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Wissenschaft
Indogermanisten der Universität Jena ehren August Schleicher mit Tagung am 11./12. Mai
Während ihres Besuchs in Jena vor einigen Jahren waren litauische Sprachforscher sehr ergriffen. Schließlich bewegten sie sich auf den Pfaden eines Nationalheiligen: August Schleicher (1821-1868). Der Sprachwissenschaftler, der elf Jahre lang an der Universität Jena lehrte und forschte, hatte die Grundlagen für die Erforschung des Litauischen als indogermanische Sprache geschaffen. „In Litauen hat August Schleicher den gleichen Stellenwert wie Wilhelm Tell in der Schweiz“, erklärt die Indogermanistin Prof. Dr. Rosemarie Lühr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Doch nicht nur für die Litauer hat Schleicher eine große Bedeutung. In Jena gehörte er zu den Wegbereitern für die Indogermanistik.
Deshalb feiern die Jenaer Indogermanisten den 190. Geburtstag Schleichers mit der internationalen Tagung „Schleichers Erben – 200 Jahre Forschung zum Baltischen und Slawischen“ am 11. und 12. Mai. „Wir sehen uns teilweise in direkter Nachfolge von August Schleicher“, sagt Prof. Lühr. „Er war ein strikter Modernisierer unserer Wissenschaft und auch ich bemühe mich, immer wieder moderne Theorien an das Fach heranzutragen.“ So sei Schleicher in der Sprachwissenschaft untrennbar mit der Stammbaumtheorie verbunden, die besagt, dass alle indogermanischen Sprachen von einer Ursprache ausgehen.
Das Thema der Tagung orientiert sich an einem weiteren Forschungsschwerpunkt des Vorreiters der Indogermanistik – den slawischen Sprachen. Der gebürtige Meininger hatte beispielsweise als erster eine umfangreiche Beschreibung des Slawischen vorgelegt und damit eine elementare Basis für weitere Forschungen geschaffen. In Litauen führte Schleicher umfangreiche Feldforschungen durch, zeichnete litauische Märchen und Sprichwörter auf und widmete sich den Wurzeln dieser Sprache. „Im Litauischen finden wir Erscheinungen, die unmittelbar aus dem Indogermanischen stammen“, erläutert die Jenaer Indogermanistin. „So finden sich in der Intonation Spuren der sogenannten Laryngale, die vor etwa 6.000 Jahren Bestandteil des rekonstruierten Urindogermanischen waren. In keiner anderen Sprache treten sie heute noch so deutlich hervor.“ Auf der Tagung wenden sich die 50 Forscher, Nachwuchswissenschaftler und Studierenden aus sieben Ländern neben dem Litauischen auch dem Lettischen als weiterer baltischer Sprache oder dem Serbischen und Sorbischen als slawischen Sprachen zu. Am 11. Mai veranstalten die Jenaer Indogermanisten zudem für ihre Gäste einen „Baltischen Abend“ mit entsprechenden Speisen und einer Lesung aus der litauischen Literatur.
August Schleicher lebte und wirkte von 1857 bis zu seinem Tod 1868 in Jena. Er war eng befreundet mit dem berühmten Biologen und Philosophen Ernst Haeckel, mit dem er seine Ideen vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie diskutieren und weiterentwickeln konnte. Durch seinen frühen Tod blieben viele Werke unvollendet. Das Grab Schleichers befindet sich auf dem Johannisfriedhof in Jena.
Terminhinweis:
Die für alle Interessierten offene Veranstaltung „Schleichers Erben – 200 Jahre Forschung zum Baltischen und Slawischen“ beginnt am 11. Mai um 13.30 Uhr in den Rosensälen der Universität Jena (Fürstengraben 27).
Kontakt:
Prof. Dr. Rosemarie Lühr
Lehrstuhl für Indogermanistik der Universität Jena
Zwätzengasse 12, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944380
E-Mail: Rosemarie.Luehr[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Rosemarie Lühr ist Lehrstuhlinhaberin für Indogermanistik an der Universität Jena.
Foto: Anne Günther/FSU
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Der Wegbereiter der Indogermanistik August Schleicher starb 1868 in Jena und ist dort auf dem Johann ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Sprache / Literatur
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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