idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Leuchtend gelb, intensiver Duft: Im April dominieren Rapsfelder ganze Landschaften. Ihr Blütenreichtum lockt Hummeln derart stark an, dass dadurch die Bestäubung von Wildpflanzen geringer ausfällt. Das haben Forscher vom Biozentrum der Uni Würzburg nachgewiesen.
Wo Rapsfelder wie gelbe Teppiche zwischen grünen Wiesenlandschaften liegen, ziehen sie von dort Hummeln und andere Wildbienen ab. Kein Wunder, denn in den massenhaft blühenden Feldern finden die Insekten deutlich mehr Nektar und Pollen.
Für die naturnahen Lebensräume hat das Folgen: Die Echte Schlüsselblume (Primula veris), die in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht, produziert dann 20 Prozent weniger Samen, weil die Hummeln sie nicht mehr so gut bestäuben. Das passiert bereits, wenn die Rapsflächen nur 15 Prozent der umgebenden Landschaft ausmachen. Diesen Effekt haben die Wissenschaftler bei einer großen Freilandstudie auf 67 Flächen in der Region um Göttingen gezeigt.
Andrea Holzschuh vom Biozentrum der Uni Würzburg sieht in dem Mechanismus eine weitere Bedrohung für ohnehin schon gefährdete Wildpflanzen, die zeitgleich mit Raps blühen. Verschärfend kommt hinzu: "Die Anbauflächen von Raps sind in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, weil aus den ölreichen Samen der Pflanze Biodiesel produziert wird.“
Die Auswirkungen großer Rapsfelder auf naturnahe Lebensräume haben Andrea Holzschuh und Ingolf Steffan-Dewenter gemeinsam mit Forschern der Universität Göttingen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig/Halle untersucht. Ihre Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht.
Weitere Forschung im europäischen Verbund
Welchen Einfluss haben massenhaft blühende Felder auf naturnahe Lebensräume? Das wird Andrea Holzschuh auch weiterhin erforschen – als Teilnehmerin im EU-Projekt STEP: Fünf Jahre lang werden 20 Arbeitsgruppen aus 16 Ländern untersuchen, wie der globale Wandel Bienen und ihre Bestäubungsleistung gefährdet.
Die Würzburger Arbeitsgruppe koordiniert in diesem Projekt die Feldforschung in sechs europäischen Ländern. Ziel dabei ist es, weitere Wechselbeziehungen zwischen blühenden Kulturflächen und naturnahen Lebensräumen aufzudecken. Untersucht werden die Auswirkungen auf bestäubende Insekten, auf Wildpflanzen und auf Kulturpflanzen, die von Insekten bestäubt werden.
“Expansion of mass-flowering crops leads to transient pollinator dilution and reduced wild plant pollination”, Andrea Holzschuh, Carsten F. Dormann, Teja Tscharntke, Ingolf Steffan-Dewenter, Proceedings of the Royal Society B, online vorab publiziert am 6. April 2011, doi:10.1098/rspb.2011.0268
EU-Projekt STEP: http://www.step-project.net
Kontakt
Dr. Andrea Holzschuh, Lehrstuhl für Zoologie III (Tierökologie und Tropenbiologie) der Universität Würzburg, T (0931) 31-82380, andrea.holzschuh@uni-wuerzburg.de
Blühende Rapsfelder beherrschen die Landschaft, und das hat Auswirkungen auf naturnahe Lebensräume, ...
Foto: Andrea Holzschuh
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Biologie, Energie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).