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16.11.2001 15:37

Wissenschaftsrat gibt Empfehlungen zur künftigen Struktur der Lehrerbildung

Dr. Uta Grund Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Der Wissenschaftsrat hat Empfehlungen zur künftigen Struktur der Lehrerbildung verabschiedet. Mit dem Ziel einer nachhaltigen Verbesserung der Qualität der Lehrerbildung in Deutschland empfiehlt er eine Ausbildungsreform, die eine Veränderung der Studiengangsstruktur und institutionellen Verortung ebenso wie eine bessere Abstimmung der einzelnen Ausbildungsphasen ermöglichen soll. Das wissenschaftspolitische Ziel besteht darin, auf dem Wege praktischer Erfahrungen unterschiedliche Modelle zu erproben und mit Blick auf ihre Tragfähigkeit nach einem angemessenen Zeitraum zu bewerten.

    Der Wissenschaftsrat präferiert für die Lehrämter an Realschulen und Gymnasien eine konsekutive Studiengangsstruktur mit den Abschlüssen des Bachelors (BA) und Masters (MA), die sich mit folgenden Vorteilen verbindet:

    - ein stärker auf die spezifischen Anforderungen von Unterricht und Erziehung im schulischen Kontext zugeschnittenes Bildungsangebot (durch ein fachwissenschaftlich breit angelegtes BA-Studium und ein auf die Vermittlung der pädagogisch-didaktischen Professionalität konzentriertes MA-Studium),

    - der Erwerb von Qualifikationen, die berufliche Einsatzfelder auch außerhalb der Schule eröffnen (Polyvalenz),

    - eine Verkürzung der realen Studienzeiten durch eine stärkere fachliche Strukturierung des Studiums,

    - eine Verkürzung der sich an das Studium anschließenden berufspraktischen Ausbildungsphase durch eine verbesserte Abstimmung der lehramtsspezifischen Ausbildungsinhalte,

    - eine internationale Anschlussfähigkeit des Studiums unter Berücksichtigung der Vorgaben des durch die Bologna-Konferenz im Jahre 1999 ausgelösten Prozesses, der mittelfristig einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum mit einem gestuften Studien- und Abschlusssystem vorsieht,

    - die strukturellen Voraussetzungen für eine - sowohl aus Sicht der Schulverwaltungen wie der Studierenden - effektivere Abstimmung zwischen dem Lehrerarbeitsmarkt und dem Ausbildungssystem,

    - Möglichkeiten zur besseren Koordination von erster und zweiter Phase der Lehrerbildung sowie zum Ausbau profilierter Fort- und Weiterbildungsangebote für bereits tätige Lehrer, die auch die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Lehrämtern befördern.

    Für die Lehrämter an Grund- und Hauptschulen präferiert der Wissenschaftsrat die Entwicklung integrativ und modular ausgerichteter Studiengänge, die zum BA führen, um der spezifisch pädagogischen Fachlichkeit der Grundschul- und Hauptschularbeit Rechnung zu tragen. Ausdrücklich erkennt er die grundlegende Bedeutung einer leistungsfähigen Grundschule für die weiterführenden Schularten an.

    Für Lehramtsstudiengänge muss eine eigene institutionelle Zuständigkeit etabliert werden. Neben mit entsprechenden Kompetenzen ausgestatteten Lehrerbildungszentren kommt hierfür insbesondere die Gründung von Fachbereichen für Bildungswissenschaften und Wissenstransfer infrage, deren Aufgaben im Bereich Bildung, Erziehung und Unterricht liegen. Die Verortung der Lehrerbildung in einem eigenständigen Fachbereich ist kompatibel mit den hochschulinternen Organisations- und Entscheidungsstrukturen. Dies fördert die curriculare Abstimmung und Koordination zwischen den an der Lehrerbildung im engeren Sinne beteiligten Bereichen - Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik und Schulpraxis - sowie die integrative Ausrichtung der Fächer in Lehre und Forschung auf die Lehrerbildung und das Berufsfeld Schule.

    Der Wissenschaftsrat unterstreicht erneut seine Empfehlung, die Fachhochschulen aufgrund ihrer spezifischen Erfahrungen mit praxisorientierten wissenschaftlichen Ausbildungsangeboten an den Lehramtsstudiengängen zu beteiligen. Grundsätzlich spricht er sich für die Erprobung kooperativer Modelle der Lehrerbildung aus, um auf diesem Wege die spezifischen Kompetenzen von Universität und Fachhochschule gewinnbringend für die Lehrerbildung zusammenzuführen. Er sieht hierin auch die Chance, das wissenschaftspolitische Ziel einer sinnvollen Erweiterung des Fächerspektrums der Fachhochschulen langfristig mit einer Qualitätsverbesserung der Lehrerausbildung zu verbinden. Dies gilt insbesondere für Lehrämter an Grund- und Hauptschulen, deren spezifisch berufsfeldbezogene Fachlichkeit der Ausbildung zusammen mit dem Erfordernis einer frühzeitigen Professionalisierung dafür spricht, die Fachhochschulen in den Kreis der Anbieter grundständig integrierter BA-Studiengänge aufzunehmen. Der Wissenschaftsrat spricht sich in diesem Zusammenhang erneut und mit Nachdruck dafür aus, die besoldungsrechtliche Einstufung von gleichwertigen Abschlüssen so zu lösen, dass eine Ungleichbehandlung vermieden wird. Nach Auffassung des Wissenschaftsrates wird die wissenschaftspolitisch gewünschte Einbeziehung der Fachhochschulen in die Lehrerbildung maßgeblich von einer zufriedenstellenden Lösung dieses Problems abhängen.

    Unabhängig von einer Veränderung der Studiumsstrukturen muß die auf die Lehrerausbildung und das Bildungswesen bezogene Forschung intensiviert werden. Der Wissenschaftsrat empfiehlt daher nachdrücklich den Ausbau einer international konkurrenzfähigen empirischen Bildungsforschung in Deutschland.

    Hinweis: Die Empfehlungen zur künftigen Struktur der Lehrerbildung (Drs. 5065/01) werden im Netz als Volltext veröffentlicht, sie können aber auch bei der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates schriftlich oder per eMail angefordert werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.wissenschaftsrat.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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