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18.05.2011 09:36

Europa und der Orient

Klaus P. Prem Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Universität Augsburg

    Mit einem Vortrag der Basler Historikerin Almut Höfert über die "Türkengefahr" im 15./16. Jahrhundert startet am 23. Mai eine fünfteilige Vortragsreihe im Colloquium Augustanum des Instituts für Europäische Kulturgeschichte.

    Augsburg/KPP - Mit einer Einführung in das Semesterthema "Europa und der Orient" durch den Geschäftsführenden Direktor Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber und mit einem anschließenden Vortrag von Dr. Almut Höfert (Universität Basel) startet am kommenden Montag, dem 23. Mai 2011, das Colloquium Augustanum des Instituts für Europäische Kulturgeschichte. Vier weitere Vorträge werden sich im Laufe des Semesters zentralen Aspekten des Verhältnisses Europas zum Orient widmen und der Bedeutung dieses Verhältnisses für die Entstehung und Entwicklung der europäischen Kultur nachgehen.

    "Die europäische Kultur ist weder einfach aus sich selbst heraus entstanden noch entwickelt sie sich aus sich selbst heraus fort. Vielmehr bildete und bildet sie sich maßgeblich durch Verarbeitung von Ideen, Praktiken und Produkten, die von außen kamen und kommen. Zu den wichtigsten Lieferanten zählt der Orient, dessen genaue Definition – Morgenland, Arabien, Naher Osten, Ferner Osten – sich erst allmählich ergab. Gerade für Augsburg mit seinem hohen Anteil an Migranten aus derjenigen Weltregion, die auch heute noch gerne als Orient bezeichnet wird, ist das Thema unserer aktuellen Vortragsserie im Colloquium Augustanum also von wesentlicher Bedeutung", meint Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Europäische Kulturgeschichte.

    Bereits das klassische Griechenland habe wesentlich Kleinasiatisch-Östliches vermittelt, und erst recht sei mit dem Christentum eine orientalische Ausrichtung verbunden gewesen. "Spätantike und Mittelalter", erläutert Weber weiter, "hatten ihren Schwerpunkt im Mittelmeerraum, der seit der Ausbreitung des Islam im 7./8. Jahrhundert in wachsendem Maße orientalisch bestimmt war. Byzanz war ebenso orientalisch geprägt. Die mongolischen Ausgriffe brachten Fernöstliches mit sich, das aber wenig wirksam wurde. Mit dem Osmanischen Reich stieß der Orient sogar direkt nach Südost- und Mitteleuropa vor. Dessen Abwehr, allmähliche Zurückdrängung und halbe Anerkennung als Faktor im europäischen Staatensystem bis weit in das 19. Jahrhundert hinein waren mit neuen Kontakten und Austauschvorgängen verbunden. Schließlich verstärkte die europäische Ausbreitung nach Afrika und Asien den Import des Orients nach Europa und die europäische Beeinflussung des Orients in welthistorisch entscheidender Weise." Mit der heutigen Globalisierung seien ähnliche Wirkungen verbunden, meint Weber. Neu dabei sei aber, dass der Menschenaustausch ganz erhebliche Ausmaße angenommen habe.

    Die "Türkengefahr" im 15. und 16. Jahrhundert: zum Vortrag am 23. Mai

    Die "Türkengefahr" in der Frühen Neuzeit wird in öffentlichen Diskussionen häufig als ein Beispiel herangezogen, um Europa und den Islam als Kulturen darzustellen, die historisch immer wieder miteinander in Konflikt gerieten. Im ersten Vortrag der Reihe "Europa und der Orient" betrachtet die Basler Historikerin und Islamwissenschaftlerin Dr. Almut Höfert die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 und geht von ihr aus der Frage nach, wie die Vorstellung einer "Türkengefahr“ entstand. Wie reagierten die verschiedenen europäischen Mächte auf die osmanische Expansion? Welche Rolle spielte der 1454 erfundene Buchdruck, der mit der Verbreitung von Druckschriften und der sprunghaft angestiegenen Vervielfältigung von Büchern eine neue gesellschaftliche Dynamik ermöglichte? Welche Erfahrungen machten europäische Reisende, die das Osmanische Reich aus eigener Anschauung kennenlernten? Und ist vor dem Hintergrund der Antworten auf diese Fragen die damalige Konstellation als ein Kulturkonflikt zwischen Europa und dem Islam zu bewerten?

    Zur Referentin

    Dr. Almut Höfert studierte in Bonn, Kairo und Freiburg Geschichte und Islamwissenschaften und setzte ihre Arabischstudien in mehreren Sprachaufenthalten an der Universität Tunis fort. Nach dem Studium arbeitete sie in regionalgeschichtlichen Projekten zur badischen Geschichte und war 1995/96 wissenschaftliche Mitarbeiterin in Würzburg. 1996 nahm sie ihr Promotionsstudium am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz auf, wo sie zugleich als Research Assistent bei Regina Schulte arbeitete. Nach Abschluss ihrer Dissertation 2001 in Florenz trat sie in Basel eine Assistenz im Bereich Frühe Neuzeit an und begann ihr Habilitationsprojekt über Kaisertum und Kalifat im Früh- und Hochmittelalter. 2005/06 war sie für einen Forschungsaufenthalt Visiting Scholar an der American University in Kairo, 2006/07 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Seit Sommer 2007 arbeitet sie wieder am Historischen Seminar Basel.
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    Gesamtprogramm der Vortragsserie "Europa und der Orient"

    23. Mai 2011
    • Europa und der Orient. Eine Einführung / Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber (Augsburg)
    • Die “Türkengefahr" im 15. und 16. Jahrhundert - ein Konflikt zwischen Europa und dem Islam? / Dr. Almut Höfert (Basel)

    6. Juni 2011
    • Die muslimische Entdeckung Europas / Prof. Dr. Michael Ursinus (Heidelberg)

    20. Juni 2011
    • Der Niedergangsdiskurs in der islamischen Welt / Prof. Dr. Christoph Herzog (Bamberg)

    4. Juli 2011
    • Die Modernität Istanbuls im 19. Jahrhundert / Prof. Dr. Christoph K. Neumann (München)

    18. Juli 2011
    • Der Orient als andere Antike. Exotismus, Antikennachahmung und die Renaissance polychromer Plastik im 19. Jahrhundert / Prof. Dr. Albert Dietl (Regensburg)
    • Europa und der Orient. Eine Bilanz / Prof. Dr. Wolfgang E. J. Weber (Augsburg)

    Die Vorträge beginnen jeweils um 18.15 Uhr im HS III des Großen Hörsaalzentrums der Universität Augsburg (Universitätsstraße 10, 86159 Augsburg). Der Eintrit ist frei.
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    Ansprechpartner:
    Dr. Stefan Paulus, Telefon 0821/598-5843, stefan.paulus@iek.uni-augsburg.de


    Bilder

    Fünf Vorträge zum Themenkreis "Europa und der Orient" stehen im Sommersemester auf dem Programm des Colloquium Augustanum.
    Fünf Vorträge zum Themenkreis "Europa und der Orient" stehen im Sommersemester auf dem Programm des ...
    Gestaltung: www.waldmann-weinold.de
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    Anhang
    attachment icon Programmflyer Colloquium Augustanum SS 2011

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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