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Berlin – Eine Thrombolyse kann auch bei Schlaganfallpatienten im Alter von über 80 Jahren sinnvoll sein. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) anlässlich einer aktuellen Auswertung des internationalen Patientenregisters SITS-ISTR („Safe Implementation of Treatment in Stroke – International Stroke Thrombolysis Register“) hin. Bei der Thrombolyse wird das Blutgerinnsel im Gehirn, das den Schlaganfall verursacht hat, medikamentös aufgelöst. Die Ergebnisse der Datenanalyse sind kürzlich in der Fachzeitschrift „Stroke“ erschienen.
Auslöser eines Schlaganfalls ist bei etwa 80 Prozent der Betroffenen ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verschließt. Eine Thrombolyse, kurz Lyse, kann das Gerinnsel beseitigen und so das Ausmaß der Behinderungen nach einem Schlaganfall vermindern. „Bislang gibt es für die Lyse eine Altersbegrenzung von 80 Jahren. Dies liegt jedoch nur daran, dass ältere Patienten von der Studie, die die Wirksamkeit der Lyse belegt hat, ausgeschlossen waren”, berichtet Professor Dr. med. Joachim Röther, Erster Vorsitzender der DSG und Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona.
Das Risiko für einen Schlaganfall nimmt jedoch mit dem Alter deutlich zu. Etwa ein Drittel der Betroffenen ist über 80 Jahre alt. Infolge der steigenden Lebenserwartung werden immer häufiger Patienten in die Klinik eingeliefert, die 90 Jahre oder noch älter sind. Einige Zentren haben deshalb begonnen, die Lyse auch bei über 80-Jährigen durchzuführen. Wie bei den jüngeren Patienten ist auch hier die Therapie nur in den allerersten Stunden nach Auftreten der Schlaganfallsymptome möglich. Zudem müssen die Ärzte darauf achten, dass die Patienten kein erhöhtes Risiko für eine Hirnblutung haben.
„Unter diesen Vorsichtsmaßnahmen ist die Behandlung auch jenseits des 80. Lebensjahres sicher”, erklärt Professor Dr. med. Martin Grond, Vorstandsmitglied der DSG und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen. Der Experte verweist auf eine jüngst in der Fachzeitschrift „Stroke“ veröffentlichte Auswertung des internationalen Patientenregisters SITS-ISTR. Dort sind mittlerweile die Daten von mehr als 20 000 Patienten aus 476 Kliniken in 31 Ländern gespeichert – darunter auch 1831 Patienten mit einem Alter von über 80 Jahren. 99 Patienten waren sogar über 90 Jahre alt.
„Im hohen Alter verlaufen Schlaganfälle häufiger tödlich”, berichtet Grond, Mitautor der Studie. „Bei alten Patienten, die bereits vor dem Schlaganfall in ihrer Unabhängigkeit stark eingeschränkt sind, sollte man mit der Lysebehandlung zurückhaltend sein. Die Studie zeigt aber, dass Hochbetagte prinzipiell genauso von der Lyse profitieren können wie jüngere Patienten.” Komplikationen traten nicht häufiger auf als bei Betroffenen, die unter 80 Jahre alt waren. Der Experte plädiert jedoch für eine sorgfältige Auswahl. Die Therapie sei eine Einzelfallentscheidung, so Grond. Er weist zudem darauf hin, dass die Lyse bei Hochbetagten derzeit nur im Rahmen eines sogenannten individuellen Heilversuchs erfolgen darf. Es sei zu hoffen, dass sich dies ändert und es in Anbetracht der aktuellen Daten zu einer Erweiterung der Zulassung kommt.
Quelle:
Gary A. Ford, FRCP; Niaz Ahmed, MD; Elsa Azevedo, MD; Martin Grond, MD; Vincent Larrue, MD; Perttu J. Lindsberg, PhD; Danilo Toni, PhD Nils Wahlgren, MD: Intravenous Alteplase for Stroke in Those Older Than 80 Years Old. Stroke 2010; 41: 2568-2574
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressestelle
Silke Stark
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-572
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org
Internet: http://www.dsg-info.de
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