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30.01.1997 00:00

Uni stärkt Behindertenwerkstätten

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Chemnitzer Uni staerkt Behindertenwerkstaetten

    Fuer Unternehmen nur Vorteile: Behinderte als Partner der Wirtschaft

    CHEMNITZ. Durchaus moeglich, dass sie das Werk von Behinderten ist: die Ledertasche, die Sie sich morgens auf dem Gang zur Arbeit unter den Arm klemmen. Und die Lampe, die zu Hause ihr Wohnzimmer beleuchtet, koennte ebenso aus einer Behindertenwerkstatt stammen, wie Sanitaerteile in Ihrem Bad. Denn Behindertenwerkstaetten sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor - fuer die Behinderten selbst, aber auch fuer die Firmen, die dort preisguenstig, schnell und gut Produkte herstellen lassen koennen. Um die Behindertenwerkstaetten noch schlagkraeftiger zu machen, haben sich jetzt fuenf von ihnen aus der Region Chemnitz mit Hilfe der Uni zu einem Netzwerk zusammengeschlossen - als Vorbild fuer ganz Deutschland.

    Behinderte haben es nicht leicht. Zwar sind die Arbeitgeber verpflichtet, sechs Prozent aller Arbeitsplaetze mit Behinderten zu besetzen, andernfalls sind 200 Mark pro Monat und Platz faellig. Doch oft sind die Arbeitsplaetze fuer Behinderte nicht gegeignet und muessten fuer viel Geld extra umgeruestet werden. So mancher Arbeitgeber zahlt da lieber die Ausgleichsabgabe. Hier koennen die Behindertenwerkstaetten einen Ausweg bilden - Auftraege, die dorthin gegeben werden, koennen naemlich mit dieser Abgabe verrechnet werden. Zudem sind die Plaetze optimal auf die Beduerfnisse der Behinderten zugeschnitten. Und die Betreuer - im Schnitt einer auf zwoelf Behinderte - sind nicht nur Fachleute auf ihrem jeweiligen technischen Gebiet, sie haben auch noch eine Zusatzausbildung in Sonderpaedagogik.

    Das macht Behindertenwerkstaetten nahezu ebenso leistungsfaehig wie normale Fabriken. Wer da meint, Behinderte seien gerade mal gut genug, Kugelschreiber oder Waescheklammern zusammenzubauen, der hat noch nie eine solche Werkstatt von innen gesehen. In der im vergangenen November neu eingeweihten Werkstaette in Burgstaedt etwa stehen zwei computergesteuerte Werkzeugmaschinen. Klar, das Progammieren machen die Betreuer, doch bedient werden sie von geduldig angelernten Behinderten. Die Pulverbeschichtung und der Montagebereich in Burgstaedt koennen sich ebenfalls sehen lassen. Daneben werden von den Werkstaetten aber auch Leistungen wie Metall- und Holzbearbeitung angeboten. Auch wer etwas drucken, verpacken oder recyceln lassen moechte, ist hier an der richtigen Adresse. Ebenso fit sind die Behinderten bei der Textil- und Lederverarbeitung und bei der Waesche- und der Landschaftspflege. "So mancher saechsische Betrieb, der Auftraege zu vermeintlich niedrigeren Produktionskosten nach Tschechien gibt, wuerde zu uns kommen, wenn er uns kennen wuerde", vermutet die Dipl.-Ingenieurin Kathrin Weinrich von der Chemnitzer Uni, die das Netzwerk der fuenf Werkstaetten betreut.

    Einrichtungen wie die in Burgstaedt sind besonders fuer Firmen in der Region interessant, die einen Auftragnehmer suchen. Und den Behinderten verhelfen sie zu mehr Selbstbewusstsein, "fuer viele sind sie so etwas wie eine Familie, die freuen sich jeden Tag auf die Arbeit", so Weinrich. Kein Wunder, dass die Werkstaetten eine Fuelle von Empfehlungen ihrer Auftraggeber vorweisen koennen, die ihnen hohe Qualitaet, puenktliche Lieferung und eine aeusserst gute Zusammenarbeit bescheinigen.

    Doch es gibt auch Probleme. So fehlen allein in Sachsen rund 6000 Behindertenarbeitsplaetze. Aber das koennte sich, dank der Initiative der Chemnitzer Uni, rasch aendern. Denn das Netzwerk zielt darauf ab, Organisation und Produktion der beteiligten Werkstaetten - neben Burgstaedt noch Annaberg-Buchholz, Frankenberg, Langenau (bei Freiberg) und Schlema - miteinander zu verknuepfen. Dann wird es moeglich sein, Auftraege untereinander zu verteilen und sogar eigene Produkte arbeitsteilig herzustellen und gemeinsam zu vermarkten. Bisher uebersteigt dies die Moeglichkeiten der einzelnen Werkstatt. Und nicht zuletzt: Der Zusammenschluss wird bekannter, als es die einzelnen Werkstaetten je waren - allein dies koennte neue Auftraege bringen.

    Weitere Informationen: Technische Universitaet Chemnitz-Zwickau, Erwachsenenbildung und betriebliche Weiterbildung, Reichenhainer Str. 41, 09107 Chemnitz, Prof. Roland Schoene, Dipl.-Ing. Kathrin Weinrich, Telefon 0371/531-4923 oder -4250, Fax 0371/531-4453.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Maschinenbau, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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