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29.10.2001 14:49

"Das Ich - eine Illusion?" - Wolf Singer hält Vortrag an der Magdeburger Uni

Waltraud Riess Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Einladung zur Otto-von-Guericke-Vorlesung

    Zur nunmehr 11. Otto-von-Guericke-Vorlesung spricht der Frankfurter Neurophysiologe Prof. Dr. med. Wolf Singer: Sein Thema "Das innere Auge". Die Vorlesung findet am Dienstag, dem 06. November 2001, 19.00 Uhr, statt. Dazu lädt die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die interessierte Öffentlichkeit herzlich ein.

    Die von der NORD/LB Mitteldeutsche Landesbank geförderte Veranstaltungsreihe führt renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen an die Magdeburger Universität. Mit ihr ehrt die Otto-von-Guericke-Universität ihren Namenspatron und präsentiert der interessierten Öffentlichkeit international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die hervorragende Forschungsergebnisse erzielen und die Fähigkeit haben, diese auch populärwissenschaftlich zu vermitteln.

    Wolf Singer wurde 1943 in München geboren. Er studierte Medizin in München und Paris und promovierte 1968 bei O. Creutzfeldt. 1973 wurde er Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie. Nach der Habilitation 1975 trat er 1980 eine Professur für Physiologie an der Technischen Universität München an, bevor er 1982 Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt wurde.

    Zu den Schwerpunkten von Singers wissenschaftlichen Arbeiten zählen der funktionale Aufbau der Hirnrinde sowie Veränderungen an den Verbindungen (Synapsen) zwischen den Nervenzellen, die während der Hirnentwicklung, aber auch bei Erwachsenen eintreten. Besondere Bedeutung hatte gerade in den letzten Jahren die Frage, wie die Koordination der z.T. weit über die Hirnrinde verteilten neuronalen Aktivitäten erfolgt, die etwa der visuellen Wahrnehmung eines einzigen Bildes zugrunde liegen. Singer und seine Mitarbeiter haben eine Fülle von Belegen dafür erbracht, dass diese Koordination nicht durch einen übergeordneten, zentralen Steuerungsprozess geleistet wird, vielmehr verbinden sich die Nervenzellen, die zusammengehörige Informationen repräsentieren, jeweils zu einem synchron schwingenden Ensemble.

    Singers fachliche Arbeit ist international bekannt und respektiert. Immer wieder haben er und seine Mitarbeiter die neurowissenschaftliche Forschung mit neuen Impulsen stimuliert. Er selbst ist Mitglied einer Reihe wissenschaftlicher Gesellschaften und Beratergremien, darunter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Außerdem gehört er dem wissenschaftlichen Beratergremium des Papstes an. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hessischen Kulturpreis 1998. Kürzlich wurde Singer von Wissenschaftsjournalisten zu einem der bedeutendsten Naturwissenschaftler des vergangenen Jahrzehnts gekürt.

    Singer hat sich jedoch über den engeren Bereich seiner fachlichen Interessen hinaus immer wieder in der nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit in Beiträgen für Zeitschriften wie "Die ZEIT" und den "SPIEGEL" mit den weiteren Konsequenzen der neurowissenschaftlichen Forschung für das menschliche Selbstverständnis befasst. Dieses Selbstverständnis ist derzeit noch sehr stark durch kulturelle und soziale Traditionen geprägt, wie sie beispielsweise unsere Vorstellungen von Bewusstsein und Willensfreiheit bestimmen. Zunehmend gewinnen hier jedoch die Ergebnisse der Naturwissenschaften an Bedeutung. Singer ist überzeugt, dass diese Ergebnisse uns in vielen Fällen zwingen werden, unser Menschenbild nachhaltig und tiefgreifend zu verändern. So seien etwa Freiheit und Selbstbewusstsein lediglich kulturelle Konstrukte, die nicht mit dem vereinbar seien, was wir bereits heute über das Gehirn wissen.
    Singer selbst glaubt, dass der Abschied von dem mit "sehr viel Selbstbewusstsein und gelegentlich Arroganz behafteten Freiheitsbegriff" uns zu einer demütigeren, toleranteren Haltung bringen könne: "Wir müssten uns als in die Welt geworfene Wesen betrachten, die wissen, dass sie ständig Illusionen erliegen und keine wirklich stimmigen Erklärungen über ihr Sein, ihre Herkunft und noch viel weniger über ihre Zukunft abgeben können." Hier liegen Herausforderungen, die in den Augen Singers von den Geisteswissenschaften bislang nur unzureichend wahrgenommen werden.

    Die Vorlesung findet im Hörsaal III, Ernst-Schiebold-Gebäude der Universität (Gebäude 50), Große Steinernetischstr. (Straßenbahnhaltestelle Universitätsplatz), statt.

    Homepage von Prof. Dr. Wolf Singer am Max-Planck-Institut für Hirnforschung
    http://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/np/staff/singer.htm

    Weitere Auskünfte erteilt gern: Prof. Dr. Michael Pauen, Institut für Philosophie der Fakultät für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, (0391) 67-16984, email: pauen@gmx.de


    Weitere Informationen:

    http://www.mpih-frankfurt.mpg.de/global/np/staff/singer.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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