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14.11.2001 17:27

In einem zerrissenen Land

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Matthias Schultheiß studiert Umweltschutztechnik an der TU Clausthal. Vom ersten August bis zum 30. September ging er mit dem studentischen Austauschprogramm IAESTE für zwei Monate nach Israel an die Ben-Gurion-Universität in Be'er Sheva. Im Gespräch schildert er die für ihn "sehr schöne, höchst interessante Zeit".

    Die Stadt liegt etwa im Süden Israels. Sie ist das "Tor" zur Nege'ev-Wüste. Es war der Traum David Ben-Gurions, des ersten Premierministers Israels, die Nege'ev-Wüste zu besiedeln, sie in eine blühende Landschaft zu verwandeln. Hier, so die Vision Ben-Gurions, könne die Heimstätte der Juden entstehen, nur hier werde man sie nicht vertreiben wollen.

    In Be'er Sheva arbeitete Matthias Schultheiß bei Professor Dr. Eran Sher an einem Grundlagenprojekt zur Erforschung des Detailablaufs von Verbrennungsprozessen mit. Was geschieht, wenn ein Tropfen auf die Wand eines heißen Zylinders trifft? Mit einer Hochgeschwindigkeitsdigitalkamera nahm er an einem Modellversuch auf, wie ein Tropfen genau verdampft. Auch modellierten sie den Einspritzvorgang in einen (Modell-)kolben. Im Anschluß an seine Zeit in Israel war er noch für zwei Wochen in Ägypten. "Die Aufnahme durch die israelischen Kollegen war freundschaftlich und offen. Ich war darauf vorbereitet, Ältere könnten mir ablehnend gegenüberstehen, wenn sie erführen, daß ich Deutscher bin. Das ist aber nicht eingetreten. In Ägypten dagegen bin ich einmal mit "Heil Hitler!" begrüßt worden. Ägypter und Palästinenser ließen im Gespräch durchblicken, daß sie die Israelis hassen und am liebsten ins Meer treiben würden. Die Gewalttaten der Hamas oder Hisbollah verleihen dieser Gesinnung Ausdruck."

    "Die orthodoxen Juden ihrerseits provozieren mit ihren Siedlungen im dichtbesiedelten palästinensischen Gaza-Streifen die Palästinenser. Die Konfliktgrenzen verlaufen aber nicht nur zwischen Arabern und Israelis, sondern auch innerhalb der Israelis zwischen säkularen, weltlich orientierten und orthodoxen Juden. Letztere müssen aus Verfassungsgründen vom Staat unterstützt werden, um nicht arbeiten zu müssen, sondern sich ganz dem Studium der Thora widmen zu können, sind mit Kindern reich gesegnet, beziehen nicht unerheblich Sozialhilfe und sind vom Wehrdienst freigestellt."

    "Manche sagen, wenn der israelisch-arabische Konflikt überstanden sei, käme es zu einem innerisraelischen Bürgerkrieg."

    "Deprimierend war, alle meine Gesprächspartner, ob Israeli oder Palästinenser, gingen davon aus, ein großer Krieg in der Region sei in näherer Zukunft unvermeidlich."

    Jeder Fußbreit in Jerusalem ist historischer, biblischer Grund, heute von den verschiedenen Volks- und Religionsgruppen heftigst umstritten. "Ein jemenitischer Kollege erzählte mir, daß in seiner Straße sieben Synagogen neben einander stehen. Jede Volksgruppe will den jüdischen Glauben in spezifischer Ausprägung praktizieren und braucht dafür eine eigene Kirche. Die aramäische, die griechisch-orthodoxe und katholische, alle drei christliche Kirchen reklamieren jeweils einen Platz als historisch verbürgten Geburtsort Marias. Vor der Grabeskirche Jesu steht seit Jahren ein Gerüst, weil die verschiedenen Kirchen sich nicht über die Form und Finanzierung der Restauration einigen können", nennt Matthias Schultheiß Beispiele der vielfach aufgesplitterten Konfliktlinien. Üblicherweise ist Jerusalem von Touristenströmen übervölkert. "Unter ihnen auch immer wieder Pilger, welche die historische Intensität Jerusalems nicht aushalten und von plötzlich auftretenden religiösen Wahnvorstellungen geplagt sind. Für sie gibt es eine eigene psychiatrische Abteilung in einem Jerusalemer Krankenhaus", berichtet Matthias Schultheiß.

    "Auch wenn die Anspannung jederzeit im Stadtbild greifbar ist - Soldaten mit umgehängten Maschinengewehren, Taschen, die kontrolliert werden, - ich fühlte mich in Israel sicher, denn der Konflikt konzentriert sich auf einige wenige Gebiete. Durch Zufall besuchte ich ein geradezu abenteuerlich schrilles, buntgeschecktes, alternativ-esoterisch angehauchtes Musikfestival, daß in der Mischung der verschiedensten Musikstile und Kostümierungen einen ungeheuren Kontrast bot zur Welt der orthodoxen Juden."

    "Meine Zeit in Israel war sehr schön und höchst interessant".


    Bilder

    Matthias Schultheiß
    Matthias Schultheiß

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    Am Rande des Kulturfestivals beobachtet.
    Am Rande des Kulturfestivals beobachtet.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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