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Jena (05.12.01) Er ist einer der bekanntesten ägyptischen Intellektuellen: der Sozialwissenschaftler Saad Eddin Ibrahim. Seit Jahrzehnten schon setzt sich der 62-jährige Wissenschaftler für die Verständigung zwischen Ägyptern, Israelis und Palästinensern und zwischen den koptischen Christen (die etwa 7 Prozent der ägyptischen Bevölkerung stellen) und der muslimischen Mehrheit ein. Daneben kämpft er für mehr Demokratie und für die Menschenrechte in seinem Heimatland. 1988 gründete er das international anerkannte Ibn-Khaldun-Zentrum für Entwicklungsstudien, benannt nach einem herausragenden arabischen Gelehrten des 14. Jahrhunderts.
Dafür wird ihm die Ulrich-Zwiener-Stiftung für Internationale Verständigung und Menschenrechte am 15. Februar des nächsten Jahres ihren gleichnamigen Preis verleihen. Die Stiftung will damit gleichzeitig ihre Wertschätzung für die arabische Kultur und ihre lange Tradition von Toleranz und Achtung des Menschen ausdrücken. Der Preis ist mit 5000 Mark dotiert.
Doch den Preis wird Ibrahim nicht persönlich entgegennehmen können: Er sitzt zurzeit, zu sieben Jahren Haft verurteilt, in einem Gefängnis in Kairo. Für Ibrahim wird deshalb seine Frau zur Preisverleihung kommen, den Festvortrag wird die angesehene Islamforscherin Annemarie Schimmel halten, Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels.
Ibrahims Vergehen: Vor den ägyptischen Wahlen im letzten Jahr hatte er die Wähler über ihre Rechte aufgeklärt und in einem Dokumentarfilm Wahlunregelmäßigkeiten aufgedeckt. So etwas sieht man im autokratisch regierten Ägypten nicht gern. Deshalb wurden er und einige seiner Mitarbeiter vor ein nichtöffentliches Sondergericht gestellt. Die Handhabe dazu bot ausgerechnet ein Gesetz, das dazu gedacht war, die Finanzquellen radikaler Islamisten zu verstopfen: Es verbietet die Annahme ausländischer Gelder ohne staatliche Erlaubnis. Und für seine Untersuchungen hatten Ibrahim und sein Institut Geld erhalten - von der Europäischen Union.
Zu Haftstrafen zwischen einem und fünf Jahren wurden auch sieben seiner Mitarbeiter verurteilt. Zahlreiche Organisationen und Politiker protestierten gegen die Verurteilung Ibrahims, darunter die Europäische Union, Amnesty International, Human Rights Watch und die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung, ohne indes etwas ausrichten zu können. Eigentlich, so Peter Beinart, Herausgeber der international angesehenen Zeitschrift "The New Republic", hätte Ibrahim den diesjährigen Friedensnobelpreis bekommen müssen und nicht UN-Generalsekretär Kofi Annan.
Ibrahim hat unter der Adresse http://www.democracy-egypt.org/ eine eigene Seite im Internet. Unter http://www.ibnkhaldun.org/ finden Sie dort auch das Ibn-Khaldun-Zentrum.
Der Preis für Internationale Verständigung und Menschenrechte der Ulrich-Zwiener-Stiftung wird alle drei Jahre vergeben. Bisherige Preisträger waren der erste Ministerpräsident des freien Polens, Tadeusz Mazowiecki, und die Krankenschwester Yolande Mukagasana aus Ruanda, die entscheidend dazu beitrug, dass die Massaker an einer Million Menschen in ihrem Heimatland aufgeklärt wurden und die sich seitdem um die Versöhnung von Hutu und Tutsi bemüht.
Weitere Informationen: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Collegium Europaeum Jenense, Schillerhaus, Schillergäßchen 2, 07745 Jena, Telefon 03641 / 93 11 86, Fax 03641 / 93 11 87 und im Internet: http://www.cejweb.org und http://www.uzst.org
http://www.democracy-egypt.org
http://www.ibnkhaldun.org
http://www.cejweb.org
http://www.uzst.org
Erhält den Jenaer Menschenrechtspreis: Saad Eddin Ibrahim
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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