gewählt. Ihre Stellvertreter/innen sind Dr. Almute Nischak (Ethnologin, systemische Familientherapeutin, Tübingen) und Thomas Schollas (Systemischer Therapeut und Supervisor, Kiel). Prof. Dr. Arist von Schlippe, wurde zum Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirats gewählt. Im Herbst 2011 wird der Fachverband zu einer ersten Tagung mit dem Titel "Biografiearbeit im Dialog" nach Kassel einladen.

    Weitere Informationen zum Fachverband für Biografiearbeit FaBIA e.V.:
    info@hertaschindler.de und in Kürze unter www.FaBiA-eV.de

    Ansprechpartnerin an der Universität Witten/Herdecke:
    Dr. Christina Erdmann, 02302-926-535, mail: christina.erdmann@uni-wh.de


    Bilder

    Prof. Dr. Arist von Schlippe, Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Dynamik von Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke und eines der Gründungsmitglieder des Verbandes
    Prof. Dr. Arist von Schlippe, Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Dynamik von Familienunternehmen ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Psychologie
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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