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Psychologen der Universität Jena zeigen systematische Veränderungen der Wahrnehmung von Gesichtern auf
Jünger aussehen ohne Facelifting? Psychologen der Universität Jena haben für diesen Wunsch einen einfachen Ratschlag parat: Wer jünger wirken möchte, der sollte sich mit Älteren umgeben. Schätzen wir doch einen 30-Jährigen deutlich jünger, wenn wir vorher konzentriert die Gesichter älterer Menschen betrachten.
„Menschen sind eigentlich sehr gut darin, das Alter ihres Gegenübers zu schätzen“, sagt Dr. Holger Wiese. Der Psychologe von der Universität Jena ist verantwortlich für eines der sechs Forschungsprojekte in der DFG-geförderten Forschergruppe „Wahrnehmung von Personen“, die von Prof. Dr. Stefan R. Schweinberger geleitet wird.
Im Experiment konnten die Jenaer Psychologen nachweisen, dass die Probanden nach vorangehender Adaptation – also dem intensiven Betrachten von Gesichtern einer bestimmten Altersgruppe – beim Schätzen des Alters anderer Personen regelmäßig danebenlagen. Wurden am Computer zunächst Gesichter alter Menschen gezeigt und war das Testgesicht danach ein „mittelalter“ Mensch, dann schätzten ihn die Probanden als deutlich jünger ein. Im umgekehrten Fall lief es genauso: Nach dem Betrachten jüngerer Gesichter wurde das mittelalte Testgesicht deutlich älter geschätzt. „Diese Effekte treten unabhängig vom Alter und Geschlecht der Betrachter auf“, sagt Stefan Schweinberger. Auf der Seite der Gesichter allerdings – dies war ein zweiter Befund der Studie – sind die Nacheffekte auf die Alterswahrnehmung allerdings noch etwas ausgeprägter, wenn Adaptor- und Testgesichter Personen desselben Geschlechts zeigen. Mit anderen Worten: Die Wahrnehmung von Alter und Geschlecht in Gesichtern läuft nicht völlig unabhängig voneinander ab. Diese Ergebnisse mögen Laien vielleicht kaum verwundern, sie widerlegen aber verschiedene bisher im Feld vertretene Expertenmeinungen.
Die Jenaer Forscher nutzten für ihre Experimente modernste Verfahren der digitalen Bildbearbeitung und eine Datenbank mit Gesichtern, die völlig ungeschminkt und bei denen störende Elemente wegretuschiert worden waren. Als Probanden dienten zunächst Studenten, in einer zweiten noch unpublizierten Studie wurden Menschen im Seniorenalter um ihre Schätzungen gebeten.
Das Ergebnis ihrer Erkenntnisse fasst Prof. Schweinberger zusammen: „Wir können die subjektive Wahrnehmung eines Gesichts verändern.“ Allerdings wisse noch niemand, wie lange dieser Effekt anhält. Holger Wiese sagt, das Alter eines Gegenübers gehöre zu den wichtigen Merkmalen für unsere Personenwahrnehmung. In dieser Hinsicht ergeben sich spannende Überschneidungen zu den Forschungsfeldern anderer Wissenschaftler, die sich mit den Interaktionen sozialer Gruppen befassen.
Den „Playboy“-Gründer Hugh Hefner dürften die Erkenntnisse der Jenaer Forscher überraschen. Umgibt sich der Lebemann doch bevorzugt mit jungen Frauen, nicht ahnend, dass die ihn noch viel älter aussehen lassen. Anstatt deshalb selbst die Dienste der Schönheitschirurgie in Anspruch zu nehmen, sollte Hefner sich also vielleicht lieber mit älteren Herren umgeben.
Ihre Forschungsergebnisse haben die Jenaer Psychologen aktuell in der Fachzeitschrift „Vision Research“ publiziert: Stefan R. Schweinberger, Romi Zäske, Christian Walther, Jessika Golle, Gyula Kovács, Holger Wiese: „Young without plastic surgery: Perceptual adaptation to the age of female and male faces.“ Zu finden ist die Original-Publikation unter: www.elsevier.com/locate/visres.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan R. Schweinberger / Dr. Holger Wiese
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Am Steiger 3, Haus 1
07743 Jena
Tel.: 03641 / 945181 oder 945185
E-Mail: Stefan.Schweinberger[at]uni-jena.de / Holger.Wiese[at]uni-jena.de
http://www.uni-jena.de
http://www.elsevier.com/locate/visres - die Original-Publikation.
Der Jenaer Psychologe Prof. Dr. Stefan R. Schweinberger.
Foto: Anne Günther/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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