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06.04.2011 10:05

Der unbekannte Herr Marx aus Trier

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Universität Jena eröffnet am 12. April Ausstellung über Karl Marx' Promotion

    Ein weithin unbekannter Student sandte im April 1841 seine Dissertationsschrift „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“ an die Philosophische Fakultät der Universität Jena. Vermittelt durch den Literaturprofessor Oskar Ludwig Bernhard Wolff nutzte der Berliner Student die Möglichkeit, in Abwesenheit – „in absentia“ – zu promovieren. Der Dekan, Carl Heinrich Bachmann, informierte am 13. April 1841 die Mitglieder der Fakultät über das Promotions-Ersuchen: „Ich präsentiere Ihnen Herrn Carl Heinrich Marx aus Trier …“

    Diese einleitende Floskel im Schreiben Bachmanns gibt einer Ausstellung den Titel, die vom 13. bis 19. April im Rektorberatungsraum der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Fürstengraben 1) gezeigt wird. Die Ausstellungskuratoren Dr. Joachim Bauer, Dr. Thomas Pester, Margit Hartleb und Rita Seifert vom Universitätsarchiv konzentrieren sich auf die wechselvolle Geschichte der Marx-Dokumente. Dabei präsentieren sie vorrangig Kopien oder Fotografien der Originale. So wird ein Foto der Promotionsurkunde der Öffentlichkeit präsentiert: Marx war mit dem Prädikat „vorzüglich würdig“ bedacht worden. Das Original der Promotionsurkunde befindet sich in Moskau. Denn im Jahr 1947 wurden zahlreiche Dokumente aus Jena an das „Marx-Engels-Lenin-Institut“ Moskau übergeben.

    „Die Suche nach den Dokumenten der Promotion von Karl Marx setzte 1925 ein“, sagt Dr. Joachim Bauer, der Leiter des Jenaer Universitätsarchivs. Seinerzeit habe der Rektor Heinrich Balthasar Gerland anlässlich der 200-Jahrfeier der Russischen Akademie der Wissenschaften die Stadt St. Petersburg besucht, wo er um Kopien der Dokumente gebeten wurde. Parallel dazu versuchte Julius Schaxel, ein Schüler Ernst Haeckels, die Dokumente zu finden. Doch schon damals war die eingereichte Dissertationsschrift nicht mehr auffindbar. Bauer vermutet, dass die Arbeit wegen ihres Umfangs nicht der Akte beigefügt worden war. „Im Druck kam die Doktorarbeit von Karl Marx auf 144 Seiten, was für damalige Zeiten recht viel war“, sagt Bauer. Ergo dürfte die handschriftliche Fassung noch umfangreicher gewesen sein.

    Der unbekannte „Herr Carl Heinrich Marx aus Trier“ wurde später zum Säulenheiligen der kommunistischen Bewegung weltweit. Originaldokumente aus Marx' Hand avancierten deshalb regelrecht zu Heiligtümern. Doch Joachim Bauer betont, dass in gewissem Sinn sogar Blut daran klebt: Wurde doch Dawid Rjasanow, seit 1924 Herausgeber der historisch-kritischen Marx-Engels-Gesamtausgabe, nach seiner Verbannung ins Straflager am 21. Januar 1938 in Saratow erschossen. Die Gesamtausgabe wiederum wurde der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Gegenzug für die Kopien der Marx-Dokumente überreicht. Sie ist heute nur noch fragmentarisch erhalten. Auch diese Facette der Geschichte wird in der Ausstellung gezeigt.

    Eröffnet wird die Schau „Ich präsentiere Ihnen Herrn Carl Heinrich Marx aus Trier …“ am Dienstag (12. April) um 17.00 Uhr durch den Rektor der Universität, Prof. Dr. Klaus Dicke. Im Anschluss wird zu einer kleinen Führung durch die Ausstellung geladen.

    Geöffnet ist die Ausstellung im Rektorberatungsraum des Uni-Hauptgebäudes (Fürstengraben 1) vom 13. bis 19. April täglich außer Sonntag von 10 bis 16 Uhr, der Eintritt ist frei.

    Kontakt:
    Dr. Joachim Bauer
    Universitätsarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Bibliotheksplatz 2, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 940090
    E-Mail: joachim.bauer[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Die Promotionsurkunde von Karl Marx.
    Die Promotionsurkunde von Karl Marx.
    Foto: UAJ/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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