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Wissenschaft
An den Grundschulen in Luxemburg wird der Musikunterricht seit mehreren Jahren nach einem neuen, kindgerechten Konzept gehalten. Davon war der Musikpädagoge Friedhelm Brusniak von der Uni Würzburg so beeindruckt, dass er eine deutsch-luxemburgische Zusammenarbeit auf den Weg gebracht hat.
Das Luxemburger Konzept stammt von den Lehrern Martin Straus und Marie-Thérèse Berns-Merker. Es strebt einen ganzheitlichen, kindgerechten Musikunterricht nach dem Motto "Musik: Das Spiel mit dem Klang" an. Das pädagogische Ziel ist die Heranbildung eines "mündigen Hörers". Das bedeutet: Kinder sollen die Backstreet Boys nicht einfach nur klasse finden, weil alle anderen das auch tun, sondern stattdessen begründen können, warum ihnen gerade die Musik dieser Band gefällt. Die Schüler sollen also über Musik sprechen lernen.
Um dieses Ziel zu erreichen, werden die Zöglinge durch eigene musikschöpferische Arbeit zu den musikalischen Grundelementen hingeführt, die da heißen: Klangfarbe, Rhythmus, Melodie, Harmonie und Dynamik. Das Konzept konzentriert sich laut Prof. Brusniak auf rein musikalische Elemente, "um der möglichen Gefahr einer zu frühen Einbeziehung außermusikalischer Momente zu begegnen". Die in der Schulmusik gern verwendeten Geschichten und Programme würden erst dann hinzugenommen, wenn sie im Gehirn des Kindes keine unauslöschlichen Gedankenverbindungen mehr erzeugen können, etwa nach dem Klangassoziationsmuster "Klarinette/Katze" in Prokofieffs "Peter und der Wolf".
Der Plan einer engeren Zusammenarbeit zwischen den luxemburgischen Grundschullehrern und dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Würzburg entstand nach Seminaren, bei denen die Luxemburger im Wintersemester 2000/01 in Würzburg waren. Diese Seminare, bei denen die Gäste ihr Konzept vorstellten, fanden nach Brusniaks Angaben nicht nur bei Musikstudenten ein außerordentlich positives Echo, sondern auch bei zahlreichen Lehrern der Schulamtsbezirke Würzburg und Würzburg-Land, die zwar selbst Musik unterrichten müssen, aber keine Fachlehrerausbildung haben.
Weitere Erfahrungen sammelten die Würzburger Musikpädagogen und Studierenden im Sommersemester 2001 bei einer vom Universitätsbund unterstützten Exkursion nach Luxemburg. Diese war verbunden mit Auftritten des Universitätschores und des Blasorchesters der Universität bei pädagogischen Konzerten, welche bei den Kindern laut Brusniak einen nachhaltigen Eindruck hinterließen.
Ein Vertrag zwischen der Stadt Luxemburg, dem luxemburgischen Erziehungsministerium und der Universität Würzburg ermöglicht nun die Kooperation zwischen Musikpädagogen aus den beiden Ländern. Das Projekt dient der wissenschaftlichen Begleitung bei der Einführung eines neuen Konzepts für den Musikunterricht nicht nur an deutschen Grundschulen, sondern auch in der musikalischen Früherziehung und an anderen Schulen sowie bei der Erstellung didaktischer Materialien.
Verantwortlich für das Konzept selbst und für die Arbeitsgruppe zur Erstellung der Unterrichtsmaterialien bleiben die Luxemburger Straus und Berns-Merker, während ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Brusniak die Studien wissenschaftlich begleitet. Da eine wechselseitige Hospitation von Lehrern, Studierenden und Dozenten vereinbart wurde, erhoffen sich die Vertragspartner neue Impulse für die elementare Musikpädagogik auf nationaler und internationaler Ebene. In Vorbereitung befinden sich bereits Magister- und Diplomarbeiten, Unterrichts- und Lehrerfortbildungsprojekte, Seminare und ein Symposium.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Friedhelm Brusniak, T (0931) 888-4843, Fax (0931)888-6819, E-Mail:
friedhelm.brusniak@mail.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Kunst / Design, Musik / Theater, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch
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