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23.11.2001 13:56

Nobelpreisträger Prof. Dr. Rudolf L. Mössbauer zu Gast an der Saar-Uni

Saar - Uni - Presseteam Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Der Nobelpreisträger von 1961 spricht im Rahmen des Kolloquiums des Saarbrücker Sonderforschungsbereichs (SFB) "Grenzflächenbestimmte Materialien" zum Thema
    "Neutrino-Physik"
    am Dienstag, dem 27. November 2001, um 11.00 Uhr c.t.
    im Großen Hörsaal der Anorganischen Chemie, Gebäude 23.

    SFB-Sprecher Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Stefan Hüfner über seinen Gast:

    Prof. R.L. Mössbauer (Emeritus der Technischen Universität München) war der erste der Deutschen, die nach dem Krieg ihr Studium in der Bundesrepublik beendeten und dann für seine Doktorarbeit den Nobel-Preis erhielt (1961). Er erkannte, dass beim radioaktiven Gammazerfall von Atomen, die sich in einem festen Körper befinden, eine endliche Wahrscheinlichkeit dafür besteht, dass die Gammastrahlung mit ihrer natürlichen Linienbreite ausgesandt wird, womit ein Instrument von grosser Empfindlichkeit entdeckt war. Der nach ihm sogenannte "Mössbauereffekt" wurde dann schnell zu einem wichtigen Untersuchungsinstrument der Physik, der Chemie, aber auch der Biologie. Die, die selbst auf diesem Gebiet gearbeitet haben, wissen, welch ungewöhnliche hohe Experimentierkunst Mitte der fünfziger Jahre notwendig war, um diesen gar nicht sehr grossen Effekt mit den seinerzeitigen, relativ wenig empfindlichen physikalischen Messmethoden zu entdecken.

    Das absolute Beharren von Mössbauer auf absoluter Professionalität, was ihn zu seinem Erfolg führte, wird auch durch eine Anekdote gut bestätigt: Als er in den sechziger Jahren einmal vom California Institute of Technology (Passadena/Kalifornien), wo er als Postdoc arbeitete, seine Münchener Kollegen besuchte, lud einer von ihnen ihn nach Hause zum Kaffeetrinken ein und rief noch kurz vorher seine Frau an, um sie auf den hohen Besuch vorzubereiten. Die Wohnung lag nur wenige Minuten von der Technischen Universität entfernt, und bald kamen der Gastgeber und Herr Mössbauer dort an, fanden einen prächtig gedeckten Kaffeetisch mit Kuchen vom Bäcker vor. Die Frau des Gastgebers entschuldigte sich nachdrücklich dafür, dass es ihr in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen sei, einen Kuchen zu backen, sondern dass sie den jetzt auf dem Tisch stehenden beim nächsten Bäcker erstanden hätte. "Macht nichts", soll Herr Mössbauer gesagt haben. "Gnädige Frau, ist schon gut so. Der Kuchen vom Spezialisten ist mir sowieso lieber."

    Anfang der siebziger Jahre wechselte Mössbauer dann sein Arbeitsgebiet vollständig und wandte sich einer interessanten Fragestellung der Hochenergiephysik und Kosmologie zu, nämlich der Neutrinoforschung. Neutrinos sind Teilchen, die keine Masse haben, nur Impulse, die aber trotzdem unbedingt erforderlich sind, wenn man den radioaktiven Zerfall, aber auch das augenblicklich geltende kosmologische Weltmodell verstehen will. In der von der Sonne ausgesandten Neutrinostrahlung gab es damals eine schwerwiegende Anomalie, um deren Aufklärung sich viele Wissenschaftler bemühten. Auch Mössbauer begann, dieses Problem zu bearbeiten, und in seinen sehr sorgfältigen Experimenten spekulierte er schon vor 20 Jahren, dass man die beobachteten Anomalien nur erklären könne, wenn man sogenannte "Neutrinooszillationen" postulierte. Es ist für ihn, den heute Siebzigjährigen, eine grosse Befriedigung, dass vor kurzer Zeit mit sehr aufwendigen Experimenten nachgewiesen werden konnte, dass die seinerzeit von Herrn Mössbauer mit sehr viel geringeren experimentellen Mitteln gefundenen Hinweise auf die Neutrinooszillationen in der Tat existieren. Er gehört damit zu den ganz wenigen grossen Wissenschaftlern, die zweimal in ihrem Leben eine bahnbrechende Entdeckung gemacht haben.

    Fragen beantwortet Ihnen Prof. Dr. Stefan Hüfner
    Tel: 0681 - 302 2407


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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