idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Bochum, 05.02.1997 Nr. 33
Vertrauen in Politiker - eine Illusion?
Soziales Miteinander in Familie, Beruf und Politik
Bochumer Symposion des Zentrums fuer Vertrauensforschung
,Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", war zwar Lenins Devise; doch wo Vertrauen fehlt, ist soziales Miteinander schnell vergiftet. Was fuer die grosse Politik gilt, gilt ebenso fuer die einzelne soziale Beziehung: Ihre Qualitaet haengt ab vom Mass an Vertrauen zwischen den Partnern. Zu seinem ersten Symposion laedt das Bochumer Zentrum fuer Vertrauensforschung (ZfV) ein: ,Vertrauen und soziales Handeln" (20. und 21. Februar 1997, Haus der Freunde der RUB, Stiepeler Str. 129, 44801 Bochum).
Podiumsdiskussion mit ,heissem Eisen"
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Bernhard Roseman und Priv.-Doz. Dr. Martin Schweer (Institut fuer Paedagogik der RUB) soll das breite Feld der - wissenschaftlich bislang noch kaum erforschten - Probleme ums Vertrauen behandelt werden. In einer Podiumsdiskussion (Freitag, 21. Februar 1997, 14-16 Uhr) mit Wissenschaftlern und aktiven Politikern geht es um die Frage ,Vertrauen in Politiker - eine Illusion?" Die OEffentlichkeit ist herzlich willkommen. Programm siehe unten.
Empirisch fundierte Untersuchungen fehlen noch
Zwar ist es leicht nachvollziehbar, dass Vertrauen in elementarer Weise die Qualitaet des sozialen Miteinanders bestimmt - insbesondere in den Familien, in der Partnerschaft und Freundschaft, ebenso in Beruf sowie in gesellschaftlichen Institutionen wie Kirche, Polizei und Gewerkschaften. Dennoch ueberrascht, dass nach den juengsten Recherchen der Bochumer Wissenschaftler es kaum systematisch-theoretische Ansaetze sowie empirisch abgesicherte Befunde zum Vertrauensphaenomen gibt. Auf welche Weise entwickelt sich Vertrauen, wovon wird erlebtes Vertrauen beeintraechtigt oder gar zerstoert und welche Bedeutung kommt dem Vertrauenserleben tatsaechlich fuer das Gelingen oder Misslingen des sozialen Miteinanders zu?
Bochumer Zentrum sucht gezielt nach Loesungen
Ziel des erst 1996 gegruendeten ZfV an der RUB ist es, diese Fragen in den verschiedenen Bereichen gesellschaftlichen Zusammenlebens gezielt nachzugehen und auf diese Weise Beitraege zur Loesung konkreter Probleme des Zusammenlebens leisten zu koennen. Erste empirische Studien des ZfV befassten sich mit der Bedeutung des Vertrauens in professionellen paedagogischen Beziehungen in Schule, Hochschule und beruflicher Ausbildung sowie mit dem Vertrauensverhaeltnis zwischen Eltern und ihren Kindern.
Weitere Informationen
Priv.-Doz. Dr. Martin Schweer, Ruhr-Universitaet Bochum, Insitut fuer Psychologie, Zentrum fuer Vertrauensforschung, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-4760, Fax: 0234/7094-491
Programm
Donnerstag, 20.2.1997
9.00-9.30 Uhr, BEGRUESSUNG UND EINFUEHRUNG, PROF. DR. B. ROSEMANN, Dekan der Fakulaet fuer Philosophie, Paedagogik und Publizistik; Zentrum fuer Vertrauensforschung; PROF. DR. M. BORMANN, Rektor der Ruhr-Universitaet Bochum, PROF. DR. E. TERHART, Geschaeftsfuehrender Direktor des Instituts fuer Paedagogik
I. SPEZIFIZIERUNG DES KONSTRUKTS VERTRAUEN
9.30-10.15 Uhr, A. DEDERICHS, MA., Universitaet Duisburg, ,Vertrauen als affektive Handlungsdimension: Ein emotionssoziologischer Bericht"
10.15-11.00 Uhr , DIPL.-PSYCH. LUITGARD STUMPF, Max-Planck-lnstitut fuer psychologische Forschung, Muenchen, ,Entwicklung interpersonalen Vertrauens bei Kindern"
11.15-12.00 Uhr, PROF. DR. M.E. OSWALD, Universitaet Bern, ,Prozesse der Informationsverarbeitung und Vertrauen"
II. VERTRAUEN IN ENGEN SOZIALEN BEZIEHUNGEN
13.00- 13.45 Uhr, DR. I. JOSEPHS, Otto-von-Guericke-Universitaet Magdeburg, ,Vertrauen zwischen Mutter umd Kind: Ein Beitrag aus der Perspektive der Bindungstheorie"
13.45-14.30 Uhr, PROF. DR. H.W. BIERHOFF, Ruhr-Universitaet Bochum, ,Wer vertraut wem: Soziodemographische Merkmale des Vertrauens"
14.45-15.30 Uhr, DIPL.-PAED. M. OPIELKA, Staatsinstitut fuer Familienforschung an der Universitaet, Bamberg (ifb), ,Gemeinschaft und Vertrauen in der Familie"
15.30-16.15 Uhr, PROF. DR. M. FRANZ, Heinrich-Heine-Universitaet Duesseldorf, ,Der Weg in die psychotherapeutische Beziehung: Die Bedeutung von Wertschaetzung und Vertrauen"
16.15-17.00 Uhr, DR. M. KOLLER, Klinikum der Philipps-Universitaet Marburg, ,Vertrauen zwischen Arzt und Patient"
Programm:
Freitag, 21.2.1997
III. VERTRAUEN IN DER ARBEITSWELT
9.45-10.30 Uhr, PROF DR. G.F. MUELLER, Universitaet Koblenz-Landau, ,Vertrauensbildung durch faire Entscheidungsverfahren in Organisationen"
10.30-11.15 Uhr, PROF. DR. W. GRUNWALD, Universitaet Lueneburg, ,Das Prinzip der Wechselseitigkeit: Fundament aller Sozial- und Arbeitsbeziehungen"
IV. VERTRAUEN IN DAS GESELLSCHAFTLICHE SYSTEM
11.30-12.15 Uhr, DR. T. OHLEMACHER, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V., ,Opfererfahrung und Systemvertrauen: Ergebnisse einer Umfrage unter deutschen und auslaendischen Gastronomen"
12.15-13.00 Uhr, PD DR. M. SCHWEER, Ruhr-Universitaet Bochum, ,Der 'vertrauenswuerdige' Politiker im Urteil der Waehler"
V. PODIUMSDISKUSSION
14.00-16.00 Uhr, ,VERTRAUEN IN POLITIKER - EINE ILLUSION?" Eine Podiumsdiskussion mit PROF. ERWIN K. SCHEUCH (Koeln), DR. BURKHARDT HISCH (MdB, Vizepraesident des deutschen Bundestags), DR. MICHAEL VESPER (NRW-Minister fuer Bauen und Wohnen)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medizin, Politik, Psychologie, Recht, Wirtschaft
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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