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19.04.2011 13:13

Mythos „Indianer“: Mainzer Amerikanistik lädt zu öffentlichen Vorträgen ein

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Neu gegründetes Zentrum für vergleichende Indigenitätsforschung organisiert im Sommersemester 2011 Vorlesungsreihe zum Mythos „Indianer”

    Der „Indianer“ ist eine Figur, die nicht nur aus dem Wild-West-Film Hollywoods nicht mehr wegzudenken ist. In welchem Verhältnis aber steht dieses mythische Bild des „Indianers“ zur Lebenswirklichkeit der indigenen Bevölkerung der USA heute?

    Überall auf der Welt leben Menschen mit indigenen Wurzeln - Nachkommen von Ureinwohnern, die nach Eroberungen oder Kolonialisierung an den Rand der neuen Gesellschaft gedrängt wurden. Indigene Völker gibt es auf allen Kontinenten von den Samen im Norden Skandinaviens bis zu den Mapuche in Südamerika, von den Pygmäen in Afrika zu den Maori in Neuseeland. Der Gegensatz von Selbst- und Fremddarstellung indigener Gruppen in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien ist Gegenstand einer Ringvorlesung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), die am 21. April 2011 mit einer Einführungsvorlesung zum Mythos „Indianer“ beginnt. Die Vorlesung, die in der Amerikanistik angesiedelt ist, steht im Zusammenhang mit dem neu gegründeten Zentrum für vergleichende Indigenitätsforschung (Center for Comparative Native and Indigenous Studies, CCNIS).

    In der Ringvorlesung „Vanishing Indians and Disappearing Inuits? Envisioning Comparative Indigenous Studies“ werden ab 21. April jeden Donnerstag renommierte deutsche und internationale Wissenschaftler und Autoren die mythischen Darstellungen indigener Völker, die im westlichen Bewusstsein vorherrschen, aufbrechen. „Wenn wir von Indianern oder indigenen Völkern sprechen, geistert noch immer das Bild vom edlen Wilden durch die Köpfe vieler Menschen. Das ist einfach nicht richtig“, sagt Prof. Dr. Mita Banerjee, die Leiterin des Zentrums. Dementsprechend befasst sich ein Vortrag der Reihe auch mit einem „edlen Wilden“, der speziell in Deutschland die Vorstellung vom Ureinwohner Amerikas entscheidend geprägt hat: Karl Mays Romanfigur Winnetou ist am 26. Mai das Thema von Prof. Dr. Ulrich Breuer. „Tote Rote – Winnetou als Bildungslücke“ lautet sein Vortragstitel; er verweist somit schon auf ein Charakteristikum, das bei der westlichen Darstellung indigener Völker, seien es die amerikanischen „Indianer“, die gemeinhin als „Eskimos“ bezeichneten Inuit oder die australischen Aborigines, dominiert: „Gerade die indigenen Völker Nordamerikas werden zumeist als längst ausgestorben dargestellt. Diese Vorstellung, die in der westlichen Literatur und in Hollywood-Filmen verbreitet wird, hat genau wie viele andere Mythen nichts mit der Realität zu tun. Wir wollen die Bilder, die sich die sogenannte zivilisierte westliche Welt von indigenen Völkern gemacht hat und immer noch macht, prüfen und kritisch analysieren“, erklärt Mita Banerjee die Aufgabenstellung der Ringvorlesung.

    Entsprechend interdisziplinär ist die Vorlesungsreihe angelegt: International bekannte Theaterwissenschaftler (Prof. Dr. Helen Gilbert, University of London und Prof. Dr. Christopher Balme, LMU München) werden genauso an der JGU sprechen wie Geschichtswissenschaftler (Prof. Dr. Jan Kusber, Osteuropäische Geschichte, Universität Mainz), und Juristen (Prof. Dr. Dieter Dörr, Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht, Medienrecht, Universität Mainz). Der australische Autor Kim Scott, dessen Vorfahren Aborigines sind, wird sein Werk und die traumatische Geschichte der sogenannten „gestohlenen Generation“ im Juli vorstellen. Bei einem vorgezogenen Vortrag der Ringvorlesung im März hat zudem schon der bedeutende indianische Autor und Wissenschaftler Gerald Vizenor (University of New Mexico) an der JGU über seine Arbeit und die eigene Biographie gesprochen.

    Das Konzept der Indigenitätsforschung soll zwei bereits bestehende Schwerpunkte der Mainzer Amerikanistik ergänzen: die Autobiographie- und Biographieforschung, zu der bereits ein von Prof. Dr. Alfred Hornung, Prof. Dr. Oliver Scheiding und Jun.-Prof. Dr. Nicole Waller gemeinsam geleitetes Mini-Doktorandenkolleg besteht; und die Beschäftigung mit ökologischen Fragestellungen, einem Thema, zu dem Prof. Alfred Hornung im Sommer 2010 an der JGU ein internationales Symposium ausrichtete, für das er die auf dem Gebiet des „Ecocriticism“ führenden Wissenschaftler/-innen gewinnen konnte.

    Die Veranstaltungen der Ringvorlesung im Sommersemester 2011, unterstützt vom Forschungszentrum Sozial- und Kulturwissenschaften Mainz (SoCuM), finden immer donnerstags von 10 bis 12 Uhr im Hörsaal N2 (Muschel), Campus der Universität Mainz statt. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Weitere Informationen zur Ringvorlesung: http://www.amerikanistik.uni-mainz.de/.

    Weitere Informationen:
    Univ.-Prof. Dr. Mita Banerjee
    Department of English and Linguistics
    Forschungs- und Lehrbereich Amerikanistik
    Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
    D 55099 Mainz
    Tel. +49 6131 39-22711
    Fax +49 6131 39-22480
    E-Mail: mita.banerjee@uni-mainz.de


    Weitere Informationen:

    http://www.english-and-linguistics.uni-mainz.de/236.php


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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