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Wissenschaft
Das Tumorbett wird jetzt schon während der OP bestrahlt
Als erstes Brustzentrum in Mecklenburg-Vorpommern führt das Greifswalder Uniklinikum eine neuartige Methode zur Brustkrebsbehandlung ein. Das von der Carl Zeiss Meditec AG entwickelte intraoperative Bestrahlungsverfahren hat sich in den letzten beiden Jahren in einigen deutschen Brustzentren erfolgreich etabliert. Bei der Methode wird das Tumorbett in der Brust schon während der Operation bestrahlt.
„Für die Frauen ist es wesentlich schonender und zielgenauer, wenn sie schon während der Brustoperation bestrahlt werden“, betonte der Direktor der Universitätsfrauenklinik und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums, Prof. Marek Zygmunt. „Bei optimalem Verlauf reduzieren sich für die Patientin die üblichen zahlreichen Bestrahlungstermine. Der Vorstand des Uniklinikums hat sich für das neue Behandlungssystem entschieden, um den betroffenen Frauen der Region das derzeit modernste Verfahren anzubieten. Nach einer erfolgreichen Pilotphase steht das Verfahren allen dafür geeigneten Patientinnen im Land offen.“
Weniger aggressiv und für die Patienten zeitsparend
Die intraoperative Bestrahlung mit dem System INTRABEAM hat sich in den letzten beiden Jahren in den führenden Brustzentren durchgesetzt. Das Verfahren wird in enger Zusammenarbeit mit den Experten aus der Universitätsstrahlenklinik in den Operationssälen der Frauenklinik durchgeführt. „Brustkrebs bei Frauen nach ist mit 57.000 Neuerkrankungen und etwa 18.000 Todesfällen jährlich in Deutschland nach wie vor die häufigste Krebsart“, erklärte der Leiter des Interdisziplinären Brustzentrums Greifswald (IBZ), Privatdozent Dr. Ralf Ohlinger. „In Mecklenburg-Vorpommern erkranken jedes Jahr rund 1.300 Frauen.“ Nach aktuellem Behandlungsstandard folgt der brusterhaltenden Tumorentfernung eine in der Regel sechswöchige Strahlentherapie. Sie wird in 70 bis 80 Prozent aller Brustkrebsfälle angewandt.
Mit dem INTRABEAM-System von Carl Zeiss erfolgt die Bestrahlung hingegen noch während der Operation. Das betroffene Gewebe im Tumorbett wird nach der Entfernung des Karzinoms gezielt von innen heraus bestrahlt. Vor der Bestrahlung wird noch während der Operation eine medizinische Bewertung des kranken Gewebes durch den klinischen Pathologen vor Ort vorgenommen. Anschließend wird an der offenen Brust die ehemalige Tumorhöhle ausgemessen und der Bestrahlungsapplikator eingesetzt. Der etwa 20- bis 40 minütigen Bestrahlungsprozess unter Vollnarkose wird vom Anästhesisten und Radioonkologen in Bleiwesten überwacht. „Die intraoperative Bestrahlung erspart der Patientin die einwöchige Tumorbettbestrahlung und bietet so einen klaren Behandlungsvorteil für die Patientinnen, beispielsweise bei langen Anfahrtswegen“, unterstrich Ohlinger.
Erhöhte Früherkennungsrate macht INTRABEAM sinnvoll
„Das INTRABEAM-Verfahren ist am besten für Tumore mit einem Ausmaß von bis zu 2 cm geeignet“, erläuterte der IBZ-Leiter. Durch das 2006 gestartete kostenfreie Mammascreening-Programm für Frauen von 50 bis 70 Jahren werden seit Jahren vermehrt kleinere Krebsherde entdeckt. „Jetzt kann genau bei diesen Patientinnen das optimierte und maßgeschneiderte Verfahren zum Einsatz kommen. Der medizinische Fortschritt kommt unmittelbar den Patientinnen zugute“, betonte der Leitende Oberarzt. Nach gültigen medizinischen Leitlinien ist die Teilbrustbestrahlung eine akzeptierte Maßnahme bei kleinen Mammakarzinomen und Frauen über 50 Jahren. Der Mediziner informierte, dass die Ergebnisse der Greifswalder INTRABEAM-Operationen in zwei Studien einfließen. Eine Studie konzentriert sich auf die Behandlungsergebnisse bei Frauen über 70 Jahre. Hier wird geprüft, ob die intraoperative Teilbrustbestrahlung die gesamte Bestrahlung der Brust über sechs Wochen ersetzen kann. Eine internationale Untersuchung analysiert weltweit die intraoperative Methode.
„Wir hoffen, diese Studien geben Aufschluss darüber, ob die intraoperative Bestrahlung in absehbarer Zeit für bestimmte Fälle die Bestrahlung nach der Operationen ersetzen kann“, so Zygmunt.
Das INTRABEAM mit einer Investitionssumme von 500.000 Euro besteht aus einem Trägersystem, einer Röntgenstrahlquelle und Applikatoren, die auf das zu bestrahlende Gewebe aufgesetzt werden. „Künftig ist geplant, das hoch präzise arbeitende und mobile System auch in der Neurochirurgie einzusetzen“, kündigte der Ärztliche Direktor an.
Im Greifswalder Brustzentrum werden jährlich mehr als 3.000 Patientinnen mit unklaren Brustbefunden und Brustkrebs ambulant und stationär betreut, etwa 250 Neuerkrankungen registriert und rund 600 Operationen vorgenommen. Ein Viertel davon sind plastisch-rekonstruktive und kosmetische Eingriffe. Jedes Jahr werden ca. 850 Gewebeproben (Stanzbiopsien) entnommen, 3.000 Brust-Ultraschalluntersuchungen durchgeführt sowie in 50 Tumorkonferenzen die einzelnen Patientinnen ausführlich besprochen. Inzwischen liegt die Quote an brusterhaltenden Maßnahmen in Greifswald bei 80 Prozent.
Ansprechpartner Universitätsklinikum Greifswald
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Direktor: Prof. Dr. med. Marek Zygmunt
Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-65 00
Leiter IBZ: PD Dr. med. Ralf Ohlinger
T +49 3834 86-64 82 (IBZ)
E frauenklinik@uni-greifswald.de
http://www.klinikum.uni-greifswald.de
Die Pilotphase mit fünf Patientinnen lief erfolgreich am Greifswalder Brustzentrum, hier das Team be ...
Foto: UKG/Susanne Bernstein
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Das Foto zeigt einen Strahlungsapplikator, der während des Eingriffes auf das kranke Gewebe gesetzt ...
Foto: Carl Zeiss Meditec AG
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Physik / Astronomie
regional
Forschungsprojekte
Deutsch
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