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Wissenschaft
Bochum, 11.09.1997 Nr. 159
Hohe Auszeichnung für Bochumer Wissenschaft VW-Stiftung fördert ,Nachwuchsgruppen an Universitäten" Islamische Bildungsnetzwerke und magnetische Felder im Blick
Nur 15 ,Nachwuchsforscher-Gruppen" wählte die Volkswagen-Stiftung aus 300 Anträgen mit einem Antragsvolumen von 580 Mio DM aus - und die RUB war gleich zweimal dabei! Das Seminar für Orientalistik und Indologie in der Fakultät für Philologie erhält 1,25 Mio. DM für eine Untersuchung ,Islamischer Bildungs-Netzwerke im lokalen und translokalen Kontext (18. - 20. Jahrhundert)". An die Fakultät für Physik und Astronomie gehen 1,46 Mio. DM für Forschungen auf dem Feld ,Topologische Struktur elektromagnetischer Felder in leitenden Fluiden".
Islam wenig institutionalisiert
Anders als christliche Glaubensrichtungen ist der Islam wenig institutionalisiert. Religiöse Gelehrte, Intellektuelle und Aktivisten machen ihren geistlichen Einfluß deshalb deutlicher geltend. In der Vergangenheit wie heute bedeutet islamische Bildung meist auch kulturelle und politische Mobilisierung: Durch Predigt und Propaganda, in den neuen Medien, in religiösen Bruderschaften oder Vereinen wird auch politisch agitiert. Dem ,Verfall der staatlichen Bildungssysteme" setzen die Muslime so ihre eigenen Bildungsaktivitäten entgegen.
Von Türken, Indern und Ubeken
Fragen der geographischen Mobilität von Muslimen, ihre kulturellen Aktivitäten und Organisationsformen und den wachsenden politischen Aktivismus auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene will Projektleiter Prof. Dr. Stefan Reichmuth (Islamwissenschaft) mit der Netzwerkmethode erfassen: Dieser handlungs- und systemtheoretische Ansatz soll den Einfluß auf Gruppen und Individuen bei häufig widersprüchlichen Orientierungen erklären. Wertvolle Informationen liefern ihm dabei Gelehrten-Biographien und mündliche Quellen vor Ort. Buchara und Daghestan im Kaukasus, Bhopal in Indien, Medina in Saudi-Arabien und Provinzstädte in Anatolien sind bevorzugte Untersuchungsgebiete des Bochumer Projekts.
Wenn Nordlichter magnetisch stürmen
Dort, wo der Sonnenwind den Magnetschweif der Erde erzeugt, wo Nordlichter scheinen oder magnetische Stürme toben ..., dort haben wir es - astrophysikalisch ausgedrückt - mit sehr komplexen Strukturen des magnetischen Flusses zu tun. Im Fluß befindet sich dabei interstellares Plasma. Das ist ionisierte Materie, die durch Verknotungen und Verknüpfungen eine beeindruckende Formenvielfalt entwickelt. Einfache Modelle werden diesen Magnetfeld-Strukturen nicht mehr gerecht.
Von Knoten und Verknüpfungen
Die an dem Projekt beteiligten Bochumer Professoren Dr. Günter Wunner, Dr. Karl Schindler (Fakultät für Physik und Astronomie) und Dr. Heiner Zieschang (Fakultät für Mathematik) u.a. wollen nun mit Hilfe der mathematischen Knoten-Theorie eine numerische Simulation der Magnetfeldstrukturen erreichen. Mathematisch bewegen sie sich damit in der Topologie, einem Gebiet, in dem sogenannte ,Invarianten" bekannt sind, die die Verknüpfung oder Verknotung einzelner Linien beschreiben können, und so ein Maß für die Komplexität liefern. Fände man entsprechende Größen auch für Feldlinien in komplexen magnetischen Strukturen, könnte man z. B. den Energiegehalt auch einer verwickelten Struktur bestimmen. Auch könnten diese topologischen Maße helfen, das elektromagnetische Feld näher zu beschreiben. Schließlich könnte die ,Dynamo-Theorie", die sich mit Magnetfeldern in Planeten und Sternen befaßt, wertvolle Impulse erhalten, da auch hier enge Parallelen zu Verknüpfungen der Knoten-Theorie zu erkennen sind.
Weitere Informationenen
Islam-Projekt: Prof. Dr. Stefan Reichmuth, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Philologie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-5127
Physik-Projekt: Prof. Dr. Karl Schindler, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Physik und Astronomie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-4728
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Mathematik, Physik / Astronomie, Politik, Recht
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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